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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LXX. Laster-Predigt/
Kinder/ sondern der Eltern Amt/ wenn die Kinder sollen verheurathet wer-
den. Da der H. Augustinus angesprochen worden/ er solte zwischen einem
Jüngling und einer Jungfrauen eine Ehe bestättigen/ sagte er: Das wolte
ich gern thun/ wann die Mutter deß Jünglings darbey wäre/ dann du weißt/
daß zur Stifftung der Ehe/ seiner Mutter Bewilligung vonnöthen ist. An-
derer Sprüche der H. Vätter/ geliebter Kürtze halben/ dißmal zu geschweigen/
deren hier von nicht wenig in Jure Canonico allegirt werden.

IV.
Weltliche
Recht.
Inst. lib. 1.
tit. 10. de
Nuptiis.

IV. Handlen solche Kinder wider das Weltliche/ Käyserliche/ und
wider das Burgerliche Stadt-Recht. Jn den Institutionibus sagt
Käyser Justinianus: Die Römische Burger haben eine rechtmässige Ehe/
wann die Kinder den Consens und Willen ihrer Eltern haben/ unter dero
Gewalt sie seyn/ dann daß solches geschehen soll/ erfordert die Burgerliche und
Natürliche U[r]sach/ so weit/ daß der Eltern Wort und Befehl soll den Vorzug
Digest. de
ritu nupt.
Leg. Si Ne-
pos.
haben. Jn den Digestis stehet: Es erfordert es die Noth in allweg/ daß
deß Vatters Wissen und Willen darzu komme. Und wiederum: Wann
ein Sohn ein Weib nimmt/ wider der Eltern Willen/ so soll das Kind/ das
Codic. de
Nuptiis.
von ihm erzeuget wird/ nicht für ehelich erkannt werden. Und im Codice,
de Nuptiis
stehet: So du die vorgeschriebene Rechten in Acht nimmst/ kaust
du dich gegen einer verheurathen/ welche du will/ und soll dich niemand hin-
gern/ allein daß bey solcher Ehestifftung deines Vatters Consens und Wille
mit seye. Eben dieses erfordern noch heut zu Tag die Christliche Evangeli-
sche Obrigkeiten in allen ihren Policey- und Kirchen-Ordnungen/ wie dann
ein Wol-Edler/ Hochweiser Rath zu Ulm/ unsere allerseits von GOtt vor-
Ulmische
Ehe. Ord-
nung.
gesetzte/ liebe/ Christliche Obrigkeit/ in dero gedruckten Ehe-Ordnung sich
"rund dahin erkläret und sagt: Wir setzen/ ordnen und wollen/ wie in
"H. Schrifft und den Käyserlichen Rechten versehen ist/ daß hinfüro kein
"Sohn oder Tochter/ der oder die noch unter Vätterlicher Gewalt/ oder
"sonsten verpfleget werden/ sich ohne Wissen/ Willen und Rath seiner El-
"tern/ Pfleger und nächster/ erbarer/ getreuer Verwandten in ehelichen
"Stand begeben oder verpflichten solle. Wo aber das wider dieses unser
"Gebott/ also verachter Weise beschehe/ alsdann soll solche Verpflichtung/
"nichtig/ unbändig/ unkräfftig und von Unwürden seyn/ auch durch die
"Ehe-Richter als krafftloß und unbändig erkennet werden/ und uns darne-
"ben gegen den Ubertrettern und Ungehorsamen/ deßgleichen gegen allen
"denen/ die darzu gerathen und geholffen hätten/ unsere ernstliche Straff/
"mit Gefängnüß und sonst/ nach Gelegenheit der Sachen/ und begangenen
"Ungehorsams/ gewißlich vorzunehmen/ vorbehalten seyn. Solchen
Rechten und heilsamen Ordnungen der Obrigkeit ist man schuldig zu gehor-
samen/ nicht allein um der Straff/ sondern auch um deß Gewissens willen/
Rom. 13.

