Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.
"O, da hat er also an Sie gedacht, als er diese Löwe lächelte anmuthig über den Ausbruch meiner "Und dies Grübchen Schelmerei!" So oft ich Heinrich Heine's Verse aus den Atriden lese: "Blühend blieb mir im Gedächtniß Diese schlanke Heldenblume -- Nie vergeß ich dieses schöne Träumerische Jünglingsantlitz. Das war eben diese Sorte, Die geliebt wird von den Feen! Und ein märchenhaft Geheimniß Sprach aus diesen edlen Zügen ..." nach zehn Jahren sollte diese "Heldenblume" zu Magde¬ burg in's Grab sinken. Sein Sohn ist der geniale Dar¬ steller von Helden- und ersten Liebhaberrollen und der wissenschaftlich gebildete Regisseur des Stuttgarter Hof¬ theaters, Feodor Löwe, seine Tochter Sophie die einst hochberühmte Opernsängerin zu Wien, vor wenigen Jahren als Fürstin Friedrich von Liechtenstein zu Pest gestorben, während seine zweite Tochter Lilla als Schauspielerin glänzte, bis sie die Gattin des Freiherrn v. Küster wurde. Ein jüngerer Bruder Ferdinand's -- vor kaum einem Jahre als edelste Kunstgröße des Wiener Burgtheaters gestorben: Ludwig Löwe wurde nach dem frühen Tode »O, da hat er alſo an Sie gedacht, als er dieſe Löwe lächelte anmuthig über den Ausbruch meiner »Und dies Grübchen Schelmerei!« So oft ich Heinrich Heine's Verſe aus den Atriden leſe: »Blühend blieb mir im Gedächtniß Dieſe ſchlanke Heldenblume — Nie vergeß ich dieſes ſchöne Träumeriſche Jünglingsantlitz. Das war eben dieſe Sorte, Die geliebt wird von den Feen! Und ein märchenhaft Geheimniß Sprach aus dieſen edlen Zügen …« nach zehn Jahren ſollte dieſe »Heldenblume« zu Magde¬ burg in's Grab ſinken. Sein Sohn iſt der geniale Dar¬ ſteller von Helden- und erſten Liebhaberrollen und der wiſſenſchaftlich gebildete Regiſſeur des Stuttgarter Hof¬ theaters, Feodor Löwe, ſeine Tochter Sophie die einſt hochberühmte Opernſängerin zu Wien, vor wenigen Jahren als Fürſtin Friedrich von Liechtenſtein zu Peſt geſtorben, während ſeine zweite Tochter Lilla als Schauſpielerin glänzte, bis ſie die Gattin des Freiherrn v. Küſter wurde. Ein jüngerer Bruder Ferdinand's — vor kaum einem Jahre als edelſte Kunſtgröße des Wiener Burgtheaters geſtorben: Ludwig Löwe wurde nach dem frühen Tode <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0055" n="27"/> <p>»O, da hat er alſo an Sie gedacht, als er dieſe<lb/> Verſe dichtete!«</p><lb/> <p>Löwe lächelte anmuthig über den Ausbruch meiner<lb/> kindlichen Bewunderung … und jetzt wurden auch Pre¬<lb/> zioſa's Worte!<lb/><lg type="poem"><l rendition="#et">»Und dies Grübchen Schelmerei!«</l></lg><lb/> auf's Schönſte wahr.<lb/></p> <p>So oft ich Heinrich Heine's Verſe aus den Atriden leſe:<lb/><lg type="poem"><lg n="1"><l rendition="#et">»Blühend blieb mir im Gedächtniß</l><lb/><l rendition="#et">Dieſe ſchlanke Heldenblume —</l><lb/><l rendition="#et">Nie vergeß ich dieſes ſchöne</l><lb/><l rendition="#et">Träumeriſche Jünglingsantlitz.</l><lb/></lg><lg n="2"><l rendition="#et">Das war eben dieſe Sorte,</l><lb/><l rendition="#et">Die geliebt wird von den Feen!</l><lb/><l rendition="#et">Und ein märchenhaft Geheimniß</l><lb/><l rendition="#et">Sprach aus dieſen edlen Zügen …«</l><lb/></lg></lg> — muß ich dabei an Ferdinand Löwe denken. Schon<lb/> nach zehn Jahren ſollte dieſe »Heldenblume« zu Magde¬<lb/> burg in's Grab ſinken. Sein Sohn iſt der geniale Dar¬<lb/> ſteller von Helden- und erſten Liebhaberrollen und der<lb/> wiſſenſchaftlich gebildete Regiſſeur des Stuttgarter Hof¬<lb/> theaters, Feodor Löwe, ſeine Tochter Sophie die einſt<lb/> hochberühmte Opernſängerin zu Wien, vor wenigen Jahren<lb/> als Fürſtin Friedrich von Liechtenſtein zu Peſt geſtorben,<lb/> während ſeine zweite Tochter Lilla als Schauſpielerin<lb/> glänzte, bis ſie die Gattin des Freiherrn v. Küſter wurde.<lb/> Ein jüngerer Bruder Ferdinand's — vor kaum einem<lb/> Jahre als edelſte Kunſtgröße des Wiener Burgtheaters<lb/> geſtorben: Ludwig Löwe wurde nach dem frühen Tode<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0055]
»O, da hat er alſo an Sie gedacht, als er dieſe
Verſe dichtete!«
Löwe lächelte anmuthig über den Ausbruch meiner
kindlichen Bewunderung … und jetzt wurden auch Pre¬
zioſa's Worte!
»Und dies Grübchen Schelmerei!«
auf's Schönſte wahr.
So oft ich Heinrich Heine's Verſe aus den Atriden leſe:
»Blühend blieb mir im Gedächtniß
Dieſe ſchlanke Heldenblume —
Nie vergeß ich dieſes ſchöne
Träumeriſche Jünglingsantlitz.
Das war eben dieſe Sorte,
Die geliebt wird von den Feen!
Und ein märchenhaft Geheimniß
Sprach aus dieſen edlen Zügen …«
— muß ich dabei an Ferdinand Löwe denken. Schon
nach zehn Jahren ſollte dieſe »Heldenblume« zu Magde¬
burg in's Grab ſinken. Sein Sohn iſt der geniale Dar¬
ſteller von Helden- und erſten Liebhaberrollen und der
wiſſenſchaftlich gebildete Regiſſeur des Stuttgarter Hof¬
theaters, Feodor Löwe, ſeine Tochter Sophie die einſt
hochberühmte Opernſängerin zu Wien, vor wenigen Jahren
als Fürſtin Friedrich von Liechtenſtein zu Peſt geſtorben,
während ſeine zweite Tochter Lilla als Schauſpielerin
glänzte, bis ſie die Gattin des Freiherrn v. Küſter wurde.
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| Zitationshilfe: | Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/55>, abgerufen am 22.11.2024. |
