Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.ließen, gestand sie ein: daß es sie anfangs wirklich be¬ Nein! -- sie spielten vor uns keine Komödie, und Ich sollte Madame Stich nach diesem heiteren Nach meinem Engagement bei der königlichen Bühne "Ja, das ist jetzt etwas Anderes," sagte sie mit "Aber Sie sind ja so bedeutend -- ich erst eine "Auch in diesem Fache können Sie mir gefährlich ließen, geſtand ſie ein: daß es ſie anfangs wirklich be¬ Nein! — ſie ſpielten vor uns keine Komödie, und Ich ſollte Madame Stich nach dieſem heiteren Nach meinem Engagement bei der königlichen Bühne »Ja, das iſt jetzt etwas Anderes,« ſagte ſie mit »Aber Sie ſind ja ſo bedeutend — ich erſt eine »Auch in dieſem Fache können Sie mir gefährlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0196" n="168"/> ließen, geſtand ſie ein: daß es ſie anfangs wirklich be¬<lb/> ängſtigt hätte, vor Franzoſen in deutſcher Sprache eine<lb/> Szene darzuſtellen!</p><lb/> <p>Nein! — ſie ſpielten vor uns keine Komödie, und<lb/> die Behauptung war nicht erfunden, daß Stich <hi rendition="#g">nach</hi><lb/> der Verwundung ſich gegen ſeine Frau noch ergebener<lb/> und vertrauensvoller benommen habe.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ich ſollte Madame Stich nach dieſem heiteren<lb/> Morgenbeſuch erſt als Wittwe wieder ſprechen. Ihr<lb/> Gatte ſtarb nach einigen Monaten an einem alten Bruſt¬<lb/> übel. Die Berliner blieben aber beharrlich dabei: an<lb/> den Folgen jenes unglücklichen Dolchſtoßes.</p><lb/> <p>Nach meinem Engagement bei der königlichen Bühne<lb/> machte ich der Stich meinen Beſuch. Ernſt-höflich kalt<lb/> empfing ſie mich. Unbefangen fragte ich nach dieſem ſo<lb/> veränderten Benehmen, — ich bewundere ſie ja doch ſo<lb/> aufrichtig und freue mich ſo herzlich darauf, mit ihr<lb/> ſpielen, von ihr lernen zu können …</p><lb/> <p>»Ja, das iſt jetzt etwas Anderes,« ſagte ſie mit<lb/> derſelben eiskalten Stimme — »damals waren Sie eine<lb/> Kollegin auf einer andern Bühne — heute aber ſtehen<lb/> wir uns als Gegnerinnen gegenüber …«</p><lb/> <p>»Aber Sie ſind ja ſo bedeutend — ich erſt eine<lb/> Anfängerin und nur im Luſtſpiel beſchäftigt …«</p><lb/> <p>»Auch in dieſem Fache können Sie mir gefährlich<lb/> werden …« ſagte lebhaft. »Sie ſind viel jünger<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0196]
ließen, geſtand ſie ein: daß es ſie anfangs wirklich be¬
ängſtigt hätte, vor Franzoſen in deutſcher Sprache eine
Szene darzuſtellen!
Nein! — ſie ſpielten vor uns keine Komödie, und
die Behauptung war nicht erfunden, daß Stich nach
der Verwundung ſich gegen ſeine Frau noch ergebener
und vertrauensvoller benommen habe.
Ich ſollte Madame Stich nach dieſem heiteren
Morgenbeſuch erſt als Wittwe wieder ſprechen. Ihr
Gatte ſtarb nach einigen Monaten an einem alten Bruſt¬
übel. Die Berliner blieben aber beharrlich dabei: an
den Folgen jenes unglücklichen Dolchſtoßes.
Nach meinem Engagement bei der königlichen Bühne
machte ich der Stich meinen Beſuch. Ernſt-höflich kalt
empfing ſie mich. Unbefangen fragte ich nach dieſem ſo
veränderten Benehmen, — ich bewundere ſie ja doch ſo
aufrichtig und freue mich ſo herzlich darauf, mit ihr
ſpielen, von ihr lernen zu können …
»Ja, das iſt jetzt etwas Anderes,« ſagte ſie mit
derſelben eiskalten Stimme — »damals waren Sie eine
Kollegin auf einer andern Bühne — heute aber ſtehen
wir uns als Gegnerinnen gegenüber …«
»Aber Sie ſind ja ſo bedeutend — ich erſt eine
Anfängerin und nur im Luſtſpiel beſchäftigt …«
»Auch in dieſem Fache können Sie mir gefährlich
werden …« ſagte lebhaft. »Sie ſind viel jünger
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