V. Welche

Die LXX. Laſter-Predigt/
Kinder/ ſondern der Eltern Amt/ wenn die Kinder ſollen verheurathet wer-
den. Da der H. Auguſtinus angeſprochen worden/ er ſolte zwiſchen einem
Juͤngling und einer Jungfrauen eine Ehe beſtaͤttigen/ ſagte er: Das wolte
ich gern thun/ wann die Mutter deß Juͤnglings darbey waͤre/ dann du weißt/
daß zur Stifftung der Ehe/ ſeiner Mutter Bewilligung vonnoͤthen iſt. An-
derer Spruͤche der H. Vaͤtter/ geliebter Kuͤrtze halben/ dißmal zu geſchweigen/
deren hier von nicht wenig in Jure Canonico allegirt werden.

IV.
Weltliche
Recht.
Inſt. lib. 1.
tit. 10. de
Nuptiis.

IV. Handlen ſolche Kinder wider das Weltliche/ Kaͤyſerliche/ und
wider das Burgerliche Stadt-Recht. Jn den Inſtitutionibus ſagt
Kaͤyſer Juſtinianus: Die Roͤmiſche Burger haben eine rechtmaͤſſige Ehe/
wann die Kinder den Conſens und Willen ihrer Eltern haben/ unter dero
Gewalt ſie ſeyn/ dann daß ſolches geſchehen ſoll/ erfordert die Burgerliche und
Natuͤrliche U[r]ſach/ ſo weit/ daß der Eltern Wort und Befehl ſoll den Vorzug
Digeſt. de
ritu nupt.
Leg. Si Ne-
pos.
haben. Jn den Digeſtis ſtehet: Es erfordert es die Noth in allweg/ daß
deß Vatters Wiſſen und Willen darzu komme. Und wiederum: Wann
ein Sohn ein Weib nimmt/ wider der Eltern Willen/ ſo ſoll das Kind/ das
Codic. de
Nuptiis.
von ihm erzeuget wird/ nicht fuͤr ehelich erkannt werden. Und im Codice,
de Nuptiis
ſtehet: So du die vorgeſchriebene Rechten in Acht nimmſt/ kauſt
du dich gegen einer verheurathen/ welche du will/ und ſoll dich niemand hin-
gern/ allein daß bey ſolcher Eheſtifftung deines Vatters Conſens und Wille
mit ſeye. Eben dieſes erfordern noch heut zu Tag die Chriſtliche Evangeli-
ſche Obrigkeiten in allen ihren Policey- und Kirchen-Ordnungen/ wie dann
ein Wol-Edler/ Hochweiſer Rath zu Ulm/ unſere allerſeits von GOtt vor-
Ulmiſche
Ehe. Ord-
nung.
geſetzte/ liebe/ Chriſtliche Obrigkeit/ in dero gedruckten Ehe-Ordnung ſich
„rund dahin erklaͤret und ſagt: Wir ſetzen/ ordnen und wollen/ wie in
„H. Schrifft und den Kaͤyſerlichen Rechten verſehen iſt/ daß hinfuͤro kein
„Sohn oder Tochter/ der oder die noch unter Vaͤtterlicher Gewalt/ oder
„ſonſten verpfleget werden/ ſich ohne Wiſſen/ Willen und Rath ſeiner El-
„tern/ Pfleger und naͤchſter/ erbarer/ getreuer Verwandten in ehelichen
„Stand begeben oder verpflichten ſolle. Wo aber das wider dieſes unſer
„Gebott/ alſo verachter Weiſe beſchehe/ alsdann ſoll ſolche Verpflichtung/
„nichtig/ unbaͤndig/ unkraͤfftig und von Unwuͤrden ſeyn/ auch durch die
„Ehe-Richter als krafftloß und unbaͤndig erkennet werden/ und uns darne-
„ben gegen den Ubertrettern und Ungehorſamen/ deßgleichen gegen allen
„denen/ die darzu gerathen und geholffen haͤtten/ unſere ernſtliche Straff/
„mit Gefaͤngnuͤß und ſonſt/ nach Gelegenheit der Sachen/ und begangenen
„Ungehorſams/ gewißlich vorzunehmen/ vorbehalten ſeyn. Solchen
Rechten und heilſamen Ordnungen der Obrigkeit iſt man ſchuldig zu gehor-
ſamen/ nicht allein um der Straff/ ſondern auch um deß Gewiſſens willen/
Rom. 13.

