Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

erster Entstehung noch ebenso weit entfernt, wie vorher.
Wenn aus den Folgereihen der Bildungsprocesse der Planet
Erde hervorgeht, so sind die Elemente als solche anzunehmen,
ohne dass wir uns jedesmal Rechenschaft geben könnten,
weshalb aus ihren Combinationen etwa diese Felsarten hier
oder jene dort vorwiegen möchten. In gleicher Weise muss
in einer bestimmten Phase aus der Wechselwirkung des
Tellurischen und Solarischen das jedesmal organische Leben
(in specieller Modification des, allem Bestehen überhaupt
bereits, in Urprinzipien vorauszusetzenden Lebens) aufsprin-
gend gedacht werden, das sich in seiner geographischen
Vertheilung für characteristische Repräsentationen an be-
stimmte Localitäten geknüpft zeigt. Beim Studium geolo-
gischer Vor-Epochen (soweit bereits genügende Daten für
deren Gleichartigkeit über die Gesammt-Oberfläche des Globus
vorliegen) mögen wir aus Vergleichung früherer Revolutionen
suggestive Aufklärungen erhalten, auch für das vegetabi-
lische und animalische Leben, das im beschränkten Maass-
stabe, als beständig noch schöpferisch fortwirkend setzbar,
während betreffs des Erscheinen's seiner dominirenden Vertreter
die Bedingungen an eine dafür günstige Entwicklungsstadiums-
Phase geknüpft, zu supponiren sind. Die daraus hervorge-
gangenen Typen werden jedoch (innerhalb der Spielweite ihrer
Veränderungsmöglichkeiten im Wachsthum, unter mikrokos-
mischer Wechselwirkung mit der Aussenwelt) ebenso stabil
zu setzen sein, wie die chemischen Elemente, so lange die
physikalischen und physiologischen Gesetze der inductiven
Naturwissenschaften unter die für sie adoptirten Grundlagen
fortgelten.

Statt in bequem hypothetischer Weise den (von ersten
Atomen zurückconstruirten) Ursprung des Lebens von einem,
nach momentan vorwiegenden Liebhabereien gewählten, Mittel-
punkt über die Erde zu vertheilen, bleibt uns die schwierigere
Aufgabe, in der Mannigfaltigkeit des Organischen vorerst
überall das geographisch an die Oertlichkeit der Umgebungs-

9*

erster Entstehung noch ebenso weit entfernt, wie vorher.
Wenn aus den Folgereihen der Bildungsprocesse der Planet
Erde hervorgeht, so sind die Elemente als solche anzunehmen,
ohne dass wir uns jedesmal Rechenschaft geben könnten,
weshalb aus ihren Combinationen etwa diese Felsarten hier
oder jene dort vorwiegen möchten. In gleicher Weise muss
in einer bestimmten Phase aus der Wechselwirkung des
Tellurischen und Solarischen das jedesmal organische Leben
(in specieller Modification des, allem Bestehen überhaupt
bereits, in Urprinzipien vorauszusetzenden Lebens) aufsprin-
gend gedacht werden, das sich in seiner geographischen
Vertheilung für characteristische Repräsentationen an be-
stimmte Localitäten geknüpft zeigt. Beim Studium geolo-
gischer Vor-Epochen (soweit bereits genügende Daten für
deren Gleichartigkeit über die Gesammt-Oberfläche des Globus
vorliegen) mögen wir aus Vergleichung früherer Revolutionen
suggestive Aufklärungen erhalten, auch für das vegetabi-
lische und animalische Leben, das im beschränkten Maass-
stabe, als beständig noch schöpferisch fortwirkend setzbar,
während betreffs des Erscheinen’s seiner dominirenden Vertreter
die Bedingungen an eine dafür günstige Entwicklungsstadiums-
Phase geknüpft, zu supponiren sind. Die daraus hervorge-
gangenen Typen werden jedoch (innerhalb der Spielweite ihrer
Veränderungsmöglichkeiten im Wachsthum, unter mikrokos-
mischer Wechselwirkung mit der Aussenwelt) ebenso stabil
zu setzen sein, wie die chemischen Elemente, so lange die
physikalischen und physiologischen Gesetze der inductiven
Naturwissenschaften unter die für sie adoptirten Grundlagen
fortgelten.

