Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.armend, ausgerufen: "Vergiß nie, daß August Wilhelm Auf einer kleinen Eva-Schwäche sollte ich die edle Sophie Müller starb einige Jahre nach den Berliner armend, ausgerufen: »Vergiß nie, daß Auguſt Wilhelm Auf einer kleinen Eva-Schwäche ſollte ich die edle Sophie Müller ſtarb einige Jahre nach den Berliner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0183" n="155"/> armend, ausgerufen: »Vergiß nie, daß Auguſt Wilhelm<lb/> von Schlegel Dich — küßte!!«</p><lb/> <p>Auf einer kleinen Eva-Schwäche ſollte ich die edle<lb/> Sophie Müller auch ertappen. Ich wollte von unſerem<lb/> erſten Begegnen in Karlsruhe erzählen und wie ſie —<lb/> die Künſtlerin ſchon damals mein Kinderherz erfüllt<lb/> hätte … Aber faſt heftig unterbrach ſie mich — nahm<lb/> mich bei Seite und flüſterte mir zu: »Erzählen Sie die<lb/> Geſchichte ja nicht … man nachrechnen … ich<lb/> mache mich immer vier Jahre jünger …« Und doch war<lb/> Sophie Müller jetzt erſt 28 Jahr! Alſo auch Du,<lb/> große Sophie, leideſt an der allgemeinen Mädchenthor¬<lb/> heit! — dachte ich verwundert und nahm mir vor,<lb/> ſtets des franzöſiſchen Sprichworts eingedenk zu bleiben:<lb/> »<hi rendition="#aq">On a l'âge, qu'on paraît!</hi>« — und mein wahres<lb/> Alter nie zu verleugnen … Und ich hab's bis auf den<lb/> heutigen Tag ehrlich gehalten.</p><lb/> <p>Sophie Müller ſtarb einige Jahre nach den Berliner<lb/> Triumphen an der Auszehrung … Schon beim Beginn<lb/> des Gaſtſpiels hatte ſie das Herannahen des Uebels<lb/> gefühlt, aber ſich dennoch nach ihrer Rückkehr in Wien<lb/> nicht genug geſchont. Ihre zarte Konſtitution war dem<lb/> tragiſchen Fach nicht gewachſen — und ſie ſpielte es<lb/> mit ſo echter Leidenſchaft … bis zum Dahinſtrömen<lb/> ihres ſchönen Lebens … Der Tod raubte in Sophie<lb/> Müller Deutſchlands edelſte jugendliche Künſtlerin!<lb/> Nach Ludwig Tieck's Ausſpruch erreichte ſie in manchen<lb/> Rollen Mlle. Mars, beſonders in »Menſchenhaß und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0183]
armend, ausgerufen: »Vergiß nie, daß Auguſt Wilhelm
von Schlegel Dich — küßte!!«
Auf einer kleinen Eva-Schwäche ſollte ich die edle
Sophie Müller auch ertappen. Ich wollte von unſerem
erſten Begegnen in Karlsruhe erzählen und wie ſie —
die Künſtlerin ſchon damals mein Kinderherz erfüllt
hätte … Aber faſt heftig unterbrach ſie mich — nahm
mich bei Seite und flüſterte mir zu: »Erzählen Sie die
Geſchichte ja nicht … man nachrechnen … ich
mache mich immer vier Jahre jünger …« Und doch war
Sophie Müller jetzt erſt 28 Jahr! Alſo auch Du,
große Sophie, leideſt an der allgemeinen Mädchenthor¬
heit! — dachte ich verwundert und nahm mir vor,
ſtets des franzöſiſchen Sprichworts eingedenk zu bleiben:
»On a l'âge, qu'on paraît!« — und mein wahres
Alter nie zu verleugnen … Und ich hab's bis auf den
heutigen Tag ehrlich gehalten.
Sophie Müller ſtarb einige Jahre nach den Berliner
Triumphen an der Auszehrung … Schon beim Beginn
des Gaſtſpiels hatte ſie das Herannahen des Uebels
gefühlt, aber ſich dennoch nach ihrer Rückkehr in Wien
nicht genug geſchont. Ihre zarte Konſtitution war dem
tragiſchen Fach nicht gewachſen — und ſie ſpielte es
mit ſo echter Leidenſchaft … bis zum Dahinſtrömen
ihres ſchönen Lebens … Der Tod raubte in Sophie
Müller Deutſchlands edelſte jugendliche Künſtlerin!
Nach Ludwig Tieck's Ausſpruch erreichte ſie in manchen
Rollen Mlle. Mars, beſonders in »Menſchenhaß und
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