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Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

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grossen gerechnet der Art weren / wie das Fleisch von jungen Kälbern / so besser ist / als das von Kühen / vnd das Zickelfleisch / so schmackhaffter als der Böcke. Aber sie seyen wie sie wollen / so bring man sie nur eilends her / dann grosse Arbeit vnd die Last der Rüstung mag nicht anders außgestanden vnd ertragen werden / als durch hülffe vnd regierung der Kaldaunen vnd Eingeweide. Also wurd jhm der Tisch an die Thür der Schencke gesetzt / damit er fein im frischen Taffel hielte / vnd bracht jhm der Wirth ein Stück von dem vbel gewässerten vnd noch vbeler gekochten Stockfisch / vnd ein Brodt gleich so schwartz vnd vnsauber / als seine Waffen waren.

Nun war es in Warheit wol lächerlich anzusehen / wie er aß. Denn weil er die Sturmhaube stets vffm Kopff stehen vnd das Visier etwz erhoben hatte / vermochte er nichts mit eignen Handen im Mund zustecken / sondern muste jemand anders jm alles ins Maul geben: welchen Dienst dann die eine von den zweyen Fräwlin verrichtete. Aber da es zum trincken kam / wer es nicht müglich gewesen jhn zu träncken / wo nicht der Wirth ein Schilffrohr genommen / es außgehölet / das ein Ende jhm in den Mund gesteckt vnd zu dem andern den Wein eingefüllet hette: welchen er mit grosser Langmütigkeit vnd Gedult also in sich empfieng / nur damit jhme die Stricke seiner Sturmhauben gantz vnnd vnzerschnitten verblieben.

In dem er also vber diesen Verrichtungen war / nahete ohngefehr zu der Schencke ein Schweinschneider / vnd gleich als er dabey kam / fieng er an zu vier oder fünff mahlen seine Rohrpfeiffe zu blasen. Vnd hierdurch ward Don Kichote vergewissert vnd in seiner Meinung bekräfftiget / daß er in eim berühmbten Castell were / darinn sie jhm mit solchem Seitenspiel zu Tisch hoffierten / vnd daß der Stockfisch

grossen gerechnet der Art weren / wie das Fleisch von jungen Kälbern / so besser ist / als das von Kühen / vnd das Zickelfleisch / so schmackhaffter als der Böcke. Aber sie seyen wie sie wollen / so bring man sie nur eilends her / dann grosse Arbeit vnd die Last der Rüstung mag nicht anders außgestanden vnd ertragen werden / als durch hülffe vnd regierung der Kaldaunen vnd Eingeweide. Also wurd jhm der Tisch an die Thür der Schencke gesetzt / damit er fein im frischen Taffel hielte / vnd bracht jhm der Wirth ein Stück von dem vbel gewässerten vnd noch vbeler gekochten Stockfisch / vnd ein Brodt gleich so schwartz vnd vnsauber / als seine Waffen waren.

Nun war es in Warheit wol lächerlich anzusehen / wie er aß. Denn weil er die Sturmhaube stets vffm Kopff stehen vnd das Visier etwz erhoben hatte / vermochte er nichts mit eignen Handen im Mund zustecken / sondern muste jemand anders jm alles ins Maul geben: welchen Dienst dann die eine von den zweyen Fräwlin verrichtete. Aber da es zum trincken kam / wer es nicht müglich gewesen jhn zu träncken / wo nicht der Wirth ein Schilffrohr genommen / es außgehölet / das ein Ende jhm in den Mund gesteckt vnd zu dem andern den Wein eingefüllet hette: welchen er mit grosser Langmütigkeit vnd Gedult also in sich empfieng / nur damit jhme die Stricke seiner Sturmhauben gantz vnnd vnzerschnitten verblieben.

In dem er also vber diesen Verrichtungen war / nahete ohngefehr zu der Schencke ein Schweinschneider / vnd gleich als er dabey kam / fieng er an zu vier oder fünff mahlen seine Rohrpfeiffe zu blasen. Vnd hierdurch ward Don Kichote vergewissert vnd in seiner Meinung bekräfftiget / daß er in eim berühmbten Castell were / darinn sie jhm mit solchem Seitenspiel zu Tisch hoffierten / vnd daß der Stockfisch

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grossen gerechnet der Art weren / wie das Fleisch von jungen Kälbern / so besser ist / als das von Kühen / vnd das Zickelfleisch / so schmackhaffter als der Böcke. Aber sie seyen wie sie wollen / so bring man sie nur eilends her / dann grosse Arbeit vnd die Last der Rüstung mag nicht anders außgestanden vnd ertragen werden / als durch hülffe vnd regierung der Kaldaunen vnd Eingeweide. Also wurd jhm der Tisch an die Thür der Schencke gesetzt / damit er fein im frischen Taffel hielte / vnd bracht jhm der Wirth ein Stück von dem vbel gewässerten vnd noch vbeler gekochten Stockfisch / vnd ein Brodt gleich so schwartz vnd vnsauber / als seine Waffen waren.</p>
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[34/0034] grossen gerechnet der Art weren / wie das Fleisch von jungen Kälbern / so besser ist / als das von Kühen / vnd das Zickelfleisch / so schmackhaffter als der Böcke. Aber sie seyen wie sie wollen / so bring man sie nur eilends her / dann grosse Arbeit vnd die Last der Rüstung mag nicht anders außgestanden vnd ertragen werden / als durch hülffe vnd regierung der Kaldaunen vnd Eingeweide. Also wurd jhm der Tisch an die Thür der Schencke gesetzt / damit er fein im frischen Taffel hielte / vnd bracht jhm der Wirth ein Stück von dem vbel gewässerten vnd noch vbeler gekochten Stockfisch / vnd ein Brodt gleich so schwartz vnd vnsauber / als seine Waffen waren. Nun war es in Warheit wol lächerlich anzusehen / wie er aß. Denn weil er die Sturmhaube stets vffm Kopff stehen vnd das Visier etwz erhoben hatte / vermochte er nichts mit eignen Handen im Mund zustecken / sondern muste jemand anders jm alles ins Maul geben: welchen Dienst dann die eine von den zweyen Fräwlin verrichtete. Aber da es zum trincken kam / wer es nicht müglich gewesen jhn zu träncken / wo nicht der Wirth ein Schilffrohr genommen / es außgehölet / das ein Ende jhm in den Mund gesteckt vnd zu dem andern den Wein eingefüllet hette: welchen er mit grosser Langmütigkeit vnd Gedult also in sich empfieng / nur damit jhme die Stricke seiner Sturmhauben gantz vnnd vnzerschnitten verblieben. In dem er also vber diesen Verrichtungen war / nahete ohngefehr zu der Schencke ein Schweinschneider / vnd gleich als er dabey kam / fieng er an zu vier oder fünff mahlen seine Rohrpfeiffe zu blasen. Vnd hierdurch ward Don Kichote vergewissert vnd in seiner Meinung bekräfftiget / daß er in eim berühmbten Castell were / darinn sie jhm mit solchem Seitenspiel zu Tisch hoffierten / vnd daß der Stockfisch

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  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



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Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/34>, abgerufen am 29.03.2024.