Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.Bild "Die neun Musen" stellen wollte und auf der Zwei solcher Vorstellungen von lebenden Bildern im Hofrath Esperstedt brachte nur eines Tags mit "Ich als Philosophie, Herr Hofrath? Ich mit "Nun, man sieht bei Ihrer Philosophie ja nur das "Echt philosophisch? Wie stolz mich das macht, "Natürlich auch en profil ..." Bild »Die neun Muſen« ſtellen wollte und auf der Zwei ſolcher Vorſtellungen von lebenden Bildern im Hofrath Esperſtedt brachte nur eines Tags mit »Ich als Philoſophie, Herr Hofrath? Ich mit »Nun, man ſieht bei Ihrer Philoſophie ja nur das »Echt philoſophiſch? Wie ſtolz mich das macht, »Natürlich auch en profil …« <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0163" n="135"/> Bild »Die neun Muſen« ſtellen wollte und auf der<lb/> beſchränkten Breite der Bühne ſeine auserwählten Damen<lb/> nicht zu placiren vermochte trotz des kameradſchaftlichſten<lb/> Zuſammenrückens … Da lachte der »Muſen<lb/> verträglich ſein müſſen!« — und endlich ſtanden wir<lb/> auch in ſchönſter Harmonie als klaſſiſche Gruppe.</p><lb/> <p>Zwei ſolcher Vorſtellungen von lebenden Bildern im<lb/> königlichen Palais werden mir aber unvergeßlich bleiben<lb/> — wegen der dabei ausgeſtandenen Angſt.</p><lb/> <p>Hofrath Esperſtedt brachte nur eines Tags mit<lb/> wichtiger Miene die Nachricht, ich ſei berufen, im Palais<lb/> in lebenden Bildern mitzuwirken und zwar als Klärchen<lb/> mit Egmont-Rebenſtein nach dem bekannten Bilde, als<lb/> »Philoſophie« nach Rafaels Wandgemälde im Vatican<lb/> und …</p><lb/> <p>»Ich als Philoſophie, Herr Hofrath? Ich mit<lb/> meinem vollen runden lebensfrohen Geſichte und meinem<lb/> unſterblichen Kindskopf als ehrſame geſtrenge Weisheits¬<lb/> göttin? das iſt zu komiſch …« Und ich ließ meiner leicht<lb/> durchgehenden Heiterkeit die Zügel ſchießen …</p><lb/> <p>»Nun, man ſieht bei Ihrer Philoſophie ja nur das<lb/> Profil und Ihre Naſe iſt …«</p><lb/> <p>»Echt philoſophiſch? Wie ſtolz mich das macht,<lb/> Herr Hofrath. Wenn die Mutter mich einen Kindskopf<lb/> ſchilt — flugs halte ich ihr meine philoſophiſche Naſe<lb/><hi rendition="#aq">en profil</hi> hin und ſie wird von meiner Weisheit über¬<lb/> zeugt ſein. Und als Klärchen?«</p><lb/> <p>»Natürlich auch <hi rendition="#aq">en profil</hi> …«<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0163]
Bild »Die neun Muſen« ſtellen wollte und auf der
beſchränkten Breite der Bühne ſeine auserwählten Damen
nicht zu placiren vermochte trotz des kameradſchaftlichſten
Zuſammenrückens … Da lachte der »Muſen
verträglich ſein müſſen!« — und endlich ſtanden wir
auch in ſchönſter Harmonie als klaſſiſche Gruppe.
Zwei ſolcher Vorſtellungen von lebenden Bildern im
königlichen Palais werden mir aber unvergeßlich bleiben
— wegen der dabei ausgeſtandenen Angſt.
Hofrath Esperſtedt brachte nur eines Tags mit
wichtiger Miene die Nachricht, ich ſei berufen, im Palais
in lebenden Bildern mitzuwirken und zwar als Klärchen
mit Egmont-Rebenſtein nach dem bekannten Bilde, als
»Philoſophie« nach Rafaels Wandgemälde im Vatican
und …
»Ich als Philoſophie, Herr Hofrath? Ich mit
meinem vollen runden lebensfrohen Geſichte und meinem
unſterblichen Kindskopf als ehrſame geſtrenge Weisheits¬
göttin? das iſt zu komiſch …« Und ich ließ meiner leicht
durchgehenden Heiterkeit die Zügel ſchießen …
»Nun, man ſieht bei Ihrer Philoſophie ja nur das
Profil und Ihre Naſe iſt …«
»Echt philoſophiſch? Wie ſtolz mich das macht,
Herr Hofrath. Wenn die Mutter mich einen Kindskopf
ſchilt — flugs halte ich ihr meine philoſophiſche Naſe
en profil hin und ſie wird von meiner Weisheit über¬
zeugt ſein. Und als Klärchen?«
»Natürlich auch en profil …«
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |