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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LIIX. Laster-Predigt/
stus Luc. 20. Verbietet hiermit/ daß man nicht wie die Heuchler/ Hoffart
in Kleidern treiben soll. Und der Apostel Paulus wil/ die Christen sollen sich
schmücken/ nicht mit Gold oder Perlen oder köstlichem Gewand/ sondern in
der Gottseligkeit mit guten Wercken/ 1. Tim. 2. Darum hat GOTT der
HERR unsern ersten Eltern nach dem Fall keine prächtige/ sondern feine
schlechte Kleider gemacht von Fellen/ 1. B. Mos. 3. Joh. 8. Der der Gröste
war unter denen/ so von Weibern geboren/ hat sich gar geringer Kleider
gebrauchet/ Matth. 3. Und der HERR Christus selber hatte mehr nicht als
eine schlechte Kleidung/ nemlich ein Unter-Kleid und einen Ober-Rock/ die
er täglich angetragen/ Matth. 27. Wer darüber thut/ der übertritt GOt-
tes Verbott/ und folget nicht Christo/ sondern dem Anti-Christ/ der Babylo-
nischen Huren/ die bekleidet ist mit Scharlach und Rosinfarb/ und übergül-
det mit Gold und Edelgestein und Perlen/ Offenb. 12.

II.
Eiteles/

II. Soll ein Christ den Pracht und Hoffart in Kleidern meiden/
weil es ein eiteles Laster ist. Die Kleider seyn uns gegeben zum Gedächt-
nüß unsers Sünden-Falls/ wann der Mensch nicht hätte gesündiget/ so be-
dürffte er keiner Kleider/ wie dann keine Creatur GOttes auf dem gantzen
Erdboden sich bekleidet/ als allein der Mensch/ dann die Sünde hat den Men-
schen dermassen verstellet und geschändet/ daß sich ein nackender Mensch/
nicht allein vor andern Menschen/ sondern auch vor sich selbsten schämet/ dar-
um brauchen wir der Kleider zur Decke unserer Schand und Blösse. Was
wollen wir aber mit einem Schand-Deckel viel praviren und prangen/ das
wäre eben als wann einer mit den Lumpen prangen wolte/ wormit man ihm
sein Geschwär oder Wunden bedeckt und verbunden: Oder als wann ein
Dieb mit dem Brandmal Hoffart treiben wolte/ daß ihm wegen seiner
Schelm-Stücke und Dieberey an den Backen oder an die Stirn wäre ge-
brannt worden. Solch eitel Wesen sollen wir bedencken/ und desselben müs-
sig gehen.

III.
Närrisch/

III. Soll ein Christ den Pracht und Hoffart in Kleidern meiden/
weil es ein närrisch Laster ist. Scultus und Stoltz/ wachsen auf einem
Holtz. Jst das nicht närrisch/ daß ein Mensch in den Kleidern stoltziret/
die doch nichts als Erden und von Erden seyn/ wann es gleich silberne und
güldene Stücke wären/ seyn darzu nicht deß Menschen eigen/ sondern hat es
von andern her entlehnet/ von den vier-füssigen Thieren/ hat er die Wolle/
Beltze/ Bälge/ Häute und Felle/ von den Vögeln die Federn/ von den Wür-
men die Seyden/ von den Schnecken die Perlen/ auß der Erden Flachs und
Hanff/ auch Silber und Gold/ auß dem Sand deß Meers die Edelgesteine/
ja so gar von den Todten die Haare/ darauß lässt er ihm Kleider machen/ die
ziehet er an/ gefällt ihm selber wol darinnen/ und pranget darmit/ als ob es
alles sein eigen wäre/ da er doch (wie gehört/) das eine von dem/ das andere

