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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Familien würden gefolgt und ein noch erfreulicheres
Resultat erzielt worden sein. Es scheint, daß der Ein¬
druck der früheren Leistungen der deutschen Schauspieler
die kaiserliche Familie so nachhaltig abgeschreckt hatte,
daß sie sich die Erneuerung eines derartigen Genusses gern
versagte. Niemand fand das begreiflicher, als ich, wenn
ich an den unglückseligen "Mann im Feuer" von anno
1828 zurückdachte. Ich wurde daher förmlich überrascht,
als bei meinem zweiten Benefiz der Kaiser und die Kaiserin
in der Hofloge erschienen und Fürst Wolkonski mir nach
dem ersten Akt von "Friedrich August in Madrid" ein
reiches goldenes Stirnband, mit einem funkelnden Edel¬
stein geschmückt, im Namen der höchsten Herrschaften
überreichte. Uebrigens mußte auch schon das Lokal allein
den Hof abschrecken, denn nichts weniger als einladend
war das schmutzige, dunkle Circustheater. Die deutschen
Schauspieler fühlten sich wie aus einer Verbannung er¬
löst, als auch sie im großen, prachtvollen Alexandra¬
theater und später im wunderhübschen, eleganten Michael¬
theater gleich der ausgezeichneten französischen Truppe
spielen durften.

Die Kaiserin Alexandra hatte mich gleich nach meinem
ersten Debüt zu sich rufen lassen und mich in unvergleich¬
lich huldvoller Weise bewillkommt. Es ist unmöglich,
imposanter und doch zugleich anmuthiger auszusehen,
graziöser zu gehen und zu grüßen, als diese Fürstin da¬
mals erschien. Wenn sie tanzte, überstrahlte sie, wie
ich einige Mal Gelegenheit hatte zu beobachten, die jüngsten

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Familien würden gefolgt und ein noch erfreulicheres
Reſultat erzielt worden ſein. Es ſcheint, daß der Ein¬
druck der früheren Leiſtungen der deutſchen Schauſpieler
die kaiſerliche Familie ſo nachhaltig abgeſchreckt hatte,
daß ſie ſich die Erneuerung eines derartigen Genuſſes gern
verſagte. Niemand fand das begreiflicher, als ich, wenn
ich an den unglückſeligen »Mann im Feuer« von anno
1828 zurückdachte. Ich wurde daher förmlich überraſcht,
als bei meinem zweiten Benefiz der Kaiſer und die Kaiſerin
in der Hofloge erſchienen und Fürſt Wolkonski mir nach
dem erſten Akt von »Friedrich Auguſt in Madrid« ein
reiches goldenes Stirnband, mit einem funkelnden Edel¬
ſtein geſchmückt, im Namen der höchſten Herrſchaften
überreichte. Uebrigens mußte auch ſchon das Lokal allein
den Hof abſchrecken, denn nichts weniger als einladend
war das ſchmutzige, dunkle Circustheater. Die deutſchen
Schauſpieler fühlten ſich wie aus einer Verbannung er¬
löſt, als auch ſie im großen, prachtvollen Alexandra¬
theater und ſpäter im wunderhübſchen, eleganten Michael¬
theater gleich der ausgezeichneten franzöſiſchen Truppe
ſpielen durften.

Die Kaiſerin Alexandra hatte mich gleich nach meinem
erſten Debüt zu ſich rufen laſſen und mich in unvergleich¬
lich huldvoller Weiſe bewillkommt. Es iſt unmöglich,
impoſanter und doch zugleich anmuthiger auszuſehen,
graziöſer zu gehen und zu grüßen, als dieſe Fürſtin da¬
mals erſchien. Wenn ſie tanzte, überſtrahlte ſie, wie
ich einige Mal Gelegenheit hatte zu beobachten, die jüngſten

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[211/0239] Familien würden gefolgt und ein noch erfreulicheres Reſultat erzielt worden ſein. Es ſcheint, daß der Ein¬ druck der früheren Leiſtungen der deutſchen Schauſpieler die kaiſerliche Familie ſo nachhaltig abgeſchreckt hatte, daß ſie ſich die Erneuerung eines derartigen Genuſſes gern verſagte. Niemand fand das begreiflicher, als ich, wenn ich an den unglückſeligen »Mann im Feuer« von anno 1828 zurückdachte. Ich wurde daher förmlich überraſcht, als bei meinem zweiten Benefiz der Kaiſer und die Kaiſerin in der Hofloge erſchienen und Fürſt Wolkonski mir nach dem erſten Akt von »Friedrich Auguſt in Madrid« ein reiches goldenes Stirnband, mit einem funkelnden Edel¬ ſtein geſchmückt, im Namen der höchſten Herrſchaften überreichte. Uebrigens mußte auch ſchon das Lokal allein den Hof abſchrecken, denn nichts weniger als einladend war das ſchmutzige, dunkle Circustheater. Die deutſchen Schauſpieler fühlten ſich wie aus einer Verbannung er¬ löſt, als auch ſie im großen, prachtvollen Alexandra¬ theater und ſpäter im wunderhübſchen, eleganten Michael¬ theater gleich der ausgezeichneten franzöſiſchen Truppe ſpielen durften. Die Kaiſerin Alexandra hatte mich gleich nach meinem erſten Debüt zu ſich rufen laſſen und mich in unvergleich¬ lich huldvoller Weiſe bewillkommt. Es iſt unmöglich, impoſanter und doch zugleich anmuthiger auszuſehen, graziöſer zu gehen und zu grüßen, als dieſe Fürſtin da¬ mals erſchien. Wenn ſie tanzte, überſtrahlte ſie, wie ich einige Mal Gelegenheit hatte zu beobachten, die jüngſten 14 *

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/239>, abgerufen am 22.11.2024.