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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die IX. Laster-Predigt/
ihr/ daß ihr GOTT täuschen und betriegen werdet/ wie man einen Menschen
täuschet/ der eines andern Hertz nicht sehen oder erkennen kan. Job. 13. O der
eiteln Nichtigkeit/ O der nichtigen Eitelkeit!

III.
Grösse
und
Greuel
dieses La-
sters.

III. Soll sich ein Christ vor Heucheley hüten/ wegen der Grösse und
Greuels dieses Lasters. Groß und greulich ist die Heucheley/ nicht allein
wegen ihres greulichen Stiffters und Urhebers/ welcher niemand anders ist
als der Teufel/ der solches Unkraut auf den Kirchen Acker außsäet. Matth. 13.
Sondern auch wegen der grossen Weitläuffigkeit/ dahin sich diß Laster unter
den Leuten/ und zwar unter den Christen erstrecket/ die wir nur mit wenigem
durchgehen und bloß anzeigen wollen. Dann Heucheley ist es/ wann man
etwas Gutes im Hertzen hat/ aber der Menschen Gunst zu erhalten/ darmit
NB. Wie
weitläuffig
dieses Laster
seye.
nicht herauß wil. Solche Heuchler waren etliche Obersten unter den Ju-
den/ die zwar an Christum glaubten/ aber um der Phariseer willen bekenne-
ten sie es nicht/ daß sie nicht in denn Bann gethan wurden/ dann sie hatten lie-
ber die Ehre bey den Menschen/ denn die Ehre bey GOtt. Joh. 12. Heuche-
ley ist es/ wann man einen falschen Glauben im Hertzen hat/ und solches sich
doch äusserlich nicht wil mercken lassen/ sondern stellet sich/ als ob man der rech-
ten/ reinen Lehr zugethan wäre/ wie der Ertz-Ketzer Arrius dem Nicaenischen
Concilio sich unterschriebe/ an seine Brust schlug und schwur darzu/ er glau-
be alles/ was in diesem Symbolo geschrieben stehe/ meinete aber seine Ketzeri-
sche Bekändtnüß/ die er in seinem Busen schrifftlich verborgen hatte. Heu-
cheley ist es/ wann man es mit beyden Partheyen wil halten/ damit man keinen
Theil erzürne/ wie die Jsraeliten zur Zeit Eliae/ die den Namen nicht haben
wolten/ als ob sie von dem wahren GOtt abgewichen wären/ wolten doch
auch den Baal nicht verlassen/ damit sie den König Ahab und Jsebel nicht er-
zürneten/ die aber der Prophet ernstlich darum strafft und sagt: Wie lange
hincket ihr auf beyden Seiten/ ist der HERR GOtt/ so wandelt ihm nach/ ist
aber der Baal Gott/ so wandelt ihm nach. 1. Kön. 18. Dergleichen Mischling
in der Religion war auch das Gottlose Interim, das nichts Gutes hatte hin-
ter ihm. Heucheley ist es/ wann man viel von GOtt und seinem H. Wort
weiß zu sagen/ man beut sich zu allem Guten an/ gelobet Besserung in dem
Beicht-Stuhl/ und thut doch nichts darnach. Von denen heisset es/ wie
Christus von den Schrifftgelehrten und Phariseern sagt: Sie sagen es wol/
und thun es nicht. Matth. 23. Sie sagen sie erkennen GOtt/ aber mit den
Wercken verläugnen sie es. Tit. 1. Einen Schein eines Gottseligen We-
sens haben sie/ aber seine Krafft verläugnen sie. 2. Tim. 3. Hörer seyn sie/
aber keine Thäter deß Worts. Jac. 1. Wie die Juden dem HErrn heuchel-
ten mit ihrem Mund/ und logen ihm mit ihrer Zungen/ aber ihr Hertz war
nicht vest an ihm und hielten nicht treulich an seinem Bund. Ps 78. Hero-
des bok sich auch an das Christ-Kindlein anzubetten/ ja/ wie der Fuchs den

Hanen.

Die IX. Laſter-Predigt/
ihr/ daß ihr GOTT taͤuſchen und betriegen werdet/ wie man einen Menſchen
taͤuſchet/ der eines andern Hertz nicht ſehen oder erkennen kan. Job. 13. O der
eiteln Nichtigkeit/ O der nichtigen Eitelkeit!

