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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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öffnen, so in der Ethnologie, seit wir den fernen Stämmen,
in der Phänomenologie des Menschengeschlechtes auf dem
Erdball, näher getreten sind, und in Einzelnheiten blicken.

Noch immer indess erkennen wir sie kaum erst durch
das Telescop, und so macht sich oft ein Missverhältniss
fühlbar in der Forschungsmethode, wenn wir die ethnologi-
schen Ergebnisse gleichzeitig mit denjenigen behandeln sollen,
die aus unseren geschichtlichen oder vorgeschichtlichen
Forschungen erst mit der Lupe gewonnen sind.

Seit Götter und Menschen in Sicyon mit einander ge-
rechtet*), ist stets und überall der Rechtsstreit geblieben über
das, was diesen oder was jenen gehöre.

In Oceanien scheidet sich die ganze Natur in moa und
noa, und was immer von Einem der Tabuirten (die als Atua
unmerklich in die Götter übergehen) berührt ist, wird damit
sein Eigenthum**), wenn selbst nur von seinem Schatten
getroffen.

Im gesitteten Rom dagegen bedurfte es erst der gesetz-
lichen Einwilligung, denn so "Gallus Aelius ait: sacrum
esse, quodcunque more atque instituto civitatis consecratum
sit" (s. Festus), und das zu Homer's Zeit den damals, als
Halbheroen über die Volksheerde hervorstehenden Fürsten,
als Krongut, zum privaten Besitz zukommenden Temenos
wurde, nach der demokratischen Reaction des späteren
Griechenland's nur dem naos gelassen, der Behausung eines
Gottes, also Eines der dii certi wenigstens, wie sich mit

*) Auch in Borneo. Man and the spirits were at first equal (bei den
Land-Dayak) bis "the spirits got the better of man and rubbed charcoal
in his eyes, which made him no longer able to see his foes, except in the
case of some gifted persons, as the priests (s. St. John), indem solchen die
Binde fortgenommen wird, um wieder in die unsichtbare Welt zu blicken.
**) Die den Brahmanen aufliegende Reinheit schob der Ausübung
ihrer Privilegien einen Riegel vor, indem sie durch Aneignung des dem
Pariah gehörigen Eigenthums selbst verunreinigt sein würden, ja schon wenn
nur von seinem Schatten getroffen.

öffnen, so in der Ethnologie, seit wir den fernen Stämmen,
in der Phänomenologie des Menschengeschlechtes auf dem
Erdball, näher getreten sind, und in Einzelnheiten blicken.

Noch immer indess erkennen wir sie kaum erst durch
das Telescop, und so macht sich oft ein Missverhältniss
fühlbar in der Forschungsmethode, wenn wir die ethnologi-
schen Ergebnisse gleichzeitig mit denjenigen behandeln sollen,
die aus unseren geschichtlichen oder vorgeschichtlichen
Forschungen erst mit der Lupe gewonnen sind.

Seit Götter und Menschen in Sicyon mit einander ge-
rechtet*), ist stets und überall der Rechtsstreit geblieben über
das, was diesen oder was jenen gehöre.

In Oceanien scheidet sich die ganze Natur in moa und
noa, und was immer von Einem der Tabuirten (die als Atua
unmerklich in die Götter übergehen) berührt ist, wird damit
sein Eigenthum**), wenn selbst nur von seinem Schatten
getroffen.

Im gesitteten Rom dagegen bedurfte es erst der gesetz-
lichen Einwilligung, denn so „Gallus Aelius ait: sacrum
esse, quodcunque more atque instituto civitatis consecratum
sit“ (s. Festus), und das zu Homer’s Zeit den damals, als
Halbheroen über die Volksheerde hervorstehenden Fürsten,
als Krongut, zum privaten Besitz zukommenden Temenos
wurde, nach der demokratischen Reaction des späteren
Griechenland’s nur dem ναος gelassen, der Behausung eines
Gottes, also Eines der dii certi wenigstens, wie sich mit

*) Auch in Borneo. Man and the spirits were at first equal (bei den
Land-Dayak) bis „the spirits got the better of man and rubbed charcoal
in his eyes, which made him no longer able to see his foes, except in the
case of some gifted persons, as the priests (s. St. John), indem solchen die
Binde fortgenommen wird, um wieder in die unsichtbare Welt zu blicken.
**) Die den Brahmanen aufliegende Reinheit schob der Ausübung
ihrer Privilegien einen Riegel vor, indem sie durch Aneignung des dem
Pariah gehörigen Eigenthums selbst verunreinigt sein würden, ja schon wenn
nur von seinem Schatten getroffen.
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[60/0094] öffnen, so in der Ethnologie, seit wir den fernen Stämmen, in der Phänomenologie des Menschengeschlechtes auf dem Erdball, näher getreten sind, und in Einzelnheiten blicken. Noch immer indess erkennen wir sie kaum erst durch das Telescop, und so macht sich oft ein Missverhältniss fühlbar in der Forschungsmethode, wenn wir die ethnologi- schen Ergebnisse gleichzeitig mit denjenigen behandeln sollen, die aus unseren geschichtlichen oder vorgeschichtlichen Forschungen erst mit der Lupe gewonnen sind. Seit Götter und Menschen in Sicyon mit einander ge- rechtet *), ist stets und überall der Rechtsstreit geblieben über das, was diesen oder was jenen gehöre. In Oceanien scheidet sich die ganze Natur in moa und noa, und was immer von Einem der Tabuirten (die als Atua unmerklich in die Götter übergehen) berührt ist, wird damit sein Eigenthum **), wenn selbst nur von seinem Schatten getroffen. Im gesitteten Rom dagegen bedurfte es erst der gesetz- lichen Einwilligung, denn so „Gallus Aelius ait: sacrum esse, quodcunque more atque instituto civitatis consecratum sit“ (s. Festus), und das zu Homer’s Zeit den damals, als Halbheroen über die Volksheerde hervorstehenden Fürsten, als Krongut, zum privaten Besitz zukommenden Temenos wurde, nach der demokratischen Reaction des späteren Griechenland’s nur dem ναος gelassen, der Behausung eines Gottes, also Eines der dii certi wenigstens, wie sich mit *) Auch in Borneo. Man and the spirits were at first equal (bei den Land-Dayak) bis „the spirits got the better of man and rubbed charcoal in his eyes, which made him no longer able to see his foes, except in the case of some gifted persons, as the priests (s. St. John), indem solchen die Binde fortgenommen wird, um wieder in die unsichtbare Welt zu blicken. **) Die den Brahmanen aufliegende Reinheit schob der Ausübung ihrer Privilegien einen Riegel vor, indem sie durch Aneignung des dem Pariah gehörigen Eigenthums selbst verunreinigt sein würden, ja schon wenn nur von seinem Schatten getroffen.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/94>, abgerufen am 22.11.2024.