Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.Die XIII. Laster-Predigt/ len. Absonderlich aber hat Christus der HErr hiermit aller Welt wollen zuerkennen geben/ welch ein groß/ schrecklich/ ja Teuflisch Laster es sey/ wann eine Creatur sich dem Schöpffer widersetzet/ und auß Verwegenheit GOTT versucht/ welches allhier der Teufel gethan/ der HErr Christus aber verbietet es ernstlich/ da er in den verlesenen Worten sagt: Du solt GOTT deinen Vortrag.HErrn nicht versuchen. Hiervon gedencke ich für dieses mal etwas wei- ters zu reden und zu handlen/ wollen demnach die verlesene Worte vor uns nehmen/ erstlich mit wenigem erklären/ darnach auch anzeigen/ was wir Von der Versuchung GOttes/ Wunsch.zu unserer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Dar- zu uns GOtt der HErr Gnade und Segen verleihen wolle/ Amen. Erklärung deß Texts. Versuchungdeß Teufels/ DReymal hat der Versucher/ der leidige Teufel den HErrn Christum Wört-
Die XIII. Laſter-Predigt/ len. Abſonderlich aber hat Chriſtus der HErꝛ hiermit aller Welt wollen zuerkennen geben/ welch ein groß/ ſchrecklich/ ja Teufliſch Laſter es ſey/ wann eine Creatur ſich dem Schoͤpffer widerſetzet/ und auß Verwegenheit GOTT verſucht/ welches allhier der Teufel gethan/ der HErꝛ Chriſtus aber verbietet es ernſtlich/ da er in den verleſenen Worten ſagt: Du ſolt GOTT deinen Vortrag.HErꝛn nicht verſuchen. Hiervon gedencke ich fuͤr dieſes mal etwas wei- ters zu reden und zu handlen/ wollen demnach die verleſene Worte vor uns nehmen/ erſtlich mit wenigem erklaͤren/ darnach auch anzeigen/ was wir Von der Verſuchung GOttes/ Wunſch.zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Dar- zu uns GOtt der HErꝛ Gnade und Segen verleihen wolle/ Amen. Erklaͤrung deß Texts. Verſuchungdeß Teufels/ DReymal hat der Verſucher/ der leidige Teufel den HErꝛn Chriſtum Woͤrt-
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Die XIII. Laſter-Predigt/
len. Abſonderlich aber hat Chriſtus der HErꝛ hiermit aller Welt wollen zu
erkennen geben/ welch ein groß/ ſchrecklich/ ja Teufliſch Laſter es ſey/ wann
eine Creatur ſich dem Schoͤpffer widerſetzet/ und auß Verwegenheit GOTT
verſucht/ welches allhier der Teufel gethan/ der HErꝛ Chriſtus aber verbietet
es ernſtlich/ da er in den verleſenen Worten ſagt: Du ſolt GOTT deinen
HErꝛn nicht verſuchen. Hiervon gedencke ich fuͤr dieſes mal etwas wei-
ters zu reden und zu handlen/ wollen demnach die verleſene Worte vor uns
nehmen/ erſtlich mit wenigem erklaͤren/ darnach auch anzeigen/ was wir
Von der Verſuchung GOttes/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Dar-
zu uns GOtt der HErꝛ Gnade und Segen verleihen wolle/ Amen.
Vortrag.
Wunſch.
Erklaͤrung deß Texts.
DReymal hat der Verſucher/ der leidige Teufel den HErꝛn Chriſtum
nach empfangener Heil. Tauf und uͤberſtandenem viertzig-taͤgigen
Faſten verſucht/ 1. in der Wuͤſten/ 2. auf der Zinnen deß Tem-
pels zu Jeruſalem/ und 3. auf einem ſehr hohen Berg. Jn der
Wuͤſten litte der HErꝛ Hunger/ und war nirgend kein Mittel da/ durch leib-
liche Speiſe das Leben natuͤrlicher Weiſe zu erhalten/ das mutzt ihm der Teu-
fel auf/ als waͤre er verlaſſen/ habe kein Brodt/ alle Mittel der Nahrung ſeyen
ihm von GOtt entzogen/ und muͤſſe dem nach verzweiflen. Aber der HErꝛ
Chriſtus antwortet ihm: Es ſtehet geſchrieben/ der Menſch lebet nicht vom
Brodt allein/ ſondern von einem jeglichen Wort/ das durch den Mund GOt-
tes gehet. Jetzt in der andern Verſuchung wendet der Teufel das Blat um/
ſtellet den HErꝛn Chriſtum auf die Zinnen oder hohen Thurn deß Tempels/
und da ſchon Mittel vor der Hand/ durch die Stiegen und Staffeln vom
Thurn hinab zu kommen/ wil er/ der HErꝛ Chriſtus ſoll diß nicht achten/ ſoll
in einem Sprung ſich hinab laſſen/ GOtt koͤnne ihn wol ohne Mittel beym
Leben erhalten: Und weil ihm der HErꝛ zuvor die Heil. Schrifft vorgeſchuͤtzt/
kommt er geſchwind auch mit der Bibel her/ und ſagt: Es ſtehet geſchrieben/
Pſ. 91. Er wird ſeinen Engeln uͤber dir Befehl thun/ und ſie werden dich auf
den Haͤnden tragen/ auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein ſtoͤſſeſt. Er
wil ſagen: Du haͤlteſt dich an die Schrifft/ mir manglet es daran auch nicht/
da hoͤreſt du einen Spruch auß der Schrifft/ die dich nicht betriegen kan/ wann
du vom Thurn hinab ſpringen wirſt/ wirſt du Wunder ſehen/ wie die Engel
mit Hauffen zu-eilen/ in der Lufft um dich her ſchweben/ dich aufden Haͤnden/
als in einer Senffte tragen/ und fein ſachte auf die Erden niederlaſſen werden/
daß dir der geringſte Schaden nicht geſchehen ſolle. Es brauchte aber der
Sathan in Anziehung dieſes Spruchs einen groſſen Betrug/ in dem eretliche
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