von

Die LIIX. Laſter-Predigt/
ſtus Luc. 20. Verbietet hiermit/ daß man nicht wie die Heuchler/ Hoffart
in Kleidern treiben ſoll. Und der Apoſtel Paulus wil/ die Chriſten ſollen ſich
ſchmuͤcken/ nicht mit Gold oder Perlen oder koͤſtlichem Gewand/ ſondern in
der Gottſeligkeit mit guten Wercken/ 1. Tim. 2. Darum hat GOTT der
HERR unſern erſten Eltern nach dem Fall keine praͤchtige/ ſondern feine
ſchlechte Kleider gemacht von Fellen/ 1. B. Moſ. 3. Joh. 8. Der der Groͤſte
war unter denen/ ſo von Weibern geboren/ hat ſich gar geringer Kleider
gebrauchet/ Matth. 3. Und der HERR Chriſtus ſelber hatte mehr nicht als
eine ſchlechte Kleidung/ nemlich ein Unter-Kleid und einen Ober-Rock/ die
er taͤglich angetragen/ Matth. 27. Wer daruͤber thut/ der uͤbertritt GOt-
tes Verbott/ und folget nicht Chriſto/ ſondern dem Anti-Chriſt/ der Babylo-
niſchen Huren/ die bekleidet iſt mit Scharlach und Roſinfarb/ und uͤberguͤl-
det mit Gold und Edelgeſtein und Perlen/ Offenb. 12.

II.
Eiteles/

II. Soll ein Chriſt den Pracht und Hoffart in Kleidern meiden/
weil es ein eiteles Laſter iſt. Die Kleider ſeyn uns gegeben zum Gedaͤcht-
nuͤß unſers Suͤnden-Falls/ wann der Menſch nicht haͤtte geſuͤndiget/ ſo be-
duͤrffte er keiner Kleider/ wie dann keine Creatur GOttes auf dem gantzen
Erdboden ſich bekleidet/ als allein der Menſch/ dann die Suͤnde hat den Men-
ſchen dermaſſen verſtellet und geſchaͤndet/ daß ſich ein nackender Menſch/
nicht allein vor andern Menſchen/ ſondern auch vor ſich ſelbſten ſchaͤmet/ dar-
um brauchen wir der Kleider zur Decke unſerer Schand und Bloͤſſe. Was
wollen wir aber mit einem Schand-Deckel viel praviren und prangen/ das
waͤre eben als wann einer mit den Lumpen prangen wolte/ wormit man ihm
ſein Geſchwaͤr oder Wunden bedeckt und verbunden: Oder als wann ein
Dieb mit dem Brandmal Hoffart treiben wolte/ daß ihm wegen ſeiner
Schelm-Stuͤcke und Dieberey an den Backen oder an die Stirn waͤre ge-
brannt worden. Solch eitel Weſen ſollen wir bedencken/ und deſſelben muͤſ-
ſig gehen.

III.
Naͤrriſch/

III. Soll ein Chriſt den Pracht und Hoffart in Kleidern meiden/
weil es ein naͤrriſch Laſter iſt. Scultus und Stoltz/ wachſen auf einem
Holtz. Jſt das nicht naͤrriſch/ daß ein Menſch in den Kleidern ſtoltziret/
die doch nichts als Erden und von Erden ſeyn/ wann es gleich ſilberne und
guͤldene Stuͤcke waͤren/ ſeyn darzu nicht deß Menſchen eigen/ ſondern hat es
von andern her entlehnet/ von den vier-fuͤſſigen Thieren/ hat er die Wolle/
Beltze/ Baͤlge/ Haͤute und Felle/ von den Voͤgeln die Federn/ von den Wuͤr-
men die Seyden/ von den Schnecken die Perlen/ auß der Erden Flachs und
Hanff/ auch Silber und Gold/ auß dem Sand deß Meers die Edelgeſteine/
ja ſo gar von den Todten die Haare/ darauß laͤſſt er ihm Kleider machen/ die
ziehet er an/ gefaͤllt ihm ſelber wol darinnen/ und pranget darmit/ als ob es
alles ſein eigen waͤre/ da er doch (wie gehoͤrt/) das eine von dem/ das andere

