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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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gewinnen, als Grundbedingung weiterer Umgestaltungen.
Manch armer Tropf durchwälzt den ärmsten Kopf mit Fragen
und Vermuthungen, die besten Falle's doch nur wieder in
ein Glaubensbekenntniss verlaufen könnten. So mancher,
als malade imaginaire, liebt es, sich zu zermartern in der
Lebenskomödie, mit Selbstqualen. Besser, als stumpfes Hin-
brüten, ein freies Umherblicken, ringsum, je weiter und tiefer
in die Natur, desto besser. Und wenn sich dann Alles in
bester und schönster Ordnung fände? beste und schönste
Hoffnung auch auf ferneren Verlauf. Aus dunklem Ursprung
entsprossen treibt das Leben blendendem Glanze entgegen,
dem das in Aetherschwingungszahlen eingeschlossene Auge
ebensowenig adäquat ist. Doch auch hier bereits klingen in
ahnungsvoll verheissenden Tröstungen Harmonien eines Kos-

spriessen an ihnen neu die Ideen der Vorangegangenen, und die von den
Vätern des Studiums angepflanzten Keime reifen dann zu jenen Früchten,
welche die Wissenschaft erntet. -- So aus anfänglich schwachem Kreis,
emporgewachsen mit der Geschichte der Geographie, breitet sich unsere
Gesellschaft ein weitschattiger Baum, der seine Zweige erstreckt, durch
alle Zonen, durch alle Meere, durch alle Continente und Länder. -- Braucht
es eines weiteren Wortes? Sehen wir sie doch um uns die geographischen
Gesellschaften, die an der uns gemeinsam gestellten Aufgabe, an einer
Fundamentalwissenschaft inductiver Forschung, zusammenzuarbeiten be-
rufen sind" u. s. w. Die Gesellschaftswissenschaft geht von dem Princip
aus, "dass die Gattung allein der Gegenstand der Forschung sein kann
und die Einzelnen ihr untergeordnet sind" (s. Petsche). Die Gesell-
schaften sind ein Kind der Zeit, die geographischen, wie die ethnologi-
schen oder anthropologischen. Die Kenntniss und Bearbeitung der ausser-
europäischen Sprachen "gestaltet sich jetzt zu einem eigenthümlichen Lite-
raturkreis von sehr beträchtlichem, immer wachsenden Umfang" (1838).
"Der Stoff zu dieser allumfassenden Sprachkunde der Völker des Erdbodens
hat sich auf das mannigfaltigste vermehrt und wächst allmählig zu einem
Reichthum an, dessen mächtig zu werden, die Kräfte des Einzelnen über-
steigt, nur von gelehrten Vereinen, die durch die Regierung freigebig
unterstützt und von ihren Bestrebungen nach richtigen Grundsätzen ge-
leitet werden, ist eine, wenigstens theilweis gelungene Verarbeitung und
wissenschaftliche Anordnung desselben zu erwarten" (Wachler). Dasselbe
gilt seitdem für ethnologische Museen.

gewinnen, als Grundbedingung weiterer Umgestaltungen.
Manch armer Tropf durchwälzt den ärmsten Kopf mit Fragen
und Vermuthungen, die besten Falle’s doch nur wieder in
ein Glaubensbekenntniss verlaufen könnten. So mancher,
als malade imaginaire, liebt es, sich zu zermartern in der
Lebenskomödie, mit Selbstqualen. Besser, als stumpfes Hin-
brüten, ein freies Umherblicken, ringsum, je weiter und tiefer
in die Natur, desto besser. Und wenn sich dann Alles in
bester und schönster Ordnung fände? beste und schönste
Hoffnung auch auf ferneren Verlauf. Aus dunklem Ursprung
entsprossen treibt das Leben blendendem Glanze entgegen,
dem das in Aetherschwingungszahlen eingeschlossene Auge
ebensowenig adäquat ist. Doch auch hier bereits klingen in
ahnungsvoll verheissenden Tröstungen Harmonien eines Kos-

