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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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zu Weber's entzückender Musik. -- Preziosa's berühmtes
Lied: "Einsam bin ich nicht alleine!" studirte mir Gesang¬
lehrer Berger fleißig ein, und die melodramatische De¬
klamation übte ich unermüdlich nach dem Klavierauszuge.
Bruder Karl besorgte eine leichte Jagdflinte und exerzirte
mich wie einen Rekruten damit ein: blitzschnell zu zielen,
während der Rede absetzend und bei der geringsten Be¬
wegung des Zigeunerhauptmanns wieder anzulegen.

Und mit welchem Entzücken staffirte die gute Mutter
ihre Preziosa heraus: spanisches Kostüm, himmelblau
mit Silber, graziöse Marabouts auf dem Kopf! So wünschte
mich später Maler Muxel in München zu malen. Er wählte
die Scene, wo Preziosa wie verklärt Alonso's Bouquet
aufgehoben. Ob das Bild noch in einer Münchener Galerie
hängt -- ob in einer Trödelbude ... ich weiß es nicht.

Das Haus war überfüllt und vor Beginn des Stückes
in aufgeregter -- ja, die Verehrer von Mad. Neumann
in kampfgereizter Stimmung. Und wie klopfte mir selber
das junge, bange Herz! Aber schon während der süßen,
beseligenden Melodieen der Ouverture kam mir eine
wunderbare Ruhe ... und mit Gefühl und Begeisterung
konnte ich sprechen:

"Lächelnd sinkt der Abend nieder,
Rings erschallen Jubellieder ..."

Der freundliche Beifall erhöhte meinen Muth --
meine Begeisterung -- mein Glück!

Das eingelegte Solo tanzte ich, den Tambourin
schwingend, wie von Flügeln getragen ... und ich dachte

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zu Weber's entzückender Muſik. — Prezioſa's berühmtes
Lied: »Einſam bin ich nicht alleine!« ſtudirte mir Geſang¬
lehrer Berger fleißig ein, und die melodramatiſche De¬
klamation übte ich unermüdlich nach dem Klavierauszuge.
Bruder Karl beſorgte eine leichte Jagdflinte und exerzirte
mich wie einen Rekruten damit ein: blitzſchnell zu zielen,
während der Rede abſetzend und bei der geringſten Be¬
wegung des Zigeunerhauptmanns wieder anzulegen.

Und mit welchem Entzücken ſtaffirte die gute Mutter
ihre Prezioſa heraus: ſpaniſches Koſtüm, himmelblau
mit Silber, graziöſe Marabouts auf dem Kopf! So wünſchte
mich ſpäter Maler Muxel in München zu malen. Er wählte
die Scene, wo Prezioſa wie verklärt Alonſo's Bouquet
aufgehoben. Ob das Bild noch in einer Münchener Galerie
hängt — ob in einer Trödelbude … ich weiß es nicht.

Das Haus war überfüllt und vor Beginn des Stückes
in aufgeregter — ja, die Verehrer von Mad. Neumann
in kampfgereizter Stimmung. Und wie klopfte mir ſelber
das junge, bange Herz! Aber ſchon während der ſüßen,
beſeligenden Melodieen der Ouverture kam mir eine
wunderbare Ruhe … und mit Gefühl und Begeiſterung
konnte ich ſprechen:

»Lächelnd ſinkt der Abend nieder,
Rings erſchallen Jubellieder …«

Der freundliche Beifall erhöhte meinen Muth —
meine Begeiſterung — mein Glück!

Das eingelegte Solo tanzte ich, den Tambourin
ſchwingend, wie von Flügeln getragen … und ich dachte

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[19/0047] zu Weber's entzückender Muſik. — Prezioſa's berühmtes Lied: »Einſam bin ich nicht alleine!« ſtudirte mir Geſang¬ lehrer Berger fleißig ein, und die melodramatiſche De¬ klamation übte ich unermüdlich nach dem Klavierauszuge. Bruder Karl beſorgte eine leichte Jagdflinte und exerzirte mich wie einen Rekruten damit ein: blitzſchnell zu zielen, während der Rede abſetzend und bei der geringſten Be¬ wegung des Zigeunerhauptmanns wieder anzulegen. Und mit welchem Entzücken ſtaffirte die gute Mutter ihre Prezioſa heraus: ſpaniſches Koſtüm, himmelblau mit Silber, graziöſe Marabouts auf dem Kopf! So wünſchte mich ſpäter Maler Muxel in München zu malen. Er wählte die Scene, wo Prezioſa wie verklärt Alonſo's Bouquet aufgehoben. Ob das Bild noch in einer Münchener Galerie hängt — ob in einer Trödelbude … ich weiß es nicht. Das Haus war überfüllt und vor Beginn des Stückes in aufgeregter — ja, die Verehrer von Mad. Neumann in kampfgereizter Stimmung. Und wie klopfte mir ſelber das junge, bange Herz! Aber ſchon während der ſüßen, beſeligenden Melodieen der Ouverture kam mir eine wunderbare Ruhe … und mit Gefühl und Begeiſterung konnte ich ſprechen: »Lächelnd ſinkt der Abend nieder, Rings erſchallen Jubellieder …« Der freundliche Beifall erhöhte meinen Muth — meine Begeiſterung — mein Glück! Das eingelegte Solo tanzte ich, den Tambourin ſchwingend, wie von Flügeln getragen … und ich dachte 2 *

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/47>, abgerufen am 25.11.2024.