III.
Groͤſſe
und
Greuel
dieſes La-
ſters.

III. Soll ſich ein Chriſt vor Heucheley huͤten/ wegen der Groͤſſe und
Greuels dieſes Laſters. Groß und greulich iſt die Heucheley/ nicht allein
wegen ihres greulichen Stiffters und Urhebers/ welcher niemand anders iſt
als der Teufel/ der ſolches Unkraut auf den Kirchen Acker außſaͤet. Matth. 13.
Sondern auch wegen der groſſen Weitlaͤuffigkeit/ dahin ſich diß Laſter unter
den Leuten/ und zwar unter den Chriſten erſtrecket/ die wir nur mit wenigem
durchgehen und bloß anzeigen wollen. Dann Heucheley iſt es/ wann man
etwas Gutes im Hertzen hat/ aber der Menſchen Gunſt zu erhalten/ darmit
NB. Wie
weitlaͤuffig
dieſes Laſter
ſeye.
nicht herauß wil. Solche Heuchler waren etliche Oberſten unter den Ju-
den/ die zwar an Chriſtum glaubten/ aber um der Phariſeer willen bekenne-
ten ſie es nicht/ daß ſie nicht in denn Bann gethan wurden/ dann ſie hatten lie-
ber die Ehre bey den Menſchen/ denn die Ehre bey GOtt. Joh. 12. Heuche-
ley iſt es/ wann man einen falſchen Glauben im Hertzen hat/ und ſolches ſich
doch aͤuſſerlich nicht wil mercken laſſen/ ſondern ſtellet ſich/ als ob man der rech-
ten/ reinen Lehr zugethan waͤre/ wie der Ertz-Ketzer Arrius dem Nicæniſchen
Concilio ſich unterſchriebe/ an ſeine Bruſt ſchlug und ſchwur darzu/ er glau-
be alles/ was in dieſem Symbolo geſchrieben ſtehe/ meinete aber ſeine Ketzeri-
ſche Bekaͤndtnuͤß/ die er in ſeinem Buſen ſchrifftlich verborgen hatte. Heu-
cheley iſt es/ wann man es mit beyden Partheyen wil halten/ damit man keinen
Theil erzuͤrne/ wie die Jſraeliten zur Zeit Eliæ/ die den Namen nicht haben
wolten/ als ob ſie von dem wahren GOtt abgewichen waͤren/ wolten doch
auch den Baal nicht verlaſſen/ damit ſie den Koͤnig Ahab und Jſebel nicht er-
zuͤrneten/ die aber der Prophet ernſtlich darum ſtrafft und ſagt: Wie lange
hincket ihr auf beyden Seiten/ iſt der HERR GOtt/ ſo wandelt ihm nach/ iſt
aber der Baal Gott/ ſo wandelt ihm nach. 1. Koͤn. 18. Dergleichen Miſchling
in der Religion war auch das Gottloſe Interim, das nichts Gutes hatte hin-
ter ihm. Heucheley iſt es/ wann man viel von GOtt und ſeinem H. Wort
weiß zu ſagen/ man beut ſich zu allem Guten an/ gelobet Beſſerung in dem
Beicht-Stuhl/ und thut doch nichts darnach. Von denen heiſſet es/ wie
Chriſtus von den Schrifftgelehrten und Phariſeern ſagt: Sie ſagen es wol/
und thun es nicht. Matth. 23. Sie ſagen ſie erkennen GOtt/ aber mit den
Wercken verlaͤugnen ſie es. Tit. 1. Einen Schein eines Gottſeligen We-
ſens haben ſie/ aber ſeine Krafft verlaͤugnen ſie. 2. Tim. 3. Hoͤrer ſeyn ſie/
aber keine Thaͤter deß Worts. Jac. 1. Wie die Juden dem HErꝛn heuchel-
ten mit ihrem Mund/ und logen ihm mit ihrer Zungen/ aber ihr Hertz war
nicht veſt an ihm und hielten nicht treulich an ſeinem Bund. Pſ 78. Hero-
des bok ſich auch an das Chriſt-Kindlein anzubetten/ ja/ wie der Fuchs den