Statt in bequem hypothetischer Weise den (von ersten
Atomen zurückconstruirten) Ursprung des Lebens von einem,
nach momentan vorwiegenden Liebhabereien gewählten, Mittel-
punkt über die Erde zu vertheilen, bleibt uns die schwierigere
Aufgabe, in der Mannigfaltigkeit des Organischen vorerst
überall das geographisch an die Oertlichkeit der Umgebungs-

9*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0165" n="131"/>
erster Entstehung noch ebenso weit entfernt, wie vorher.<lb/>
Wenn aus den Folgereihen der Bildungsprocesse der Planet<lb/>
Erde hervorgeht, so sind die Elemente als solche anzunehmen,<lb/>
ohne dass wir uns jedesmal Rechenschaft geben könnten,<lb/>
weshalb aus ihren Combinationen etwa diese Felsarten hier<lb/>
oder jene dort vorwiegen möchten. In gleicher Weise muss<lb/>
in einer bestimmten Phase aus der Wechselwirkung des<lb/>
Tellurischen und Solarischen das jedesmal organische Leben<lb/>
(in specieller Modification des, allem Bestehen überhaupt<lb/>
bereits, in Urprinzipien vorauszusetzenden Lebens) aufsprin-<lb/>
gend gedacht werden, das sich in seiner geographischen<lb/>
Vertheilung für characteristische Repräsentationen an be-<lb/>
stimmte Localitäten geknüpft zeigt. Beim Studium geolo-<lb/>
gischer Vor-Epochen (soweit bereits genügende Daten für<lb/>
deren Gleichartigkeit über die Gesammt-Oberfläche des Globus<lb/>
vorliegen) mögen wir aus Vergleichung früherer Revolutionen<lb/>
suggestive Aufklärungen erhalten, auch für das vegetabi-<lb/>
lische und animalische Leben, das im beschränkten Maass-<lb/>
stabe, als beständig noch schöpferisch fortwirkend setzbar,<lb/>
während betreffs des Erscheinen&#x2019;s seiner dominirenden Vertreter<lb/>
die Bedingungen an eine dafür günstige Entwicklungsstadiums-<lb/>
Phase geknüpft, zu supponiren sind. Die daraus hervorge-<lb/>
gangenen Typen werden jedoch (innerhalb der Spielweite ihrer<lb/>
Veränderungsmöglichkeiten im Wachsthum, unter mikrokos-<lb/>
mischer Wechselwirkung mit der Aussenwelt) ebenso stabil<lb/>
zu setzen sein, wie die chemischen Elemente, so lange die<lb/>
physikalischen und physiologischen Gesetze der inductiven<lb/>
Naturwissenschaften unter die für sie adoptirten Grundlagen<lb/>
fortgelten.</p><lb/>
        <p>Statt in bequem hypothetischer Weise den (von ersten<lb/>
Atomen zurückconstruirten) Ursprung des Lebens von einem,<lb/>
nach momentan vorwiegenden Liebhabereien gewählten, Mittel-<lb/>
punkt über die Erde zu vertheilen, bleibt uns die schwierigere<lb/>
Aufgabe, in der Mannigfaltigkeit des Organischen vorerst<lb/>
überall das geographisch an die Oertlichkeit der Umgebungs-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">9*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0165] erster Entstehung noch ebenso weit entfernt, wie vorher. Wenn aus den Folgereihen der Bildungsprocesse der Planet Erde hervorgeht, so sind die Elemente als solche anzunehmen, ohne dass wir uns jedesmal Rechenschaft geben könnten, weshalb aus ihren Combinationen etwa diese Felsarten hier oder jene dort vorwiegen möchten. In gleicher Weise muss in einer bestimmten Phase aus der Wechselwirkung des Tellurischen und Solarischen das jedesmal organische Leben (in specieller Modification des, allem Bestehen überhaupt bereits, in Urprinzipien vorauszusetzenden Lebens) aufsprin- gend gedacht werden, das sich in seiner geographischen Vertheilung für characteristische Repräsentationen an be- stimmte Localitäten geknüpft zeigt. Beim Studium geolo- gischer Vor-Epochen (soweit bereits genügende Daten für deren Gleichartigkeit über die Gesammt-Oberfläche des Globus vorliegen) mögen wir aus Vergleichung früherer Revolutionen suggestive Aufklärungen erhalten, auch für das vegetabi- lische und animalische Leben, das im beschränkten Maass- stabe, als beständig noch schöpferisch fortwirkend setzbar, während betreffs des Erscheinen’s seiner dominirenden Vertreter die Bedingungen an eine dafür günstige Entwicklungsstadiums- Phase geknüpft, zu supponiren sind. Die daraus hervorge- gangenen Typen werden jedoch (innerhalb der Spielweite ihrer Veränderungsmöglichkeiten im Wachsthum, unter mikrokos- mischer Wechselwirkung mit der Aussenwelt) ebenso stabil zu setzen sein, wie die chemischen Elemente, so lange die physikalischen und physiologischen Gesetze der inductiven Naturwissenschaften unter die für sie adoptirten Grundlagen fortgelten. Statt in bequem hypothetischer Weise den (von ersten Atomen zurückconstruirten) Ursprung des Lebens von einem, nach momentan vorwiegenden Liebhabereien gewählten, Mittel- punkt über die Erde zu vertheilen, bleibt uns die schwierigere Aufgabe, in der Mannigfaltigkeit des Organischen vorerst überall das geographisch an die Oertlichkeit der Umgebungs- 9*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/165
Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/165>, abgerufen am 19.05.2024.