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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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erwiderte: "Meine Tochter hatte Sie ja bereits mündlich
davon in Kenntniß gesetzt!" ... "Das habe ich nicht für
Ernst genommen!" entgegnete er. -- "Weshalb nicht?"
fiel ich ein. "Und in wie fern bin ich undankbar? Erst
wurde ich von der Direktion zurückgedrängt, dann half
mir das Publikum siegen. Jetzt versucht Karoline Müller
auch wieder, mich zurück zu drängen -- nein! Lassen Sie
mich in Frieden ziehen, lieber die Dritte bei der königlichen
Bühne, als hier die Erste sein . . Kunowsky stürzte
fort, um mit den Aktionären Rücksprache zu nehmen, --
und nach einigen Stunden langte ein Brief der Direktoren
an, mit dem Anerbieten "doppelter Gage" und allen
möglichen Versprechungen.

Ich hatte bereits den Kontrakt von der königlichen
Intendanz unterzeichnet -- und wenn auch nicht, ich
hätte mich nicht verlocken lassen.

Nun folgten schreckliche Tage: alle Rollen wurden
mir abgefordert, sogar die Elsbeth dem Fräulein Müller
eingehändigt, und mir schriftlich erklärt: ich dürfe nicht
mehr auftreten, die Gage würde bis zum Dezember fort¬
bezahlt ... So glaubte man mich dem Publikum zu
entfremden.

Sollen wir prozessiren? Vor Schluß des Prozesses
dürfte ich doch nicht spielen. Alles hätte ich verschmerzt,
nur die Elsbeth that mir leid und -- ich bekam ordent¬
lich Heimweh nach der Rolle und -- -- nach dem
Schimmel! Du glaubst nicht, wie prächtig ich mich zu
Pferde ausnahm, wie eine rechte Soldatentochter! Ich

erwiderte: »Meine Tochter hatte Sie ja bereits mündlich
davon in Kenntniß geſetzt!« … »Das habe ich nicht für
Ernſt genommen!« entgegnete er. — »Weshalb nicht?«
fiel ich ein. »Und in wie fern bin ich undankbar? Erſt
wurde ich von der Direktion zurückgedrängt, dann half
mir das Publikum ſiegen. Jetzt verſucht Karoline Müller
auch wieder, mich zurück zu drängen — nein! Laſſen Sie
mich in Frieden ziehen, lieber die Dritte bei der königlichen
Bühne, als hier die Erſte ſein . . Kunowsky ſtürzte
fort, um mit den Aktionären Rückſprache zu nehmen, —
und nach einigen Stunden langte ein Brief der Direktoren
an, mit dem Anerbieten »doppelter Gage« und allen
möglichen Verſprechungen.

Ich hatte bereits den Kontrakt von der königlichen
Intendanz unterzeichnet — und wenn auch nicht, ich
hätte mich nicht verlocken laſſen.

Nun folgten ſchreckliche Tage: alle Rollen wurden
mir abgefordert, ſogar die Elsbeth dem Fräulein Müller
eingehändigt, und mir ſchriftlich erklärt: ich dürfe nicht
mehr auftreten, die Gage würde bis zum Dezember fort¬
bezahlt … So glaubte man mich dem Publikum zu
entfremden.

Sollen wir prozeſſiren? Vor Schluß des Prozeſſes
dürfte ich doch nicht ſpielen. Alles hätte ich verſchmerzt,
nur die Elsbeth that mir leid und — ich bekam ordent¬
lich Heimweh nach der Rolle und — — nach dem
Schimmel! Du glaubſt nicht, wie prächtig ich mich zu
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[73/0101] erwiderte: »Meine Tochter hatte Sie ja bereits mündlich davon in Kenntniß geſetzt!« … »Das habe ich nicht für Ernſt genommen!« entgegnete er. — »Weshalb nicht?« fiel ich ein. »Und in wie fern bin ich undankbar? Erſt wurde ich von der Direktion zurückgedrängt, dann half mir das Publikum ſiegen. Jetzt verſucht Karoline Müller auch wieder, mich zurück zu drängen — nein! Laſſen Sie mich in Frieden ziehen, lieber die Dritte bei der königlichen Bühne, als hier die Erſte ſein . . Kunowsky ſtürzte fort, um mit den Aktionären Rückſprache zu nehmen, — und nach einigen Stunden langte ein Brief der Direktoren an, mit dem Anerbieten »doppelter Gage« und allen möglichen Verſprechungen. Ich hatte bereits den Kontrakt von der königlichen Intendanz unterzeichnet — und wenn auch nicht, ich hätte mich nicht verlocken laſſen. Nun folgten ſchreckliche Tage: alle Rollen wurden mir abgefordert, ſogar die Elsbeth dem Fräulein Müller eingehändigt, und mir ſchriftlich erklärt: ich dürfe nicht mehr auftreten, die Gage würde bis zum Dezember fort¬ bezahlt … So glaubte man mich dem Publikum zu entfremden. Sollen wir prozeſſiren? Vor Schluß des Prozeſſes dürfte ich doch nicht ſpielen. Alles hätte ich verſchmerzt, nur die Elsbeth that mir leid und — ich bekam ordent¬ lich Heimweh nach der Rolle und — — nach dem Schimmel! Du glaubſt nicht, wie prächtig ich mich zu Pferde ausnahm, wie eine rechte Soldatentochter! Ich

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/101>, abgerufen am 23.11.2024.