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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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sein. Frau Schröder hatte beim Kaiser Franz Audienz
und stellte als Bedingung ihres Bleibens in Wien: ein
Engagement ihres Bräutigams Kunst für erste Rollen ...

Da sagte ihr Kaiser Franzerl, der es herzlich gut
mit ihr meinte, in seiner Weise:

"Schröder, sein's g'scheidt, bleiben's bei uns und
lassen's die dummen Heirathsg'schicht'n außi -- bedenken's
doch: so an alt's Weiberl und so an jung's Mannerl ..."

"Ich an alt's Weiberl? -- noch nicht ganz 48,
Majestät", war die entrüstete Antwort, in den Tönen
einer Lady Macbeth.

"Nu -- nu -- i mein ja nur im Verhältniß zu
dem jung'n Mannerl -- könnt' ja halt fast zwei Mal
Ihr Sohn sein ..." begütigte Franzerl.

Das war zu viel für das liebende Herz von Sophie
Schröder. Sie kündigte, heirathete den schönen Kunst
-- -- und drang nach sechs Wochen selber auf Scheidung
dieser unglückseligen Ehe, die jedoch erst 1859 durch den
Tod von Kunst wirklich getrennt wurde, obgleich der
junge Ehemann seine Frau und Wien bereits vier Wochen
nach der Hochzeit heimlich verlassen hatte.

Im Jahre 1843 sah ich Sophie Schröder in Dresden
beim Besuch ihrer genialen Tochter, Wilhelmine Schröder-
Devrient wieder. Die hatte von der Mutter das große
dramatische Talent -- aber auch das unglückselige, leiden¬
schaftheiße Herz geerbt. Ob aber Mutter und Tochter
ohne diese wilde Glut der Leidenschaft so große Künst¬
lerinnen geworden wären? -- Ich glaube kaum.

ſein. Frau Schröder hatte beim Kaiſer Franz Audienz
und ſtellte als Bedingung ihres Bleibens in Wien: ein
Engagement ihres Bräutigams Kunſt für erſte Rollen …

Da ſagte ihr Kaiſer Franzerl, der es herzlich gut
mit ihr meinte, in ſeiner Weiſe:

»Schröder, ſein's g'ſcheidt, bleiben's bei uns und
laſſen's die dummen Heirathsg'ſchicht'n außi — bedenken's
doch: ſo an alt's Weiberl und ſo an jung's Mannerl …«

»Ich an alt's Weiberl? — noch nicht ganz 48,
Majeſtät«, war die entrüſtete Antwort, in den Tönen
einer Lady Macbeth.

»Nu — nu — i mein ja nur im Verhältniß zu
dem jung'n Mannerl — könnt' ja halt faſt zwei Mal
Ihr Sohn ſein …« begütigte Franzerl.

Das war zu viel für das liebende Herz von Sophie
Schröder. Sie kündigte, heirathete den ſchönen Kunſt
— — und drang nach ſechs Wochen ſelber auf Scheidung
dieſer unglückſeligen Ehe, die jedoch erſt 1859 durch den
Tod von Kunſt wirklich getrennt wurde, obgleich der
junge Ehemann ſeine Frau und Wien bereits vier Wochen
nach der Hochzeit heimlich verlaſſen hatte.

Im Jahre 1843 ſah ich Sophie Schröder in Dresden
beim Beſuch ihrer genialen Tochter, Wilhelmine Schröder-
Devrient wieder. Die hatte von der Mutter das große
dramatiſche Talent — aber auch das unglückſelige, leiden¬
ſchaftheiße Herz geerbt. Ob aber Mutter und Tochter
ohne dieſe wilde Glut der Leidenſchaft ſo große Künſt¬
lerinnen geworden wären? — Ich glaube kaum.

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[329/0357] ſein. Frau Schröder hatte beim Kaiſer Franz Audienz und ſtellte als Bedingung ihres Bleibens in Wien: ein Engagement ihres Bräutigams Kunſt für erſte Rollen … Da ſagte ihr Kaiſer Franzerl, der es herzlich gut mit ihr meinte, in ſeiner Weiſe: »Schröder, ſein's g'ſcheidt, bleiben's bei uns und laſſen's die dummen Heirathsg'ſchicht'n außi — bedenken's doch: ſo an alt's Weiberl und ſo an jung's Mannerl …« »Ich an alt's Weiberl? — noch nicht ganz 48, Majeſtät«, war die entrüſtete Antwort, in den Tönen einer Lady Macbeth. »Nu — nu — i mein ja nur im Verhältniß zu dem jung'n Mannerl — könnt' ja halt faſt zwei Mal Ihr Sohn ſein …« begütigte Franzerl. Das war zu viel für das liebende Herz von Sophie Schröder. Sie kündigte, heirathete den ſchönen Kunſt — — und drang nach ſechs Wochen ſelber auf Scheidung dieſer unglückſeligen Ehe, die jedoch erſt 1859 durch den Tod von Kunſt wirklich getrennt wurde, obgleich der junge Ehemann ſeine Frau und Wien bereits vier Wochen nach der Hochzeit heimlich verlaſſen hatte. Im Jahre 1843 ſah ich Sophie Schröder in Dresden beim Beſuch ihrer genialen Tochter, Wilhelmine Schröder- Devrient wieder. Die hatte von der Mutter das große dramatiſche Talent — aber auch das unglückſelige, leiden¬ ſchaftheiße Herz geerbt. Ob aber Mutter und Tochter ohne dieſe wilde Glut der Leidenſchaft ſo große Künſt¬ lerinnen geworden wären? — Ich glaube kaum.

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/357>, abgerufen am 22.11.2024.