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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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V.
Eine heitere Kunstpause.

Diese unfreiwillige Muße, diese plötzliche Verbannung
von den heißen, aber immer doch noch heiß geliebten
Brettern des Königstädter Theaters -- diese Pause in
meiner vergötterten Kunst bis zu ihrer neuen, schöneren
Blüthe auf der königlichen Bühne sollte mir jedoch bald
in einem rosigeren Lichte erscheinen -- als in jener
dunklen Stunde, wo mir von den racheschnaubenden
Herren Aktionären meine Lieblingsrollen abgefordert
wurden ... Dank der mir ewig unvergeßlichen liebens¬
würdigen Theilnahme und Güte der Berliner, die sich
förmlich überboten, mich vergessen zu lassen, daß es in
Berlin auch Dornen giebt.

Vor mir liegt wieder ein alter, vergilbter Brief mit
verblichenen Schriftzügen ... Ein junges, freudebebendes
Herz hat sie einst -- vor fast einem Menschenleben dik¬
tirt -- eine warmpulsirende, rosige Mädchenhand hat sie
niedergeschrieben ... Sie waren an das beste, treueste,
warmfühlendste Bruderherz gerichtet ...

V.
Eine heitere Kunſtpauſe.

Dieſe unfreiwillige Muße, dieſe plötzliche Verbannung
von den heißen, aber immer doch noch heiß geliebten
Brettern des Königſtädter Theaters — dieſe Pauſe in
meiner vergötterten Kunſt bis zu ihrer neuen, ſchöneren
Blüthe auf der königlichen Bühne ſollte mir jedoch bald
in einem roſigeren Lichte erſcheinen — als in jener
dunklen Stunde, wo mir von den racheſchnaubenden
Herren Aktionären meine Lieblingsrollen abgefordert
wurden … Dank der mir ewig unvergeßlichen liebens¬
würdigen Theilnahme und Güte der Berliner, die ſich
förmlich überboten, mich vergeſſen zu laſſen, daß es in
Berlin auch Dornen giebt.

Vor mir liegt wieder ein alter, vergilbter Brief mit
verblichenen Schriftzügen … Ein junges, freudebebendes
Herz hat ſie einſt — vor faſt einem Menſchenleben dik¬
tirt — eine warmpulſirende, roſige Mädchenhand hat ſie
niedergeſchrieben … Sie waren an das beſte, treueſte,
warmfühlendſte Bruderherz gerichtet …

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[[75]/0103] V. Eine heitere Kunſtpauſe. Dieſe unfreiwillige Muße, dieſe plötzliche Verbannung von den heißen, aber immer doch noch heiß geliebten Brettern des Königſtädter Theaters — dieſe Pauſe in meiner vergötterten Kunſt bis zu ihrer neuen, ſchöneren Blüthe auf der königlichen Bühne ſollte mir jedoch bald in einem roſigeren Lichte erſcheinen — als in jener dunklen Stunde, wo mir von den racheſchnaubenden Herren Aktionären meine Lieblingsrollen abgefordert wurden … Dank der mir ewig unvergeßlichen liebens¬ würdigen Theilnahme und Güte der Berliner, die ſich förmlich überboten, mich vergeſſen zu laſſen, daß es in Berlin auch Dornen giebt. Vor mir liegt wieder ein alter, vergilbter Brief mit verblichenen Schriftzügen … Ein junges, freudebebendes Herz hat ſie einſt — vor faſt einem Menſchenleben dik¬ tirt — eine warmpulſirende, roſige Mädchenhand hat ſie niedergeſchrieben … Sie waren an das beſte, treueſte, warmfühlendſte Bruderherz gerichtet …

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. [75]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/103>, abgerufen am 23.11.2024.