Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.denselben Wegen sie reisen wolten. Vnd hiermit er jhnen auch dißfalls nachahmete / blieb er ein wenig stutzend. Vnd als er ein gute weil also in gedancken gehalten / vnd sich bedacht / wo hinauß er reiten wolte / ließ er endlich seinem Rossübrall den Zügel schiessen vnnd stellte in den Willen des Pferds auch den seinigen. Das Pferd folgte seiner vorigen vnnd ersten Meinung / vnd traff den Weg gleich zu seinem Stalle zu. Vnd als es also etwa ein zwey Welsche Meilen fortgelauffen war / wurde Don Kichote einer grossen schaar Volcks gewahr / welchs / wie mans hernach erfahren hat / etliche Toletanische Kauffleute waren / so ins Königreich Marcia zogen / vmb daselbs Seide einzukauffen. Jhrer waren sechs / vnd zohen einher / jeder mit seinem Sonnenschirm / benebenst andern vier Dienern zu Roß / vnd drey Maultreibern zu Fuß. So bald Don Kichote jhrer jnnen vnnd gewahr wurd / bildete er jhm ein / daß wider eine newe Abendthewr vorhanden were: Vnd damit er durchauß vnd in allem / so jhm nur müglich zuseyn dauchte / den jenigen Puncten nachfolgte / davon er in seinen Rittersbüchern / gelesen / ließ er sich bedüncken / daß jhm gleich eben recht da eine Gelegenheit auffstiesse / wie er sie begehret vnd ins werck zurichten gedächte. Vnd also mit besonderer Zierd vnd grosser Hertzhafftigkeit befestigte er sich wol in seinen Bügeln / legte mit der Lantzen ein / faßte den Schild vor die Brust / stellte sich in die mitte der Strassen / hielt vnd wartete biß die reisenden Ritter herzu naheten / dann vor solche hielt vnd achtete er sie. Vnd als sie herbey kamen / vff solche weite / daß man sich gegeneinander sehen vnd hören konte / hub Don Kichote die Stimme auff / vnd mit stoltzen Geberden schrie er: Alle Welt halte still / vnnd wo die gantze Welt denselben Wegen sie reisen wolten. Vnd hiermit er jhnen auch dißfalls nachahmete / blieb er ein wenig stutzend. Vnd als er ein gute weil also in gedancken gehalten / vnd sich bedacht / wo hinauß er reiten wolte / ließ er endlich seinem Rossübrall den Zügel schiessen vnnd stellte in den Willen des Pferds auch den seinigen. Das Pferd folgte seiner vorigen vnnd ersten Meinung / vnd traff den Weg gleich zu seinem Stalle zu. Vnd als es also etwa ein zwey Welsche Meilen fortgelauffen war / wurde Don Kichote einer grossen schaar Volcks gewahr / welchs / wie mans hernach erfahren hat / etliche Toletanische Kauffleute waren / so ins Königreich Marcia zogen / vmb daselbs Seide einzukauffen. Jhrer waren sechs / vnd zohen einher / jeder mit seinem Sonnenschirm / benebenst andern vier Dienern zu Roß / vnd drey Maultreibern zu Fuß. So bald Don Kichote jhrer jnnen vnnd gewahr wurd / bildete er jhm ein / daß wider eine newe Abendthewr vorhanden were: Vnd damit er durchauß vnd in allem / so jhm nur müglich zuseyn dauchte / den jenigen Puncten nachfolgte / davon er in seinen Rittersbüchern / gelesen / ließ er sich bedüncken / daß jhm gleich eben recht da eine Gelegenheit auffstiesse / wie er sie begehret vnd ins werck zurichten gedächte. Vnd also mit besonderer Zierd vnd grosser Hertzhafftigkeit befestigte er sich wol in seinen Bügeln / legte mit der Lantzen ein / faßte den Schild vor die Brust / stellte sich in die mitte der Strassen / hielt vnd wartete biß die reisenden Ritter herzu naheten / dann vor solche hielt vnd achtete er sie. 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Vnd also mit besonderer Zierd vnd grosser Hertzhafftigkeit befestigte er sich wol in seinen Bügeln / legte mit der Lantzen ein / faßte den Schild vor die Brust / stellte sich in die mitte der Strassen / hielt vnd wartete biß die reisenden Ritter herzu naheten / dann vor solche hielt vnd achtete er sie. Vnd als sie herbey kamen / vff solche weite / daß man sich gegeneinander sehen vnd hören konte / hub <hi rendition="#aq">Don Kichote</hi> die Stimme auff / vnd mit stoltzen Geberden schrie er: Alle Welt halte still / vnnd wo die gantze Welt </p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0054]
denselben Wegen sie reisen wolten. Vnd hiermit er jhnen auch dißfalls nachahmete / blieb er ein wenig stutzend. Vnd als er ein gute weil also in gedancken gehalten / vnd sich bedacht / wo hinauß er reiten wolte / ließ er endlich seinem Rossübrall den Zügel schiessen vnnd stellte in den Willen des Pferds auch den seinigen. Das Pferd folgte seiner vorigen vnnd ersten Meinung / vnd traff den Weg gleich zu seinem Stalle zu. Vnd als es also etwa ein zwey Welsche Meilen fortgelauffen war / wurde Don Kichote einer grossen schaar Volcks gewahr / welchs / wie mans hernach erfahren hat / etliche Toletanische Kauffleute waren / so ins Königreich Marcia zogen / vmb daselbs Seide einzukauffen. Jhrer waren sechs / vnd zohen einher / jeder mit seinem Sonnenschirm / benebenst andern vier Dienern zu Roß / vnd drey Maultreibern zu Fuß.
So bald Don Kichote jhrer jnnen vnnd gewahr wurd / bildete er jhm ein / daß wider eine newe Abendthewr vorhanden were: Vnd damit er durchauß vnd in allem / so jhm nur müglich zuseyn dauchte / den jenigen Puncten nachfolgte / davon er in seinen Rittersbüchern / gelesen / ließ er sich bedüncken / daß jhm gleich eben recht da eine Gelegenheit auffstiesse / wie er sie begehret vnd ins werck zurichten gedächte. Vnd also mit besonderer Zierd vnd grosser Hertzhafftigkeit befestigte er sich wol in seinen Bügeln / legte mit der Lantzen ein / faßte den Schild vor die Brust / stellte sich in die mitte der Strassen / hielt vnd wartete biß die reisenden Ritter herzu naheten / dann vor solche hielt vnd achtete er sie. Vnd als sie herbey kamen / vff solche weite / daß man sich gegeneinander sehen vnd hören konte / hub Don Kichote die Stimme auff / vnd mit stoltzen Geberden schrie er: Alle Welt halte still / vnnd wo die gantze Welt
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