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Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

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ziehen / da du der ohnvergleichlichen Dulcinea, meiner Gebieterin / ansagen wirst / daß jhr Gefangener vnd leibeigner Ritter todt sey / vnnd das auß vrsach / weiln er sich derogleichen Thaten vnterwunden / welche jhn würdig machen möchten / daß er sich mit Fug vnnd Billigkeit den jhrigen hette nennen können.

Als Santscho diese seines Herrn Reden vernam / fieng er an mit der grösten Wehmütigkeit der Welt zu weinen / vnd zu jhm zu sprechen: Herr / Ich sehe vnd weiß nicht / warumb jhr doch diese also grawsame vnnd erschreckliche Abendthewr vor die Hand zu nehmen euch vnterwinden wollet. Jetzo ists gleich in der Nacht / niemand wird vnser allhiero gewahr / wir können ja gar wol vnsern Weg wider zu rück nehmen / vnd der Gefahr aussm Wege ziehen / vnd solten wir schon gantzer drey Tage lang keinen Tropffen zu trincken bekommen. So ist ja gantz kein Mensch vorhanden / der vns sehe / vnd wird noch viel weniger jemand seyn / der vns vor verzagte Memmen halten vnd schelten solte. Vnd das noch mehr ist / so hab ich den Pfarr in meiner Heinmath / den der Herr sehr wol kennet / zu vnterschiedenen mahlen predigen hören / daß / wer die Gefahr sucht / der komme darin vmb. Daß es also nicht gut vnd rathsam ist / GOtt versuchen / in dem man einer derogleichen vbermässigen That sich vnterfehet / darauß man ohne besonders Wunderwerck nicht entrinnen kan. Es ist ja gnugsam an dem / was der Himmel schon an euch gethan / in dem er euch vom Fangpallspielen / da dann ich wol bin gewörffelt vnd geschwungen worden / erlöset / vnd vnter so viel Feinden / welche den todten Leichnamb begleiteten / als einen Vberwinder / frey frisch vnd gesund erhalten vnd davon gebracht hat. Vnd wo ja solches alles dieses harte Hertz nicht bewegen noch erweichen solte / so bewege den Herrn doch zum wenigsten

ziehen / da du der ohnvergleichlichen Dulcinéa, meiner Gebieterin / ansagen wirst / daß jhr Gefangener vnd leibeigner Ritter todt sey / vnnd das auß vrsach / weiln er sich derogleichen Thaten vnterwunden / welche jhn würdig machen möchten / daß er sich mit Fug vnnd Billigkeit den jhrigen hette nennen können.

Als Santscho diese seines Herrn Reden vernam / fieng er an mit der grösten Wehmütigkeit der Welt zu weinen / vnd zu jhm zu sprechen: Herr / Ich sehe vnd weiß nicht / warumb jhr doch diese also grawsame vnnd erschreckliche Abendthewr vor die Hand zu nehmen euch vnterwinden wollet. Jetzo ists gleich in der Nacht / niemand wird vnser allhiero gewahr / wir können ja gar wol vnsern Weg wider zu rück nehmen / vnd der Gefahr aussm Wege ziehen / vnd solten wir schon gantzer drey Tage lang keinen Tropffen zu trincken bekommen. So ist ja gantz kein Mensch vorhanden / der vns sehe / vnd wird noch viel weniger jemand seyn / der vns vor verzagte Memmen halten vnd schelten solte. Vnd das noch mehr ist / so hab ich den Pfarr in meiner Heinmath / den der Herr sehr wol kennet / zu vnterschiedenen mahlen predigen hören / daß / wer die Gefahr sucht / der komme darin vmb. Daß es also nicht gut vnd rathsam ist / GOtt versuchen / in dem man einer derogleichen vbermässigen That sich vnterfehet / darauß man ohne besonders Wunderwerck nicht entrinnen kan. Es ist ja gnugsam an dem / was der Himmel schon an euch gethan / in dem er euch vom Fangpallspielen / da dann ich wol bin gewörffelt vnd geschwungen worden / erlöset / vnd vnter so viel Feinden / welche den todten Leichnamb begleiteten / als einen Vberwinder / frey frisch vnd gesund erhalten vnd davon gebracht hat. Vnd wo ja solches alles dieses harte Hertz nicht bewegen noch erweichen solte / so bewege den Herrn doch zum wenigsten

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[230/0230] ziehen / da du der ohnvergleichlichen Dulcinéa, meiner Gebieterin / ansagen wirst / daß jhr Gefangener vnd leibeigner Ritter todt sey / vnnd das auß vrsach / weiln er sich derogleichen Thaten vnterwunden / welche jhn würdig machen möchten / daß er sich mit Fug vnnd Billigkeit den jhrigen hette nennen können. Als Santscho diese seines Herrn Reden vernam / fieng er an mit der grösten Wehmütigkeit der Welt zu weinen / vnd zu jhm zu sprechen: Herr / Ich sehe vnd weiß nicht / warumb jhr doch diese also grawsame vnnd erschreckliche Abendthewr vor die Hand zu nehmen euch vnterwinden wollet. Jetzo ists gleich in der Nacht / niemand wird vnser allhiero gewahr / wir können ja gar wol vnsern Weg wider zu rück nehmen / vnd der Gefahr aussm Wege ziehen / vnd solten wir schon gantzer drey Tage lang keinen Tropffen zu trincken bekommen. So ist ja gantz kein Mensch vorhanden / der vns sehe / vnd wird noch viel weniger jemand seyn / der vns vor verzagte Memmen halten vnd schelten solte. Vnd das noch mehr ist / so hab ich den Pfarr in meiner Heinmath / den der Herr sehr wol kennet / zu vnterschiedenen mahlen predigen hören / daß / wer die Gefahr sucht / der komme darin vmb. Daß es also nicht gut vnd rathsam ist / GOtt versuchen / in dem man einer derogleichen vbermässigen That sich vnterfehet / darauß man ohne besonders Wunderwerck nicht entrinnen kan. Es ist ja gnugsam an dem / was der Himmel schon an euch gethan / in dem er euch vom Fangpallspielen / da dann ich wol bin gewörffelt vnd geschwungen worden / erlöset / vnd vnter so viel Feinden / welche den todten Leichnamb begleiteten / als einen Vberwinder / frey frisch vnd gesund erhalten vnd davon gebracht hat. Vnd wo ja solches alles dieses harte Hertz nicht bewegen noch erweichen solte / so bewege den Herrn doch zum wenigsten

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  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



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Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/230>, abgerufen am 22.11.2024.