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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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mitzuhelfen, dass das zum Anpflanzen eines Wissenzweiges
umgebrochene Terrain ein bequemes Tummelfeld werde für
Etymologienwüther und Völkerflicker. Wir bekämen damit
einen Bettelmantel aus buntscheckigem Stückwerk zusammen-
geschneidert, wogegen, wenn ruhig wartend, bis die Thatsachen
zum abschliessenden Ueberblick angesammelt sind, sich ein
prächtiger Peplos weben wird, wie von Zeus über heilige
Eiche gebreitet, ein strahlend gespiegeltes Abbild wirk-
licher Welt. Darum, wie gesagt, mag der Zugang vorläufig
mühsam erscheinen, nur dem zugänglich, der bereit ist, einen
Theil seiner Kraft und ehrliche Arbeit darauf zu verwenden.
Wenn im Schweisse jener Anstrengungen, wie sie jede ernste
Wissenschaft von ihren Jüngern verlangt, einigermaassen
eingedrungen, wird er sich durch die Ergebnisse schon be-
lohnt fühlen. Vor Allem heisst es deshalb in der Ethnologie,
einen kühlen und klaren Kopf zu bewahren, um nicht von
der bald hier und da, bald auf allen Seiten in glänzenden
Versprechungen auftauchenden Ausblicken berauscht, wieder
von dem Strom der Speculation fortgerissen zu werden, auf
dem sich entzündbare Gemüther allzu gerne mühelos fort-
schwemmen lassen.

Indem es sich in der Ethnologie um den Menschen als
Zoon politikon handelt, nimmt sie ihren Ausgang vom Ge-
sellschaftszustande, dessen Einzel-Mitglieder zur Besorgung
der Anthropologie überlassen bleiben. Die Verhältnisse der
Geschlechter zu einander, die man bis auf einen Zustand
wilder Ehe*) (schon bei Anknüpfung an classische Notizen)
hat zurückführen wollen, werden zunächst durch die ethni-
schen Umstände bedingt werden, unter welchen sie sich
bilden.

des Praetor peregrinus im Edictum Perpetuum (bis auf Salvianus Julianus)
sich später die Grundzüge eines Jus naturale feststellen liessen.
*) Marriage contracts, as well as all religious ceremonies, are entirely
dispensed with, and the assorted pair are free to live together, whilst they
choose or separate at pleasure and convenience; the enfant accompanies its

mitzuhelfen, dass das zum Anpflanzen eines Wissenzweiges
umgebrochene Terrain ein bequemes Tummelfeld werde für
Etymologienwüther und Völkerflicker. Wir bekämen damit
einen Bettelmantel aus buntscheckigem Stückwerk zusammen-
geschneidert, wogegen, wenn ruhig wartend, bis die Thatsachen
zum abschliessenden Ueberblick angesammelt sind, sich ein
prächtiger Peplos weben wird, wie von Zeus über heilige
Eiche gebreitet, ein strahlend gespiegeltes Abbild wirk-
licher Welt. Darum, wie gesagt, mag der Zugang vorläufig
mühsam erscheinen, nur dem zugänglich, der bereit ist, einen
Theil seiner Kraft und ehrliche Arbeit darauf zu verwenden.
Wenn im Schweisse jener Anstrengungen, wie sie jede ernste
Wissenschaft von ihren Jüngern verlangt, einigermaassen
eingedrungen, wird er sich durch die Ergebnisse schon be-
lohnt fühlen. Vor Allem heisst es deshalb in der Ethnologie,
einen kühlen und klaren Kopf zu bewahren, um nicht von
der bald hier und da, bald auf allen Seiten in glänzenden
Versprechungen auftauchenden Ausblicken berauscht, wieder
von dem Strom der Speculation fortgerissen zu werden, auf
dem sich entzündbare Gemüther allzu gerne mühelos fort-
schwemmen lassen.

Indem es sich in der Ethnologie um den Menschen als
Zoon politikon handelt, nimmt sie ihren Ausgang vom Ge-
sellschaftszustande, dessen Einzel-Mitglieder zur Besorgung
der Anthropologie überlassen bleiben. Die Verhältnisse der
Geschlechter zu einander, die man bis auf einen Zustand
wilder Ehe*) (schon bei Anknüpfung an classische Notizen)
hat zurückführen wollen, werden zunächst durch die ethni-
schen Umstände bedingt werden, unter welchen sie sich
bilden.

des Praetor peregrinus im Edictum Perpetuum (bis auf Salvianus Julianus)
sich später die Grundzüge eines Jus naturale feststellen liessen.
*) Marriage contracts, as well as all religious ceremonies, are entirely
dispensed with, and the assorted pair are free to live together, whilst they
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[91/0125] mitzuhelfen, dass das zum Anpflanzen eines Wissenzweiges umgebrochene Terrain ein bequemes Tummelfeld werde für Etymologienwüther und Völkerflicker. Wir bekämen damit einen Bettelmantel aus buntscheckigem Stückwerk zusammen- geschneidert, wogegen, wenn ruhig wartend, bis die Thatsachen zum abschliessenden Ueberblick angesammelt sind, sich ein prächtiger Peplos weben wird, wie von Zeus über heilige Eiche gebreitet, ein strahlend gespiegeltes Abbild wirk- licher Welt. Darum, wie gesagt, mag der Zugang vorläufig mühsam erscheinen, nur dem zugänglich, der bereit ist, einen Theil seiner Kraft und ehrliche Arbeit darauf zu verwenden. Wenn im Schweisse jener Anstrengungen, wie sie jede ernste Wissenschaft von ihren Jüngern verlangt, einigermaassen eingedrungen, wird er sich durch die Ergebnisse schon be- lohnt fühlen. Vor Allem heisst es deshalb in der Ethnologie, einen kühlen und klaren Kopf zu bewahren, um nicht von der bald hier und da, bald auf allen Seiten in glänzenden Versprechungen auftauchenden Ausblicken berauscht, wieder von dem Strom der Speculation fortgerissen zu werden, auf dem sich entzündbare Gemüther allzu gerne mühelos fort- schwemmen lassen. Indem es sich in der Ethnologie um den Menschen als Zoon politikon handelt, nimmt sie ihren Ausgang vom Ge- sellschaftszustande, dessen Einzel-Mitglieder zur Besorgung der Anthropologie überlassen bleiben. Die Verhältnisse der Geschlechter zu einander, die man bis auf einen Zustand wilder Ehe *) (schon bei Anknüpfung an classische Notizen) hat zurückführen wollen, werden zunächst durch die ethni- schen Umstände bedingt werden, unter welchen sie sich bilden. *) *) Marriage contracts, as well as all religious ceremonies, are entirely dispensed with, and the assorted pair are free to live together, whilst they choose or separate at pleasure and convenience; the enfant accompanies its *) des Praetor peregrinus im Edictum Perpetuum (bis auf Salvianus Julianus) sich später die Grundzüge eines Jus naturale feststellen liessen.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/125>, abgerufen am 24.11.2024.