V. Welche
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[658/0728] Die LXX. Laſter-Predigt/ Kinder/ ſondern der Eltern Amt/ wenn die Kinder ſollen verheurathet wer- den. Da der H. Auguſtinus angeſprochen worden/ er ſolte zwiſchen einem Juͤngling und einer Jungfrauen eine Ehe beſtaͤttigen/ ſagte er: Das wolte ich gern thun/ wann die Mutter deß Juͤnglings darbey waͤre/ dann du weißt/ daß zur Stifftung der Ehe/ ſeiner Mutter Bewilligung vonnoͤthen iſt. An- derer Spruͤche der H. Vaͤtter/ geliebter Kuͤrtze halben/ dißmal zu geſchweigen/ deren hier von nicht wenig in Jure Canonico allegirt werden. IV. Handlen ſolche Kinder wider das Weltliche/ Kaͤyſerliche/ und wider das Burgerliche Stadt-Recht. Jn den Inſtitutionibus ſagt Kaͤyſer Juſtinianus: Die Roͤmiſche Burger haben eine rechtmaͤſſige Ehe/ wann die Kinder den Conſens und Willen ihrer Eltern haben/ unter dero Gewalt ſie ſeyn/ dann daß ſolches geſchehen ſoll/ erfordert die Burgerliche und Natuͤrliche Urſach/ ſo weit/ daß der Eltern Wort und Befehl ſoll den Vorzug haben. Jn den Digeſtis ſtehet: Es erfordert es die Noth in allweg/ daß deß Vatters Wiſſen und Willen darzu komme. Und wiederum: Wann ein Sohn ein Weib nimmt/ wider der Eltern Willen/ ſo ſoll das Kind/ das von ihm erzeuget wird/ nicht fuͤr ehelich erkannt werden. Und im Codice, de Nuptiis ſtehet: So du die vorgeſchriebene Rechten in Acht nimmſt/ kauſt du dich gegen einer verheurathen/ welche du will/ und ſoll dich niemand hin- gern/ allein daß bey ſolcher Eheſtifftung deines Vatters Conſens und Wille mit ſeye. Eben dieſes erfordern noch heut zu Tag die Chriſtliche Evangeli- ſche Obrigkeiten in allen ihren Policey- und Kirchen-Ordnungen/ wie dann ein Wol-Edler/ Hochweiſer Rath zu Ulm/ unſere allerſeits von GOtt vor- geſetzte/ liebe/ Chriſtliche Obrigkeit/ in dero gedruckten Ehe-Ordnung ſich „rund dahin erklaͤret und ſagt: Wir ſetzen/ ordnen und wollen/ wie in „H. Schrifft und den Kaͤyſerlichen Rechten verſehen iſt/ daß hinfuͤro kein „Sohn oder Tochter/ der oder die noch unter Vaͤtterlicher Gewalt/ oder „ſonſten verpfleget werden/ ſich ohne Wiſſen/ Willen und Rath ſeiner El- „tern/ Pfleger und naͤchſter/ erbarer/ getreuer Verwandten in ehelichen „Stand begeben oder verpflichten ſolle. Wo aber das wider dieſes unſer „Gebott/ alſo verachter Weiſe beſchehe/ alsdann ſoll ſolche Verpflichtung/ „nichtig/ unbaͤndig/ unkraͤfftig und von Unwuͤrden ſeyn/ auch durch die „Ehe-Richter als krafftloß und unbaͤndig erkennet werden/ und uns darne- „ben gegen den Ubertrettern und Ungehorſamen/ deßgleichen gegen allen „denen/ die darzu gerathen und geholffen haͤtten/ unſere ernſtliche Straff/ „mit Gefaͤngnuͤß und ſonſt/ nach Gelegenheit der Sachen/ und begangenen „Ungehorſams/ gewißlich vorzunehmen/ vorbehalten ſeyn. Solchen Rechten und heilſamen Ordnungen der Obrigkeit iſt man ſchuldig zu gehor- ſamen/ nicht allein um der Straff/ ſondern auch um deß Gewiſſens willen/ Rom. 13. Digeſt. de ritu nupt. Leg. Si Ne- pos. Codic. de Nuptiis. Ulmiſche Ehe. Ord- nung. V. Welche

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/728>, abgerufen am 24.11.2024.