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Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

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also daß gegen Abend er vnd sein Pferd sich allee ermüdet vnd von Hunger gleichsamb erstorben befunden. Vnd nach dem er von allen seiten wol vmbgeschawet / ob er etwa eines Castells oder nur einiges Hirten Häußleins inne würde / darin er herbergen vnd der Natur nothdurfft ein genügen thun möchte: wurd er einer Schenck oder Kruges gewar nicht weit von der Strassen / die er reisete / welchs jhm so anmütig war / ob sehe er einen Stern / so jhn zu der Porten oder vielmehr dem Schloß seiner Erlösung gleitete. So bald er diese Schencke ersahe / eilete er stracks drauff zu / vnd erreichte sie eben gegen Abend / als es begunte dunckel zu werden.

Von vngefehr stunden aussen an der Thür zwey junge Dirnen vnsers Volcks / auß der Zunfft derer / so sich vmbs Geld gebrauchen lassen / Diese gedachten nach Sevilien zu reisen in Gesellschafft etlicher Maultreiber / so entschlossen wahren dazumahl jhr Nachtlager in der Schenck zu halten. Vnd / gleich wie vnserm Ritter alles / was er gedachte / sahe oder jhm einbildete / bedünckte vff die art vnd weise zugeschehen vnd vorzugehen / wie ers in seinen Rittersbüchern gelesen: so bald er die Schencke ersehen / bildete er jhm ein / daß es ein Castel oder Schloß mit seinen vier Thürnen vnd schönen von hellgläntzendem Silber vberzognen Knöpffen wehre / also gar / daß auch die gewöhnliche Zugbrücke vnnd tieffer Wassergraben daran nicht ermangelten / zusampt allen andern Zubehörungen / damit man dergleichen Schlösser abzumahlen pflegt. Zu dieser vermeinten Festung nahete er sich: vnnd kurtz dafür hielt er seinen Rossübrall an sich / in hoffnung / daß etwa ein Zwärglein sich zwischen den Zinnen der Mawren würde sehen lassen / mit der Trommeten das Zeichen eines ankommenden Ritters zugeben. Als er aber

also daß gegen Abend er vnd sein Pferd sich allee ermüdet vnd von Hunger gleichsamb erstorben befunden. Vnd nach dem er von allen seiten wol vmbgeschawet / ob er etwa eines Castells oder nur einiges Hirten Häußleins inne würde / darin er herbergen vnd der Natur nothdurfft ein genügen thun möchte: wurd er einer Schenck oder Kruges gewar nicht weit von der Strassen / die er reisete / welchs jhm so anmütig war / ob sehe er einen Stern / so jhn zu der Porten oder vielmehr dem Schloß seiner Erlösung gleitete. So bald er diese Schencke ersahe / eilete er stracks drauff zu / vnd erreichte sie eben gegen Abend / als es begunte dunckel zu werden.

Von vngefehr stunden aussen an der Thür zwey junge Dirnen vnsers Volcks / auß der Zunfft derer / so sich vmbs Geld gebrauchen lassen / Diese gedachten nach Sevilien zu reisen in Gesellschafft etlicher Maultreiber / so entschlossen wahren dazumahl jhr Nachtlager in der Schenck zu halten. Vnd / gleich wie vnserm Ritter alles / was er gedachte / sahe oder jhm einbildete / bedünckte vff die art vnd weise zugeschehen vnd vorzugehen / wie ers in seinen Rittersbüchern gelesen: so bald er die Schencke ersehen / bildete er jhm ein / daß es ein Castel oder Schloß mit seinen vier Thürnen vnd schönen von hellgläntzendem Silber vberzognen Knöpffen wehre / also gar / daß auch die gewöhnliche Zugbrücke vnnd tieffer Wassergraben daran nicht ermangelten / zusampt allen andern Zubehörungen / damit man dergleichen Schlösser abzumahlen pflegt. Zu dieser vermeinten Festung nahete er sich: vnnd kurtz dafür hielt er seinen Rossübrall an sich / in hoffnung / daß etwa ein Zwärglein sich zwischen den Zinnen der Mawren würde sehen lassen / mit der Trommeten das Zeichen eines ankommenden Ritters zugeben. Als er aber

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[28/0028] also daß gegen Abend er vnd sein Pferd sich allee ermüdet vnd von Hunger gleichsamb erstorben befunden. Vnd nach dem er von allen seiten wol vmbgeschawet / ob er etwa eines Castells oder nur einiges Hirten Häußleins inne würde / darin er herbergen vnd der Natur nothdurfft ein genügen thun möchte: wurd er einer Schenck oder Kruges gewar nicht weit von der Strassen / die er reisete / welchs jhm so anmütig war / ob sehe er einen Stern / so jhn zu der Porten oder vielmehr dem Schloß seiner Erlösung gleitete. So bald er diese Schencke ersahe / eilete er stracks drauff zu / vnd erreichte sie eben gegen Abend / als es begunte dunckel zu werden. Von vngefehr stunden aussen an der Thür zwey junge Dirnen vnsers Volcks / auß der Zunfft derer / so sich vmbs Geld gebrauchen lassen / Diese gedachten nach Sevilien zu reisen in Gesellschafft etlicher Maultreiber / so entschlossen wahren dazumahl jhr Nachtlager in der Schenck zu halten. Vnd / gleich wie vnserm Ritter alles / was er gedachte / sahe oder jhm einbildete / bedünckte vff die art vnd weise zugeschehen vnd vorzugehen / wie ers in seinen Rittersbüchern gelesen: so bald er die Schencke ersehen / bildete er jhm ein / daß es ein Castel oder Schloß mit seinen vier Thürnen vnd schönen von hellgläntzendem Silber vberzognen Knöpffen wehre / also gar / daß auch die gewöhnliche Zugbrücke vnnd tieffer Wassergraben daran nicht ermangelten / zusampt allen andern Zubehörungen / damit man dergleichen Schlösser abzumahlen pflegt. Zu dieser vermeinten Festung nahete er sich: vnnd kurtz dafür hielt er seinen Rossübrall an sich / in hoffnung / daß etwa ein Zwärglein sich zwischen den Zinnen der Mawren würde sehen lassen / mit der Trommeten das Zeichen eines ankommenden Ritters zugeben. Als er aber

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  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



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Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/28>, abgerufen am 16.04.2024.