Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_098.001 Bäche schmiegen pba_098.011 Sich gesellig an. Nun tritt er pba_098.012 Jn die Eb'ne silberprangend, pba_098.013 Und die Eb'ne prangt mit ihm, pba_098.014 Und die Flüsse von der Eb'ne pba_098.015 Und die Bäche von den Bergen pba_098.016 Jauchzen ihm und rufen: Bruder! pba_098.017 Bruder, nimm die Brüder mit, pba_098.018 Mit zu deinem alten Vater, pba_098.019 Zu dem ew'gen Ocean, pba_098.020 Der mit ausgespannten Armen pba_098.021 Unser wartet, pba_098.022 Die sich, ach! vergebens öffnen, pba_098.023 Seine Sehnenden zu fassen; pba_098.024 Denn uns frißt in öder Wüste pba_098.025 Gier'ger Sand; die Sonne droben pba_098.026 Saugt an unserm Blut; ein Hügel pba_098.027 Hemmet uns zum Teiche. Bruder, pba_098.028 Nimm die Brüder von der Eb'ne, pba_098.029 Nimm die Brüder von den Bergen pba_098.030 Mit, zu deinem Vater, mit! pba_098.031 Kommt ihr alle! --
pba_098.001 Bäche schmiegen pba_098.011 Sich gesellig an. Nun tritt er pba_098.012 Jn die Eb'ne silberprangend, pba_098.013 Und die Eb'ne prangt mit ihm, pba_098.014 Und die Flüsse von der Eb'ne pba_098.015 Und die Bäche von den Bergen pba_098.016 Jauchzen ihm und rufen: Bruder! pba_098.017 Bruder, nimm die Brüder mit, pba_098.018 Mit zu deinem alten Vater, pba_098.019 Zu dem ew'gen Ocean, pba_098.020 Der mit ausgespannten Armen pba_098.021 Unser wartet, pba_098.022 Die sich, ach! vergebens öffnen, pba_098.023 Seine Sehnenden zu fassen; pba_098.024 Denn uns frißt in öder Wüste pba_098.025 Gier'ger Sand; die Sonne droben pba_098.026 Saugt an unserm Blut; ein Hügel pba_098.027 Hemmet uns zum Teiche. Bruder, pba_098.028 Nimm die Brüder von der Eb'ne, pba_098.029 Nimm die Brüder von den Bergen pba_098.030 Mit, zu deinem Vater, mit! pba_098.031 Kommt ihr alle! —
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0116" n="98"/> <p><lb n="pba_098.001"/> Die liebliche Jdylle, welche ihn mit dem Schönsten umgab, was <lb n="pba_098.002"/> das in beschränktem Kreise Genüge findende Herz sich ersehnen kann, <lb n="pba_098.003"/> und die er selbst mit dem Köstlichsten geschmückt hat, was er in sich <lb n="pba_098.004"/> hatte, vermag ihn nicht aufzuhalten. Zugleich ist die innere Fülle übermächtig <lb n="pba_098.005"/> angeschwollen und durch mannigfaltige neue Entwickelungen, die <lb n="pba_098.006"/> ihn bald von seiner Bahn ablenken, bald mit desto größerer Kraft zu <lb n="pba_098.007"/> ihr zurückführen, drängt es ihn vorwärts der immer weiter verbreiteten, <lb n="pba_098.008"/> ihm bestimmten, großen Wirksamkeit zu: „nach der Eb'ne dringt sein <lb n="pba_098.009"/> Lauf, schlangenwandelnd!“</p> <lb n="pba_098.010"/> <lg> <l>Bäche schmiegen</l> <lb n="pba_098.011"/> <l>Sich gesellig an. Nun tritt er</l> <lb n="pba_098.012"/> <l>Jn die Eb'ne silberprangend,</l> <lb n="pba_098.013"/> <l>Und die Eb'ne prangt mit ihm,</l> <lb n="pba_098.014"/> <l>Und die Flüsse von der Eb'ne</l> <lb n="pba_098.015"/> <l>Und die Bäche von den Bergen</l> <lb n="pba_098.016"/> <l>Jauchzen ihm und rufen: Bruder!</l> <lb n="pba_098.017"/> <l>Bruder, nimm die Brüder mit,</l> <lb n="pba_098.018"/> <l>Mit zu deinem alten Vater,</l> <lb n="pba_098.019"/> <l>Zu dem ew'gen Ocean,</l> <lb n="pba_098.020"/> <l>Der mit ausgespannten Armen</l> <lb n="pba_098.021"/> <l>Unser wartet,</l> <lb n="pba_098.022"/> <l>Die sich, ach! vergebens öffnen,</l> <lb n="pba_098.023"/> <l>Seine Sehnenden zu fassen;</l> <lb n="pba_098.024"/> <l>Denn uns frißt in öder Wüste</l> <lb n="pba_098.025"/> <l>Gier'ger Sand; die Sonne droben</l> <lb n="pba_098.026"/> <l>Saugt an unserm Blut; ein Hügel</l> <lb n="pba_098.027"/> <l>Hemmet uns zum Teiche. Bruder,</l> <lb n="pba_098.028"/> <l>Nimm die Brüder von der Eb'ne,</l> <lb n="pba_098.029"/> <l>Nimm die Brüder von den Bergen</l> <lb n="pba_098.030"/> <l>Mit, zu deinem Vater, mit!