für die Verzerrungen des Mundes bei der kleinsten Passage -- für ihr angsterweckendes Abmühen, Erfolge zu erringen.
Auf dramatischem Gebiet ergriff, überwältigte Sophie Schröder -- die größte Tragödin des Jahrhunderts. Sie trat am 19. September 1826 mit glänzendem Erfolge als Medea auf.
Sophie Müller, ebenfalls vom Wiener Burgtheater, zeigte sich ebenbürtig, bei ihrem Berliner Gastspiel mit Madame Stich den Lorber zu theilen.
Gefiel die Berliner Künstlerin mehr als Donna Diana, Semiramis, Jungfrau von Orleans, so bezauberte die Müller als Julia in Romeo und Julie, in Isidor und Olga und in den Nibelungen von Raupach. Vor Allem erregte ihre blinde Gabriele Sensation.
Noch nicht acht Jahre alt, sah ich Sophie Müller in Karlsruhe mit ihrem Vater gastiren, einem echten Komödianten, vortrefflich im komischen Fach. Als Schutz¬ geist in Kotzebue's Schauspiel schwebte Sophie mir lange vor Augen, und als Savoyardenknabe eroberte sie nun gar mein Kinderherz. Von Karlsruhe reiste sie nach München, blieb einige Jahre im Engagement, und von da ging sie nach Wien an's Burgtheater über -- um als Stern erster Größe zu glänzen. -- Auch ihr Privat¬ leben war fleckenlos.
Nach ihrem ersten Debüt als Olga machte ich ihr meinen Besuch, die liebe Landsmännin zu begrüßen.
Das große Zimmer war überfüllt von Huldigung Darbringenden, und ich erschrak förmlich, Sophie blaß,
für die Verzerrungen des Mundes bei der kleinſten Paſſage — für ihr angſterweckendes Abmühen, Erfolge zu erringen.
Auf dramatiſchem Gebiet ergriff, überwältigte Sophie Schröder — die größte Tragödin des Jahrhunderts. Sie trat am 19. September 1826 mit glänzendem Erfolge als Medea auf.
Sophie Müller, ebenfalls vom Wiener Burgtheater, zeigte ſich ebenbürtig, bei ihrem Berliner Gaſtſpiel mit Madame Stich den Lorber zu theilen.
Gefiel die Berliner Künſtlerin mehr als Donna Diana, Semiramis, Jungfrau von Orleans, ſo bezauberte die Müller als Julia in Romeo und Julie, in Iſidor und Olga und in den Nibelungen von Raupach. Vor Allem erregte ihre blinde Gabriele Senſation.
Noch nicht acht Jahre alt, ſah ich Sophie Müller in Karlsruhe mit ihrem Vater gaſtiren, einem echten Komödianten, vortrefflich im komiſchen Fach. Als Schutz¬ geiſt in Kotzebue's Schauſpiel ſchwebte Sophie mir lange vor Augen, und als Savoyardenknabe eroberte ſie nun gar mein Kinderherz. Von Karlsruhe reiſte ſie nach München, blieb einige Jahre im Engagement, und von da ging ſie nach Wien an's Burgtheater über — um als Stern erſter Größe zu glänzen. — Auch ihr Privat¬ leben war fleckenlos.
Nach ihrem erſten Debüt als Olga machte ich ihr meinen Beſuch, die liebe Landsmännin zu begrüßen.
Das große Zimmer war überfüllt von Huldigung Darbringenden, und ich erſchrak förmlich, Sophie blaß,
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für die Verzerrungen des Mundes bei der kleinſten Paſſage
— für ihr angſterweckendes Abmühen, Erfolge zu erringen.
Auf dramatiſchem Gebiet ergriff, überwältigte Sophie
Schröder — die größte Tragödin des Jahrhunderts.
Sie trat am 19. September 1826 mit glänzendem Erfolge
als Medea auf.
Sophie Müller, ebenfalls vom Wiener Burgtheater,
zeigte ſich ebenbürtig, bei ihrem Berliner Gaſtſpiel mit
Madame Stich den Lorber zu theilen.
Gefiel die Berliner Künſtlerin mehr als Donna
Diana, Semiramis, Jungfrau von Orleans, ſo bezauberte
die Müller als Julia in Romeo und Julie, in Iſidor
und Olga und in den Nibelungen von Raupach. Vor
Allem erregte ihre blinde Gabriele Senſation.
Noch nicht acht Jahre alt, ſah ich Sophie Müller
in Karlsruhe mit ihrem Vater gaſtiren, einem echten
Komödianten, vortrefflich im komiſchen Fach. Als Schutz¬
geiſt in Kotzebue's Schauſpiel ſchwebte Sophie mir lange
vor Augen, und als Savoyardenknabe eroberte ſie nun
gar mein Kinderherz. Von Karlsruhe reiſte ſie nach
München, blieb einige Jahre im Engagement, und von
da ging ſie nach Wien an's Burgtheater über — um
als Stern erſter Größe zu glänzen. — Auch ihr Privat¬
leben war fleckenlos.
Nach ihrem erſten Debüt als Olga machte ich ihr
meinen Beſuch, die liebe Landsmännin zu begrüßen.
Das große Zimmer war überfüllt von Huldigung
Darbringenden, und ich erſchrak förmlich, Sophie blaß,
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/181>, abgerufen am 22.11.2024.
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