Hanen.
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[78/0148] Die IX. Laſter-Predigt/ ihr/ daß ihr GOTT taͤuſchen und betriegen werdet/ wie man einen Menſchen taͤuſchet/ der eines andern Hertz nicht ſehen oder erkennen kan. Job. 13. O der eiteln Nichtigkeit/ O der nichtigen Eitelkeit! III. Soll ſich ein Chriſt vor Heucheley huͤten/ wegen der Groͤſſe und Greuels dieſes Laſters. Groß und greulich iſt die Heucheley/ nicht allein wegen ihres greulichen Stiffters und Urhebers/ welcher niemand anders iſt als der Teufel/ der ſolches Unkraut auf den Kirchen Acker außſaͤet. Matth. 13. Sondern auch wegen der groſſen Weitlaͤuffigkeit/ dahin ſich diß Laſter unter den Leuten/ und zwar unter den Chriſten erſtrecket/ die wir nur mit wenigem durchgehen und bloß anzeigen wollen. Dann Heucheley iſt es/ wann man etwas Gutes im Hertzen hat/ aber der Menſchen Gunſt zu erhalten/ darmit nicht herauß wil. Solche Heuchler waren etliche Oberſten unter den Ju- den/ die zwar an Chriſtum glaubten/ aber um der Phariſeer willen bekenne- ten ſie es nicht/ daß ſie nicht in denn Bann gethan wurden/ dann ſie hatten lie- ber die Ehre bey den Menſchen/ denn die Ehre bey GOtt. Joh. 12. Heuche- ley iſt es/ wann man einen falſchen Glauben im Hertzen hat/ und ſolches ſich doch aͤuſſerlich nicht wil mercken laſſen/ ſondern ſtellet ſich/ als ob man der rech- ten/ reinen Lehr zugethan waͤre/ wie der Ertz-Ketzer Arrius dem Nicæniſchen Concilio ſich unterſchriebe/ an ſeine Bruſt ſchlug und ſchwur darzu/ er glau- be alles/ was in dieſem Symbolo geſchrieben ſtehe/ meinete aber ſeine Ketzeri- ſche Bekaͤndtnuͤß/ die er in ſeinem Buſen ſchrifftlich verborgen hatte. Heu- cheley iſt es/ wann man es mit beyden Partheyen wil halten/ damit man keinen Theil erzuͤrne/ wie die Jſraeliten zur Zeit Eliæ/ die den Namen nicht haben wolten/ als ob ſie von dem wahren GOtt abgewichen waͤren/ wolten doch auch den Baal nicht verlaſſen/ damit ſie den Koͤnig Ahab und Jſebel nicht er- zuͤrneten/ die aber der Prophet ernſtlich darum ſtrafft und ſagt: Wie lange hincket ihr auf beyden Seiten/ iſt der HERR GOtt/ ſo wandelt ihm nach/ iſt aber der Baal Gott/ ſo wandelt ihm nach. 1. Koͤn. 18. Dergleichen Miſchling in der Religion war auch das Gottloſe Interim, das nichts Gutes hatte hin- ter ihm. Heucheley iſt es/ wann man viel von GOtt und ſeinem H. Wort weiß zu ſagen/ man beut ſich zu allem Guten an/ gelobet Beſſerung in dem Beicht-Stuhl/ und thut doch nichts darnach. Von denen heiſſet es/ wie Chriſtus von den Schrifftgelehrten und Phariſeern ſagt: Sie ſagen es wol/ und thun es nicht. Matth. 23. Sie ſagen ſie erkennen GOtt/ aber mit den Wercken verlaͤugnen ſie es. Tit. 1. Einen Schein eines Gottſeligen We- ſens haben ſie/ aber ſeine Krafft verlaͤugnen ſie. 2. Tim. 3. Hoͤrer ſeyn ſie/ aber keine Thaͤter deß Worts. Jac. 1. Wie die Juden dem HErꝛn heuchel- ten mit ihrem Mund/ und logen ihm mit ihrer Zungen/ aber ihr Hertz war nicht veſt an ihm und hielten nicht treulich an ſeinem Bund. Pſ 78. Hero- des bok ſich auch an das Chriſt-Kindlein anzubetten/ ja/ wie der Fuchs den Hanen. NB. Wie weitlaͤuffig dieſes Laſter ſeye.

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/148>, abgerufen am 22.11.2024.