</l> </lg> <p><lb n="pba_098.031"/> Jetzt beginnt er seine Sendung zu erfüllen: zuerst folgen nur die <lb n="pba_098.032"/> zunächst ihn Umgebenden seiner fortreißenden Führung; bald aber erweckt <lb n="pba_098.033"/> sein leuchtendes Beispiel von überallher die geringeren Talente, sich <lb n="pba_098.034"/> dem gleichen Streben mit ihm zu weihen. Wie lange hatten die Kräfte <lb n="pba_098.035"/> sich vergebens gemüht das klassische Jdeal iu der Poesie zu erreichen! <lb n="pba_098.036"/> Jn der angeerbten Furchtsamkeit vor den engen Schranken der Konvenienz <lb n="pba_098.037"/> waren sie erlahmt und verkümmert, falsch verstandene Regeln <lb n="pba_098.038"/> hatten ihnen die Bahn versperrt. Nun riß sie dieser mächtige Genius <lb n="pba_098.039"/> mit sich fort, der mit zaubergewaltiger Sprache gleichsam die Natur <lb n="pba_098.040"/> seinem Zeitalter erschloß und aller zartesten und stärksten Empfindung <lb n="pba_098.041"/> freie Bahn schuf.</p> <lb n="pba_098.042"/> <lg> <l>Kommt ihr alle! —</l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [98/0116]
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Die liebliche Jdylle, welche ihn mit dem Schönsten umgab, was pba_098.002
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und die er selbst mit dem Köstlichsten geschmückt hat, was er in sich pba_098.004
hatte, vermag ihn nicht aufzuhalten. Zugleich ist die innere Fülle übermächtig pba_098.005
angeschwollen und durch mannigfaltige neue Entwickelungen, die pba_098.006
ihn bald von seiner Bahn ablenken, bald mit desto größerer Kraft zu pba_098.007
ihr zurückführen, drängt es ihn vorwärts der immer weiter verbreiteten, pba_098.008
ihm bestimmten, großen Wirksamkeit zu: „nach der Eb'ne dringt sein pba_098.009
Lauf, schlangenwandelnd!“
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Bäche schmiegen pba_098.011
Sich gesellig an. Nun tritt er pba_098.012
Jn die Eb'ne silberprangend, pba_098.013
Und die Eb'ne prangt mit ihm, pba_098.014
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Bruder, nimm die Brüder mit, pba_098.018
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Zu dem ew'gen Ocean, pba_098.020
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Nimm die Brüder von der Eb'ne, pba_098.029
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Mit, zu deinem Vater, mit!
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Jetzt beginnt er seine Sendung zu erfüllen: zuerst folgen nur die pba_098.032
zunächst ihn Umgebenden seiner fortreißenden Führung; bald aber erweckt pba_098.033
sein leuchtendes Beispiel von überallher die geringeren Talente, sich pba_098.034
dem gleichen Streben mit ihm zu weihen. Wie lange hatten die Kräfte pba_098.035
sich vergebens gemüht das klassische Jdeal iu der Poesie zu erreichen! pba_098.036
Jn der angeerbten Furchtsamkeit vor den engen Schranken der Konvenienz pba_098.037
waren sie erlahmt und verkümmert, falsch verstandene Regeln pba_098.038
hatten ihnen die Bahn versperrt. Nun riß sie dieser mächtige Genius pba_098.039
mit sich fort, der mit zaubergewaltiger Sprache gleichsam die Natur pba_098.040
seinem Zeitalter erschloß und aller zartesten und stärksten Empfindung pba_098.041
freie Bahn schuf.
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