Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.Straße uns ängstlich aus dem Wege gingen und uns Die Nacht verbrachten wir im Fieber und am an¬ Zu unserem Trost kam Gevatter Krüger und war "Und Uechtritz -- und Teichmann?" fragte die "O, wir haben unser Möglichstes gethan, sie über Aber sie wurden nicht wieder gut. Für den ver¬ Straße uns ängſtlich aus dem Wege gingen und uns Die Nacht verbrachten wir im Fieber und am an¬ Zu unſerem Troſt kam Gevatter Krüger und war »Und Uechtritz — und Teichmann?« fragte die »O, wir haben unſer Möglichſtes gethan, ſie über Aber ſie wurden nicht wieder gut. Für den ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0382" n="354"/> Straße uns ängſtlich aus dem Wege gingen und uns<lb/> bedenklich nachſahen … und zu Hauſe ſetzten wir uns<lb/> Jede in eine Sophaecke und — weinten bitterlich vor<lb/> Nervenabſpannung und — Scham über mein rückſichts¬<lb/> loſes und für Uechtritz und Teichmann ſo verletzendes<lb/> kindiſches Benehmen … bis der Lachdämon wieder über<lb/> mich kam und auch die Mutter mit fortriß, wenn ich<lb/> an die verſchiedenen hochkomiſchen Einzelheiten des Abends<lb/> erinnerte und Darius und Statira und den wachsäugi¬<lb/> gen Vertrauten kopirte.</p><lb/> <p>Die Nacht verbrachten wir im Fieber und am an¬<lb/> dern Morgen mußte der Arzt kommen und die zerrütte¬<lb/> ten Nerven beruhigen, ſonſt hätte ich unmöglich am<lb/> Abende als Strudelköpfchen auftreten können.</p><lb/> <p>Zu unſerem Troſt kam Gevatter Krüger und war<lb/> liebenswürdig, wie immer, und anſtatt mich wegen<lb/> meines Benehmens zu ſchelten, bedauerte er uns wegen<lb/> der ausgeſtandenen Qualen … ſeine Frau liege auch<lb/> noch vor Nervenabſpannung, mit kalten Umſchlägen um<lb/> den Kopf, auf dem Sopha.</p><lb/> <p>»Und Uechtritz — und Teichmann?« fragte die<lb/> Mutter beklommen.</p><lb/> <p>»O, wir haben unſer Möglichſtes gethan, ſie über<lb/> die Urſache der nicht mehr zu verbergenden Heiterkeit<lb/> und Ihrer Flucht im Unklaren zu laſſen … Sie wer¬<lb/> den ſchon wieder gut werden …«</p><lb/> <p>Aber ſie wurden nicht wieder gut. Für den ver¬<lb/> letzten Dichter exiſtirte ich nicht mehr und Teichmann<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [354/0382]
Straße uns ängſtlich aus dem Wege gingen und uns
bedenklich nachſahen … und zu Hauſe ſetzten wir uns
Jede in eine Sophaecke und — weinten bitterlich vor
Nervenabſpannung und — Scham über mein rückſichts¬
loſes und für Uechtritz und Teichmann ſo verletzendes
kindiſches Benehmen … bis der Lachdämon wieder über
mich kam und auch die Mutter mit fortriß, wenn ich
an die verſchiedenen hochkomiſchen Einzelheiten des Abends
erinnerte und Darius und Statira und den wachsäugi¬
gen Vertrauten kopirte.
Die Nacht verbrachten wir im Fieber und am an¬
dern Morgen mußte der Arzt kommen und die zerrütte¬
ten Nerven beruhigen, ſonſt hätte ich unmöglich am
Abende als Strudelköpfchen auftreten können.
Zu unſerem Troſt kam Gevatter Krüger und war
liebenswürdig, wie immer, und anſtatt mich wegen
meines Benehmens zu ſchelten, bedauerte er uns wegen
der ausgeſtandenen Qualen … ſeine Frau liege auch
noch vor Nervenabſpannung, mit kalten Umſchlägen um
den Kopf, auf dem Sopha.
»Und Uechtritz — und Teichmann?« fragte die
Mutter beklommen.
»O, wir haben unſer Möglichſtes gethan, ſie über
die Urſache der nicht mehr zu verbergenden Heiterkeit
und Ihrer Flucht im Unklaren zu laſſen … Sie wer¬
den ſchon wieder gut werden …«
Aber ſie wurden nicht wieder gut. Für den ver¬
letzten Dichter exiſtirte ich nicht mehr und Teichmann
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