Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

wil es doch vor dißmahl die Zeit nicht leyden oder zulassen / daß wir vns lang darüber vffhalten / vnnd sie herausser langen / oder auch herlesen. Der Herr nahe sich etwas besser heran / vnd frage sie selbs / dann sie werdens jhm wol sagen / wo es jhnen geliebt. Vnd in warheit / es wird jhnen nicht sehr entgegen seyn / Dann es seynd Leute / welche Schelmstücken so wol zu erzehlen / als zu begehen beliebung tragen.

Mit dieser Erlaubnüß (welche aber Don Kichote vor sich selbs jhm würde genommen haben / wo sie jhm solche schon nicht gegeben hetten) nahete er sich zu der Ketten zu / vnd fragte den ersten an der Reyhe: Warumb vnd wegen was Missethaten er also vbel vnd erbärmlich einherzöhe? Er antwortete / darumb / daß er were verliebt gewesen. Darumb nur allein / sagte Don Kichote, vnd sonsten vmb nichts anders? Wolan / wo man deßhalben / daß man verliebt ist / einen vff die Galeeren verdammet / so würd ich selbs vff denselben schon vor geraumer Zeit haben das Ruder ziehen müssen. Es ist nicht eine derogleichen Lieb / wie dieselbe / von welcher es der Junckher meint vnd verstehet / sagte der geschlossene Rudelsmann / sondern meine Lieb ist diese gewesen / daß ich einem Korb voller Wäsch / darinnen ein hauffen weiß Gereth verwahret war / so gar hold vnd günstig worden / vnnd mich mit demselben also eng vnd feste gefast vnd gehalset habe / daß / wo er mir nicht wer von den Gerichten mit gewalt wider abgenommen worden / würd ich mit meinem guten Willen wol biß annoch nicht davon wider abgelassen haben. Vnd wurd ich dazu vff frischer That betroffen / also / daß es keiner peinlichen Frag vonnöthen thate. Also wurd in der Sach beschlossen vnd ein Vrtheil gefället / mir mit hundert Staupenschlägen die Fliegen von den Schultern abgekehret / zur Zugab drey Jahr Herberge

wil es doch vor dißmahl die Zeit nicht leyden oder zulassen / daß wir vns lang darüber vffhalten / vnnd sie herausser langen / oder auch herlesen. Der Herr nahe sich etwas besser heran / vnd frage sie selbs / dann sie werdens jhm wol sagen / wo es jhnen geliebt. Vnd in warheit / es wird jhnen nicht sehr entgegen seyn / Dann es seynd Leute / welche Schelmstücken so wol zu erzehlen / als zu begehen beliebung tragen.

Mit dieser Erlaubnüß (welche aber Don Kichote vor sich selbs jhm würde genommen haben / wo sie jhm solche schon nicht gegeben hetten) nahete er sich zu der Ketten zu / vnd fragte den ersten an der Reyhe: Warumb vnd wegen was Missethaten er also vbel vnd erbärmlich einherzöhe? Er antwortete / darumb / daß er were verliebt gewesen. Darumb nur allein / sagte Don Kichote, vnd sonsten vmb nichts anders? Wolan / wo man deßhalben / daß man verliebt ist / einen vff die Galeeren verdammet / so würd ich selbs vff denselben schon vor geraumer Zeit haben das Ruder ziehen müssen. Es ist nicht eine derogleichen Lieb / wie dieselbe / von welcher es der Junckher meint vnd verstehet / sagte der geschlossene Rudelsmann / sondern meine Lieb ist diese gewesen / daß ich einem Korb voller Wäsch / darinnen ein hauffen weiß Gereth verwahret war / so gar hold vnd günstig worden / vnnd mich mit demselben also eng vnd feste gefast vnd gehalset habe / daß / wo er mir nicht wer von den Gerichten mit gewalt wider abgenommen worden / würd ich mit meinem guten Willen wol biß annoch nicht davon wider abgelassen haben. Vnd wurd ich dazu vff frischer That betroffen / also / daß es keiner peinlichen Frag vonnöthen thate. Also wurd in der Sach beschlossen vnd ein Vrtheil gefället / mir mit hundert Staupenschlägen die Fliegen von den Schultern abgekehret / zur Zugab drey Jahr Herberge

