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Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

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Noth vnd Begierde truge / war noch weniger müglich. Derohalben / was er zu seiner befriedigung hierunter that / war nichts anders / als daß er die rechte Hand / damit er den Sattelbogen gefast hatte / loßgehen ließ / mit welcher er die Schleiffe am Nestel / welcher jhm / ohn zuthun vnnd hülff einiger anderer Senckel mehr / die Hosen empor vnd zusammen hielte / gar leise vnd mehlich / ohn einiges rauschen oder geraffete / vfflösete / also / daß durch desselben von einanderlassung die Hosen also fort hinunter zur Erden fielen / vnd jhme in gestalt der Fußeisen / vmb die Beine hengen blieben. Nach diesem hub er / vffs beste er vermochte / das Hembd empor / vnd reckte alle beyde Hinderbacken / welche gewißlich nicht gar sonders klein vnd subtil waren / gegen dem Wind vnd die Luft herauß. Als er nun dieses verrichtet hatte / (welches er zu thun am nothwendigsten zu seyn erachtete / vmb dieser erschröcklichen Presse vnd ängstiglichen Bangigkeit quitt zu werden) vberfiel jhn ein andere grössere Beschwernüß / welche diese war / daß jhn dauchte / er würde sich nicht können seiner Last entleichtern / daß er nicht etwa ein getöse vnd murmel zugleich mit machen solte. Vnd also fieng er an die Zähne ineinander zu beissen / die Schultern zusammen zu ziehen / vnd vermittels dessen den Athem / so viel er jmmer vermochte / an sich zu ziehen. Aber / vber allen diesen angewendeten Fleiß / Müh vnd Arbeit / war er doch also gar vnglückselig / daß endlich er ein wenig gesumme vnd gebrümme verursachte / welches aber weit anders vnd gar vnterschieden war / von dem jenigen / daß jhme eine so grosse Furcht vnd Schrecken zum Hertzen gemacht hatte. Dieses erhörte Don Kichote, vnd sprach: Was ist das vor ein Gemürmel / Santscho? Herr / ich weiß es in warheit nicht / antwortete er / es muß abermahl etwas newes seyn / dann kein Glück vnd Vnglück nimbt von einem wenigen vnd

Noth vnd Begierde truge / war noch weniger müglich. Derohalben / was er zu seiner befriedigung hierunter that / war nichts anders / als daß er die rechte Hand / damit er den Sattelbogen gefast hatte / loßgehen ließ / mit welcher er die Schleiffe am Nestel / welcher jhm / ohn zuthun vnnd hülff einiger anderer Senckel mehr / die Hosen empor vnd zusammen hielte / gar leise vnd mehlich / ohn einiges rauschen oder geraffete / vfflösete / also / daß durch desselben von einanderlassung die Hosen also fort hinunter zur Erden fielen / vnd jhme in gestalt der Fußeisen / vmb die Beine hengen blieben. Nach diesem hub er / vffs beste er vermochte / das Hembd empor / vnd reckte alle beyde Hinderbacken / welche gewißlich nicht gar sonders klein vnd subtil waren / gegen dem Wind vnd die Luft herauß. Als er nun dieses verrichtet hatte / (welches er zu thun am nothwendigsten zu seyn erachtete / vmb dieser erschröcklichen Presse vnd ängstiglichen Bangigkeit quitt zu werden) vberfiel jhn ein andere grössere Beschwernüß / welche diese war / daß jhn dauchte / er würde sich nicht können seiner Last entleichtern / daß er nicht etwa ein getöse vnd murmel zugleich mit machen solte. Vnd also fieng er an die Zähne ineinander zu beissen / die Schultern zusammen zu ziehen / vnd vermittels dessen den Athem / so viel er jmmer vermochte / an sich zu ziehen. Aber / vber allen diesen angewendeten Fleiß / Müh vnd Arbeit / war er doch also gar vnglückselig / daß endlich er ein wenig gesumme vnd gebrümme verursachte / welches aber weit anders vnd gar vnterschieden war / von dem jenigen / daß jhme eine so grosse Furcht vnd Schrecken zum Hertzen gemacht hatte. Dieses erhörte Don Kichote, vnd sprach: Was ist das vor ein Gemürmel / Santscho? Herr / ich weiß es in warheit nicht / antwortete er / es muß abermahl etwas newes seyn / dann kein Glück vnd Vnglück nimbt von einem wenigen vnd

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[242/0242] Noth vnd Begierde truge / war noch weniger müglich. Derohalben / was er zu seiner befriedigung hierunter that / war nichts anders / als daß er die rechte Hand / damit er den Sattelbogen gefast hatte / loßgehen ließ / mit welcher er die Schleiffe am Nestel / welcher jhm / ohn zuthun vnnd hülff einiger anderer Senckel mehr / die Hosen empor vnd zusammen hielte / gar leise vnd mehlich / ohn einiges rauschen oder geraffete / vfflösete / also / daß durch desselben von einanderlassung die Hosen also fort hinunter zur Erden fielen / vnd jhme in gestalt der Fußeisen / vmb die Beine hengen blieben. Nach diesem hub er / vffs beste er vermochte / das Hembd empor / vnd reckte alle beyde Hinderbacken / welche gewißlich nicht gar sonders klein vnd subtil waren / gegen dem Wind vnd die Luft herauß. Als er nun dieses verrichtet hatte / (welches er zu thun am nothwendigsten zu seyn erachtete / vmb dieser erschröcklichen Presse vnd ängstiglichen Bangigkeit quitt zu werden) vberfiel jhn ein andere grössere Beschwernüß / welche diese war / daß jhn dauchte / er würde sich nicht können seiner Last entleichtern / daß er nicht etwa ein getöse vnd murmel zugleich mit machen solte. Vnd also fieng er an die Zähne ineinander zu beissen / die Schultern zusammen zu ziehen / vnd vermittels dessen den Athem / so viel er jmmer vermochte / an sich zu ziehen. Aber / vber allen diesen angewendeten Fleiß / Müh vnd Arbeit / war er doch also gar vnglückselig / daß endlich er ein wenig gesumme vnd gebrümme verursachte / welches aber weit anders vnd gar vnterschieden war / von dem jenigen / daß jhme eine so grosse Furcht vnd Schrecken zum Hertzen gemacht hatte. Dieses erhörte Don Kichote, vnd sprach: Was ist das vor ein Gemürmel / Santscho? Herr / ich weiß es in warheit nicht / antwortete er / es muß abermahl etwas newes seyn / dann kein Glück vnd Vnglück nimbt von einem wenigen vnd

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  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



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Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/242>, abgerufen am 03.05.2024.