Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumann, Christoph (Hrsg.): Kirchen-Gebeth-Buch. Dresden, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Sünde für uns gemacht/ der du doch von keiner Sünde wustest/ auf
daß wir würden in dir die Gerechtigkeit/ die für GOtt gilt. Du bist
worden ein Fluch für uns/ auf daß du uns vom Fluch des Gesetzes erlö-
setest. Du liessest dich fangen und binden/ auf daß wir Kinder des To-
des frey/ und unsere Sündenstricke zerrissen würden. Deine Seele
ward betrübt biß in den Tod/ damit wir Freudigkeit und Zugang erlan-
geten. Du hast gezittert und gezaget/ Blut geschwitzet/ und mit dem To-
de gerungen/ daß unser Mund voll Lachens/ und unsere Zunge voll rüh-
mens/ ja daß unsere blutrothe Sünden schneeweiß/ und wir Abscheuli-
chen wie Wolle werden möchten. Dein Angesicht ward voller Schande/
auf daß wir unsere Häupter desto freudiger empor hieben. Du liessest dich
krönen mit Dornen/ auf daß wir die Krone der Gerechtigkeit und des
Lebens möchten davon tragen. Du liessest dich geisseln/ damit wir durch
deine Wunden heil würden/ und der höllischen Geisselung entgingen.
Du liessest dich ausziehen/ und mit dem Purpur-Mantel höhnen/ auf
daß wir von dir möchten angezogen werden mit den Kleidern des Heils/
und mit dem Rocke der Gerechtigkeit gekleidet. Du liessest dich/ als
Mosis Schlange/ am Creutzes-Holtz erhöhen/ du wurdest unter die
Ubelthäter gerechnet/ damit wir durch dein Anschauen von allem Sün-
den-Gifft frey würden/ und ewig für dir lehten. Eßig und Galle hast
du gekostet/ du hast gedürstet/ du bist von GOtt verlassen worden/ da-
mit wir essen möchten vom Holtz des Lebens im Paradies/ und daß wir
bey GOTT in der Gemeinschafft der heiligen Engel mit Wohllust ge-
träncket würden/ als mit einem Strom. Du hast dein Blut reichlich
vergossen/ auf daß wir eine überflüßige Erlösung hätten/ und dein Blut
uns reinigte von allen unseren Sünden. Du hast über diß gar den Tod
geschmäcket/ damit wir Leben und volle Gnügehätten. Du hast endlich
in dein Grab unsere Sünde mit hineingenommen/ auf daß die Sünde zu-

gesie-
b 3

Sünde für uns gemacht/ der du doch von keiner Sünde wuſteſt/ auf
daß wir würden in dir die Gerechtigkeit/ die für GOtt gilt. Du biſt
worden ein Fluch für uns/ auf daß du uns vom Fluch des Geſetzes erlö-
ſeteſt. Du lieſſeſt dich fangen und binden/ auf daß wir Kinder des To-
des frey/ und unſere Sündenſtricke zerriſſen würden. Deine Seele
ward betrübt biß in den Tod/ damit wir Freudigkeit und Zugang erlan-
geten. Du haſt gezittert und gezaget/ Blut geſchwitzet/ und mit dem To-
de gerungen/ daß unſer Mund voll Lachens/ und unſere Zunge voll rüh-
mens/ ja daß unſere blutrothe Sünden ſchneeweiß/ und wir Abſcheuli-
chen wie Wolle werden möchten. Dein Angeſicht ward voller Schande/
auf daß wir unſere Häupter deſto freudiger empor hieben. Du lieſſeſt dich
krönen mit Dornen/ auf daß wir die Krone der Gerechtigkeit und des
Lebens möchten davon tragen. Du lieſſeſt dich geiſſeln/ damit wir durch
deine Wunden heil würden/ und der hölliſchen Geiſſelung entgingen.
Du lieſſeſt dich ausziehen/ und mit dem Purpur-Mantel höhnen/ auf
daß wir von dir möchten angezogen werden mit den Kleidern des Heils/
und mit dem Rocke der Gerechtigkeit gekleidet. Du lieſſeſt dich/ als
Moſis Schlange/ am Creutzes-Holtz erhöhen/ du wurdeſt unter die
Ubelthäter gerechnet/ damit wir durch dein Anſchauen von allem Sün-
den-Gifft frey würden/ und ewig für dir lehten. Eßig und Galle haſt
du gekoſtet/ du haſt gedürſtet/ du biſt von GOtt verlaſſen worden/ da-
mit wir eſſen möchten vom Holtz des Lebens im Paradies/ und daß wir
bey GOTT in der Gemeinſchafft der heiligen Engel mit Wohlluſt ge-
träncket würden/ als mit einem Strom. Du haſt dein Blut reichlich
vergoſſen/ auf daß wir eine überflüßige Erlöſung hätten/ und dein Blut
uns reinigte von allen unſeren Sünden. Du haſt über diß gar den Tod
geſchmäcket/ damit wir Leben und volle Gnügehätten. Du haſt endlich
in dein Grab unſere Sünde mit hineingenom̃en/ auf daß die Sünde zu-