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0280" n="280"/>
wil es doch vor dißmahl die Zeit nicht leyden oder zulassen / daß wir vns lang darüber vffhalten / vnnd sie herausser langen / oder auch herlesen. Der Herr nahe sich etwas besser heran / vnd frage sie selbs / dann sie werdens jhm wol sagen / wo es jhnen geliebt. Vnd in warheit / es wird jhnen nicht sehr entgegen seyn / Dann es seynd Leute / welche Schelmstücken so wol zu erzehlen / als zu begehen beliebung tragen.</p>
        <p>Mit dieser Erlaubnüß (welche aber <hi rendition="#aq">Don Kichote</hi> vor sich selbs jhm würde genommen haben / wo sie jhm solche schon nicht gegeben hetten) nahete er sich zu der Ketten zu / vnd fragte den ersten an der Reyhe: Warumb vnd wegen was Missethaten er also vbel vnd erbärmlich einherzöhe? Er antwortete / darumb / daß er were verliebt gewesen. Darumb nur allein / sagte <hi rendition="#aq">Don Kichote,</hi> vnd sonsten vmb nichts anders? Wolan / wo man deßhalben / daß man verliebt ist / einen vff die Galeeren verdammet / so würd ich selbs vff denselben schon vor geraumer Zeit haben das Ruder ziehen müssen. Es ist nicht eine derogleichen Lieb / wie dieselbe / von welcher es der Junckher meint vnd verstehet / sagte der geschlossene Rudelsmann / sondern meine Lieb ist diese gewesen / daß ich einem Korb voller Wäsch / darinnen ein hauffen weiß Gereth verwahret war / so gar hold vnd günstig worden / vnnd mich mit demselben also eng vnd feste gefast vnd gehalset habe / daß / wo er mir nicht wer von den Gerichten mit gewalt wider abgenommen worden / würd ich mit meinem guten Willen wol biß annoch nicht davon wider abgelassen haben. Vnd wurd ich dazu vff frischer That betroffen / also / daß es keiner peinlichen Frag vonnöthen thate. Also wurd in der Sach beschlossen vnd ein Vrtheil gefället / mir mit hundert Staupenschlägen die Fliegen von den Schultern abgekehret / zur Zugab drey Jahr Herberge
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0280] wil es doch vor dißmahl die Zeit nicht leyden oder zulassen / daß wir vns lang darüber vffhalten / vnnd sie herausser langen / oder auch herlesen. Der Herr nahe sich etwas besser heran / vnd frage sie selbs / dann sie werdens jhm wol sagen / wo es jhnen geliebt. Vnd in warheit / es wird jhnen nicht sehr entgegen seyn / Dann es seynd Leute / welche Schelmstücken so wol zu erzehlen / als zu begehen beliebung tragen. Mit dieser Erlaubnüß (welche aber Don Kichote vor sich selbs jhm würde genommen haben / wo sie jhm solche schon nicht gegeben hetten) nahete er sich zu der Ketten zu / vnd fragte den ersten an der Reyhe: Warumb vnd wegen was Missethaten er also vbel vnd erbärmlich einherzöhe? Er antwortete / darumb / daß er were verliebt gewesen. Darumb nur allein / sagte Don Kichote, vnd sonsten vmb nichts anders? Wolan / wo man deßhalben / daß man verliebt ist / einen vff die Galeeren verdammet / so würd ich selbs vff denselben schon vor geraumer Zeit haben das Ruder ziehen müssen. Es ist nicht eine derogleichen Lieb / wie dieselbe / von welcher es der Junckher meint vnd verstehet / sagte der geschlossene Rudelsmann / sondern meine Lieb ist diese gewesen / daß ich einem Korb voller Wäsch / darinnen ein hauffen weiß Gereth verwahret war / so gar hold vnd günstig worden / vnnd mich mit demselben also eng vnd feste gefast vnd gehalset habe / daß / wo er mir nicht wer von den Gerichten mit gewalt wider abgenommen worden / würd ich mit meinem guten Willen wol biß annoch nicht davon wider abgelassen haben. Vnd wurd ich dazu vff frischer That betroffen / also / daß es keiner peinlichen Frag vonnöthen thate. Also wurd in der Sach beschlossen vnd ein Vrtheil gefället / mir mit hundert Staupenschlägen die Fliegen von den Schultern abgekehret / zur Zugab drey Jahr Herberge

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-08-21T09:01:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-08-21T09:01:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/280
Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/280>, abgerufen am 28.11.2024.