spriessen an ihnen neu die Ideen der Vorangegangenen, und die von den
Vätern des Studiums angepflanzten Keime reifen dann zu jenen Früchten,
welche die Wissenschaft erntet. — So aus anfänglich schwachem Kreis,
emporgewachsen mit der Geschichte der Geographie, breitet sich unsere
Gesellschaft ein weitschattiger Baum, der seine Zweige erstreckt, durch
alle Zonen, durch alle Meere, durch alle Continente und Länder. — Braucht
es eines weiteren Wortes? Sehen wir sie doch um uns die geographischen
Gesellschaften, die an der uns gemeinsam gestellten Aufgabe, an einer
Fundamentalwissenschaft inductiver Forschung, zusammenzuarbeiten be-
rufen sind“ u. s. w. Die Gesellschaftswissenschaft geht von dem Princip
aus, „dass die Gattung allein der Gegenstand der Forschung sein kann
und die Einzelnen ihr untergeordnet sind“ (s. Petsche). Die Gesell-
schaften sind ein Kind der Zeit, die geographischen, wie die ethnologi-
schen oder anthropologischen. Die Kenntniss und Bearbeitung der ausser-
europäischen Sprachen „gestaltet sich jetzt zu einem eigenthümlichen Lite-
raturkreis von sehr beträchtlichem, immer wachsenden Umfang“ (1838).
„Der Stoff zu dieser allumfassenden Sprachkunde der Völker des Erdbodens
hat sich auf das mannigfaltigste vermehrt und wächst allmählig zu einem
Reichthum an, dessen mächtig zu werden, die Kräfte des Einzelnen über-
steigt, nur von gelehrten Vereinen, die durch die Regierung freigebig
unterstützt und von ihren Bestrebungen nach richtigen Grundsätzen ge-
leitet werden, ist eine, wenigstens theilweis gelungene Verarbeitung und
wissenschaftliche Anordnung desselben zu erwarten“ (Wachler). Dasselbe
gilt seitdem für ethnologische Museen.
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[136/0170] gewinnen, als Grundbedingung weiterer Umgestaltungen. Manch armer Tropf durchwälzt den ärmsten Kopf mit Fragen und Vermuthungen, die besten Falle’s doch nur wieder in ein Glaubensbekenntniss verlaufen könnten. So mancher, als malade imaginaire, liebt es, sich zu zermartern in der Lebenskomödie, mit Selbstqualen. Besser, als stumpfes Hin- brüten, ein freies Umherblicken, ringsum, je weiter und tiefer in die Natur, desto besser. Und wenn sich dann Alles in bester und schönster Ordnung fände? beste und schönste Hoffnung auch auf ferneren Verlauf. Aus dunklem Ursprung entsprossen treibt das Leben blendendem Glanze entgegen, dem das in Aetherschwingungszahlen eingeschlossene Auge ebensowenig adäquat ist. Doch auch hier bereits klingen in ahnungsvoll verheissenden Tröstungen Harmonien eines Kos- *) *) spriessen an ihnen neu die Ideen der Vorangegangenen, und die von den Vätern des Studiums angepflanzten Keime reifen dann zu jenen Früchten, welche die Wissenschaft erntet. — So aus anfänglich schwachem Kreis, emporgewachsen mit der Geschichte der Geographie, breitet sich unsere Gesellschaft ein weitschattiger Baum, der seine Zweige erstreckt, durch alle Zonen, durch alle Meere, durch alle Continente und Länder. — Braucht es eines weiteren Wortes? Sehen wir sie doch um uns die geographischen Gesellschaften, die an der uns gemeinsam gestellten Aufgabe, an einer Fundamentalwissenschaft inductiver Forschung, zusammenzuarbeiten be- rufen sind“ u. s. w. Die Gesellschaftswissenschaft geht von dem Princip aus, „dass die Gattung allein der Gegenstand der Forschung sein kann und die Einzelnen ihr untergeordnet sind“ (s. Petsche). Die Gesell- schaften sind ein Kind der Zeit, die geographischen, wie die ethnologi- schen oder anthropologischen. Die Kenntniss und Bearbeitung der ausser- europäischen Sprachen „gestaltet sich jetzt zu einem eigenthümlichen Lite- raturkreis von sehr beträchtlichem, immer wachsenden Umfang“ (1838). „Der Stoff zu dieser allumfassenden Sprachkunde der Völker des Erdbodens hat sich auf das mannigfaltigste vermehrt und wächst allmählig zu einem Reichthum an, dessen mächtig zu werden, die Kräfte des Einzelnen über- steigt, nur von gelehrten Vereinen, die durch die Regierung freigebig unterstützt und von ihren Bestrebungen nach richtigen Grundsätzen ge- leitet werden, ist eine, wenigstens theilweis gelungene Verarbeitung und wissenschaftliche Anordnung desselben zu erwarten“ (Wachler). Dasselbe gilt seitdem für ethnologische Museen.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/170>, abgerufen am 22.11.2024.