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[536/0606] Die LIIX. Laſter-Predigt/ ſtus Luc. 20. Verbietet hiermit/ daß man nicht wie die Heuchler/ Hoffart in Kleidern treiben ſoll. Und der Apoſtel Paulus wil/ die Chriſten ſollen ſich ſchmuͤcken/ nicht mit Gold oder Perlen oder koͤſtlichem Gewand/ ſondern in der Gottſeligkeit mit guten Wercken/ 1. Tim. 2. Darum hat GOTT der HERR unſern erſten Eltern nach dem Fall keine praͤchtige/ ſondern feine ſchlechte Kleider gemacht von Fellen/ 1. B. Moſ. 3. Joh. 8. Der der Groͤſte war unter denen/ ſo von Weibern geboren/ hat ſich gar geringer Kleider gebrauchet/ Matth. 3. Und der HERR Chriſtus ſelber hatte mehr nicht als eine ſchlechte Kleidung/ nemlich ein Unter-Kleid und einen Ober-Rock/ die er taͤglich angetragen/ Matth. 27. Wer daruͤber thut/ der uͤbertritt GOt- tes Verbott/ und folget nicht Chriſto/ ſondern dem Anti-Chriſt/ der Babylo- niſchen Huren/ die bekleidet iſt mit Scharlach und Roſinfarb/ und uͤberguͤl- det mit Gold und Edelgeſtein und Perlen/ Offenb. 12. II. Soll ein Chriſt den Pracht und Hoffart in Kleidern meiden/ weil es ein eiteles Laſter iſt. Die Kleider ſeyn uns gegeben zum Gedaͤcht- nuͤß unſers Suͤnden-Falls/ wann der Menſch nicht haͤtte geſuͤndiget/ ſo be- duͤrffte er keiner Kleider/ wie dann keine Creatur GOttes auf dem gantzen Erdboden ſich bekleidet/ als allein der Menſch/ dann die Suͤnde hat den Men- ſchen dermaſſen verſtellet und geſchaͤndet/ daß ſich ein nackender Menſch/ nicht allein vor andern Menſchen/ ſondern auch vor ſich ſelbſten ſchaͤmet/ dar- um brauchen wir der Kleider zur Decke unſerer Schand und Bloͤſſe. Was wollen wir aber mit einem Schand-Deckel viel praviren und prangen/ das waͤre eben als wann einer mit den Lumpen prangen wolte/ wormit man ihm ſein Geſchwaͤr oder Wunden bedeckt und verbunden: Oder als wann ein Dieb mit dem Brandmal Hoffart treiben wolte/ daß ihm wegen ſeiner Schelm-Stuͤcke und Dieberey an den Backen oder an die Stirn waͤre ge- brannt worden. Solch eitel Weſen ſollen wir bedencken/ und deſſelben muͤſ- ſig gehen. III. Soll ein Chriſt den Pracht und Hoffart in Kleidern meiden/ weil es ein naͤrriſch Laſter iſt. Scultus und Stoltz/ wachſen auf einem Holtz. Jſt das nicht naͤrriſch/ daß ein Menſch in den Kleidern ſtoltziret/ die doch nichts als Erden und von Erden ſeyn/ wann es gleich ſilberne und guͤldene Stuͤcke waͤren/ ſeyn darzu nicht deß Menſchen eigen/ ſondern hat es von andern her entlehnet/ von den vier-fuͤſſigen Thieren/ hat er die Wolle/ Beltze/ Baͤlge/ Haͤute und Felle/ von den Voͤgeln die Federn/ von den Wuͤr- men die Seyden/ von den Schnecken die Perlen/ auß der Erden Flachs und Hanff/ auch Silber und Gold/ auß dem Sand deß Meers die Edelgeſteine/ ja ſo gar von den Todten die Haare/ darauß laͤſſt er ihm Kleider machen/ die ziehet er an/ gefaͤllt ihm ſelber wol darinnen/ und pranget darmit/ als ob es alles ſein eigen waͤre/ da er doch (wie gehoͤrt/) das eine von dem/ das andere von

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/606>, abgerufen am 22.11.2024.