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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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render Liebe erzogen und gebildet hatte, führte die reli¬
giöse Schwärmerin dem damals stark Mode gewordenen
Mysticismus in die Arme. Zu ihrem Unglück lernte
sie in Mietau den Gaukler Cagliostro kennen, der ihre
geliebten Todten vor ihr erscheinen ließ und -- ihre
Kasse in unverschämtester Weise plünderte. Sie war
die begeistertste Jüngerin seiner Lehre -- -- bis sie
den verehrten Großkophta zu ihrem Schmerz als -- ge¬
meinen Dieb und Betrüger entlarvt sah. Mit Takt und
Würde trat sie in ihrer Schrift über Cagliostro den
vielen häßlichen Gerüchten über ihr Verhältniß zu dem
Abenteurer entgegen -- und dies Buch machte so großes
Aufsehen, daß die Kaiserin Katharina es in's Russische
übersetzen ließ und die Verfasserin an ihren Hof einlud
und für die Plünderungen Cagliostro's durch ein Gut
in Kurland entschädigte, wo Elisa ganz in der Stille
der Erziehung armer Mädchen lebte ... bis ihre Nerven¬
reizbarkeit sie auf Reisen nach Deutschland führte, an
das die ideale Freundschaft mit Tiedge sie bis an ihren
Tod fesselte.

Beim Erzählen und Plaudern wurde Tiedge immer
lebhafter und freundlicher und sein Händedruck so wohl¬
thuend warm, als hätten wir uns schon jahrelang ge¬
kannt. Selbst die Schattengestalten um uns her nahmen
ein wenig Fleisch und Blut und Stimme an -- -- und
nicht selten konnten sie sich auf einem ganz menschlichen
Kichern ertappen. Und als Tiedge mich beim Abschiede
herzlich bat, doch recht bald und recht oft wiederzukommen

render Liebe erzogen und gebildet hatte, führte die reli¬
giöſe Schwärmerin dem damals ſtark Mode gewordenen
Myſticismus in die Arme. Zu ihrem Unglück lernte
ſie in Mietau den Gaukler Caglioſtro kennen, der ihre
geliebten Todten vor ihr erſcheinen ließ und — ihre
Kaſſe in unverſchämteſter Weiſe plünderte. Sie war
die begeiſtertſte Jüngerin ſeiner Lehre — — bis ſie
den verehrten Großkophta zu ihrem Schmerz als — ge¬
meinen Dieb und Betrüger entlarvt ſah. Mit Takt und
Würde trat ſie in ihrer Schrift über Caglioſtro den
vielen häßlichen Gerüchten über ihr Verhältniß zu dem
Abenteurer entgegen — und dies Buch machte ſo großes
Aufſehen, daß die Kaiſerin Katharina es in's Ruſſiſche
überſetzen ließ und die Verfaſſerin an ihren Hof einlud
und für die Plünderungen Caglioſtro's durch ein Gut
in Kurland entſchädigte, wo Eliſa ganz in der Stille
der Erziehung armer Mädchen lebte … bis ihre Nerven¬
reizbarkeit ſie auf Reiſen nach Deutſchland führte, an
das die ideale Freundſchaft mit Tiedge ſie bis an ihren
Tod feſſelte.

Beim Erzählen und Plaudern wurde Tiedge immer
lebhafter und freundlicher und ſein Händedruck ſo wohl¬
thuend warm, als hätten wir uns ſchon jahrelang ge¬
kannt. Selbſt die Schattengeſtalten um uns her nahmen
ein wenig Fleiſch und Blut und Stimme an — — und
nicht ſelten konnten ſie ſich auf einem ganz menſchlichen
Kichern ertappen. Und als Tiedge mich beim Abſchiede
herzlich bat, doch recht bald und recht oft wiederzukommen

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[359/0387] render Liebe erzogen und gebildet hatte, führte die reli¬ giöſe Schwärmerin dem damals ſtark Mode gewordenen Myſticismus in die Arme. Zu ihrem Unglück lernte ſie in Mietau den Gaukler Caglioſtro kennen, der ihre geliebten Todten vor ihr erſcheinen ließ und — ihre Kaſſe in unverſchämteſter Weiſe plünderte. Sie war die begeiſtertſte Jüngerin ſeiner Lehre — — bis ſie den verehrten Großkophta zu ihrem Schmerz als — ge¬ meinen Dieb und Betrüger entlarvt ſah. Mit Takt und Würde trat ſie in ihrer Schrift über Caglioſtro den vielen häßlichen Gerüchten über ihr Verhältniß zu dem Abenteurer entgegen — und dies Buch machte ſo großes Aufſehen, daß die Kaiſerin Katharina es in's Ruſſiſche überſetzen ließ und die Verfaſſerin an ihren Hof einlud und für die Plünderungen Caglioſtro's durch ein Gut in Kurland entſchädigte, wo Eliſa ganz in der Stille der Erziehung armer Mädchen lebte … bis ihre Nerven¬ reizbarkeit ſie auf Reiſen nach Deutſchland führte, an das die ideale Freundſchaft mit Tiedge ſie bis an ihren Tod feſſelte. Beim Erzählen und Plaudern wurde Tiedge immer lebhafter und freundlicher und ſein Händedruck ſo wohl¬ thuend warm, als hätten wir uns ſchon jahrelang ge¬ kannt. Selbſt die Schattengeſtalten um uns her nahmen ein wenig Fleiſch und Blut und Stimme an — — und nicht ſelten konnten ſie ſich auf einem ganz menſchlichen Kichern ertappen. Und als Tiedge mich beim Abſchiede herzlich bat, doch recht bald und recht oft wiederzukommen

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/387>, abgerufen am 22.11.2024.