geſie-
b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0015" n="13"/>
Sünde für uns gemacht/ der du doch von keiner Sünde wu&#x017F;te&#x017F;t/ auf<lb/>
daß wir würden in dir die Gerechtigkeit/ die für GOtt gilt. Du bi&#x017F;t<lb/>
worden ein Fluch für uns/ auf daß du uns vom Fluch des Ge&#x017F;etzes erlö-<lb/>
&#x017F;ete&#x017F;t. Du lie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t dich fangen und binden/ auf daß wir Kinder des To-<lb/>
des frey/ und un&#x017F;ere Sünden&#x017F;tricke zerri&#x017F;&#x017F;en würden. Deine Seele<lb/>
ward betrübt biß in den Tod/ damit wir Freudigkeit und Zugang erlan-<lb/>
geten. Du ha&#x017F;t gezittert und gezaget/ Blut ge&#x017F;chwitzet/ und mit dem To-<lb/>
de gerungen/ daß un&#x017F;er Mund voll Lachens/ und un&#x017F;ere Zunge voll rüh-<lb/>
mens/ ja daß un&#x017F;ere blutrothe Sünden &#x017F;chneeweiß/ und wir Ab&#x017F;cheuli-<lb/>
chen wie Wolle werden möchten. Dein Ange&#x017F;icht ward voller Schande/<lb/>
auf daß wir un&#x017F;ere Häupter de&#x017F;to freudiger empor hieben. Du lie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t dich<lb/>
krönen mit Dornen/ auf daß wir die Krone der Gerechtigkeit und des<lb/>
Lebens möchten davon tragen. Du lie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t dich gei&#x017F;&#x017F;eln/ damit wir durch<lb/>
deine Wunden heil würden/ und der hölli&#x017F;chen Gei&#x017F;&#x017F;elung entgingen.<lb/>
Du lie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t dich ausziehen/ und mit dem Purpur-Mantel höhnen/ auf<lb/>
daß wir von dir möchten angezogen werden mit den Kleidern des Heils/<lb/>
und mit dem Rocke der Gerechtigkeit gekleidet. Du lie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t dich/ als<lb/>
Mo&#x017F;is Schlange/ am Creutzes-Holtz erhöhen/ du wurde&#x017F;t unter die<lb/>
Ubelthäter gerechnet/ damit wir durch dein An&#x017F;chauen von allem Sün-<lb/>
den-Gifft frey würden/ und ewig für dir lehten. Eßig und Galle ha&#x017F;t<lb/>
du geko&#x017F;tet/ du ha&#x017F;t gedür&#x017F;tet/ du bi&#x017F;t von GOtt verla&#x017F;&#x017F;en worden/ da-<lb/>
mit wir e&#x017F;&#x017F;en möchten vom Holtz des Lebens im Paradies/ und daß wir<lb/>
bey GOTT in der Gemein&#x017F;chafft der heiligen Engel mit Wohllu&#x017F;t ge-<lb/>
träncket würden/ als mit einem Strom. Du ha&#x017F;t dein Blut reichlich<lb/>
vergo&#x017F;&#x017F;en/ auf daß wir eine überflüßige Erlö&#x017F;ung hätten/ und dein Blut<lb/>
uns reinigte von allen un&#x017F;eren Sünden. Du ha&#x017F;t über diß gar den Tod<lb/>
ge&#x017F;chmäcket/ damit wir Leben und volle Gnügehätten. Du ha&#x017F;t endlich<lb/>
in dein Grab un&#x017F;ere Sünde mit hineingenom&#x0303;en/ auf daß die Sünde zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">b 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;ie-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0015] Sünde für uns gemacht/ der du doch von keiner Sünde wuſteſt/ auf daß wir würden in dir die Gerechtigkeit/ die für GOtt gilt. Du biſt worden ein Fluch für uns/ auf daß du uns vom Fluch des Geſetzes erlö- ſeteſt. Du lieſſeſt dich fangen und binden/ auf daß wir Kinder des To- des frey/ und unſere Sündenſtricke zerriſſen würden. Deine Seele ward betrübt biß in den Tod/ damit wir Freudigkeit und Zugang erlan- geten. Du haſt gezittert und gezaget/ Blut geſchwitzet/ und mit dem To- de gerungen/ daß unſer Mund voll Lachens/ und unſere Zunge voll rüh- mens/ ja daß unſere blutrothe Sünden ſchneeweiß/ und wir Abſcheuli- chen wie Wolle werden möchten. Dein Angeſicht ward voller Schande/ auf daß wir unſere Häupter deſto freudiger empor hieben. Du lieſſeſt dich krönen mit Dornen/ auf daß wir die Krone der Gerechtigkeit und des Lebens möchten davon tragen. Du lieſſeſt dich geiſſeln/ damit wir durch deine Wunden heil würden/ und der hölliſchen Geiſſelung entgingen. Du lieſſeſt dich ausziehen/ und mit dem Purpur-Mantel höhnen/ auf daß wir von dir möchten angezogen werden mit den Kleidern des Heils/ und mit dem Rocke der Gerechtigkeit gekleidet. Du lieſſeſt dich/ als Moſis Schlange/ am Creutzes-Holtz erhöhen/ du wurdeſt unter die Ubelthäter gerechnet/ damit wir durch dein Anſchauen von allem Sün- den-Gifft frey würden/ und ewig für dir lehten. Eßig und Galle haſt du gekoſtet/ du haſt gedürſtet/ du biſt von GOtt verlaſſen worden/ da- mit wir eſſen möchten vom Holtz des Lebens im Paradies/ und daß wir bey GOTT in der Gemeinſchafft der heiligen Engel mit Wohlluſt ge- träncket würden/ als mit einem Strom. Du haſt dein Blut reichlich vergoſſen/ auf daß wir eine überflüßige Erlöſung hätten/ und dein Blut uns reinigte von allen unſeren Sünden. Du haſt über diß gar den Tod geſchmäcket/ damit wir Leben und volle Gnügehätten. Du haſt endlich in dein Grab unſere Sünde mit hineingenom̃en/ auf daß die Sünde zu- geſie- b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumann_gebetbuch_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumann_gebetbuch_1676/15
Zitationshilfe: Baumann, Christoph (Hrsg.): Kirchen-Gebeth-Buch. Dresden, 1676, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumann_gebetbuch_1676/15>, abgerufen am 12.12.2024.