Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

seyen. Dann wo wir derer mehr antreffen / so wil ich vollends sack vnd pack dem Teuffel zum newen Jahr verehren. Du hast Gott wol drumb zu bitten / mein Sohn / sprach Don Kichote: So führ vnd gleite du vns nun / wo du hin wilst. Dann vor dißmal wil ich dir die wahl geben einzukehren vnd zu herbergen / wo dirs gelieben wird. Aber reiche mir doch die Hand her / fühle mit den Fingern / vnd schawe wol zu / wie viel mir doch Backzähne vf dieser rechten seiten an dem obern Zanfleisch mangeln / alldiweiln ich daselbs recht den schmertzen fühle. Santscho that die Finger hinein / vnd als er jn befühlt hatte / sprach er: wie viel Backzäne pflegte dann ewr Gestrengigkeit vff dieser seite vor dessen zu haben? Viere / antwortete Don Kichote, den Stock- vnd Hauptzan nit mit eingerechnet / vnd zwar alle viere gantz / feste / frisch vnd gesund. Ewr Gestrengigkeit schawen wol zu / was sie reden / antwortete Santscho. Ich sage noch / viere / sprach Don Kichote, wo jhrer anders nit gar fünffe waren. Dann zeit meines Lebens ist mir weder Zan noch Backzan außgebrochen worden / auch nit außgefallen / oder sonsten durch fäule oder flüß im lauff geblieben. Hat doch ewr Gestrengigkeit vff diser seiten am vntern Zanfleisch nit mehr als 2. Backzäne vnd ein halben / sprach Santscho / am obern aber weder ein halben / noch ein gantzen / noch einen einigen / dann diese seite ist so platt vnd gleich / als eine flache hand. Weh mir vnglückseligem / sagte Don Kichote, als er dise trawrige zeitung hörte / so jm sein Waffenträger vorbrachte. Wolte ich doch lieber / daß mir ein Arm wer abgehawen worden / wanns nur der nit were / darin ich den Degen führe. Dann ich mag dir sagen / Santscho / dz ein Maul ohne Zäne / ist gleich wie eine Mühle ohne Mühlstein / vnd ist ein Zahn viel höher zu schetzen als ein Diamant. Aber diesem allem seynd wir vnterworffen / die wir den strengen Orden der Ritterschafft führen. Steig auff / mein Freund / vnd reit

seyen. Dann wo wir derer mehr antreffen / so wil ich vollends sack vnd pack dem Teuffel zum newen Jahr verehren. Du hast Gott wol drumb zu bitten / mein Sohn / sprach Don Kichote: So führ vnd gleite du vns nun / wo du hin wilst. Dann vor dißmal wil ich dir die wahl geben einzukehren vnd zu herbergen / wo dirs gelieben wird. Aber reiche mir doch die Hand her / fühle mit den Fingern / vnd schawe wol zu / wie viel mir doch Backzähne vf dieser rechten seiten an dem obern Zanfleisch mangeln / alldiweiln ich daselbs recht den schmertzen fühle. Santscho that die Finger hinein / vnd als er jn befühlt hatte / sprach er: wie viel Backzäne pflegte dann ewr Gestrengigkeit vff dieser seite vor dessen zu haben? Viere / antwortete Don Kichote, den Stock- vnd Hauptzan nit mit eingerechnet / vnd zwar alle viere gantz / feste / frisch vnd gesund. Ewr Gestrengigkeit schawen wol zu / was sie reden / antwortete Santscho. Ich sage noch / viere / sprach Don Kichote, wo jhrer anders nit gar fünffe waren. Dann zeit meines Lebens ist mir weder Zan noch Backzan außgebrochen worden / auch nit außgefallen / oder sonsten durch fäule oder flüß im lauff geblieben. Hat doch ewr Gestrengigkeit vff diser seiten am vntern Zanfleisch nit mehr als 2. Backzäne vnd ein halben / sprach Santscho / am obern aber weder ein halben / noch ein gantzen / noch einen einigen / dann diese seite ist so platt vnd gleich / als eine flache hand. Weh mir vnglückseligem / sagte Don Kichote, als er dise trawrige zeitung hörte / so jm sein Waffenträger vorbrachte. Wolte ich doch lieber / daß mir ein Arm wer abgehawen worden / wanns nur der nit were / darin ich den Degen führe. Dann ich mag dir sagen / Santscho / dz ein Maul ohne Zäne / ist gleich wie eine Mühle ohne Mühlstein / vnd ist ein Zahn viel höher zu schetzen als ein Diamant. Aber diesem allem seynd wir vnterworffen / die wir den strengen Orden der Ritterschafft führen. Steig auff / mein Freund / vnd reit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0211" n="211"/>
seyen. Dann wo wir derer mehr antreffen / so wil ich vollends sack vnd pack dem Teuffel zum newen Jahr verehren. Du hast Gott wol drumb zu bitten / mein Sohn / sprach <hi rendition="#aq">Don Kichote:</hi> So führ vnd gleite du vns nun / wo du hin wilst. Dann vor dißmal wil ich dir die wahl geben einzukehren vnd zu herbergen / wo dirs gelieben wird. Aber reiche mir doch die Hand her / fühle mit den Fingern / vnd schawe wol zu / wie viel mir doch Backzähne vf dieser rechten seiten an dem obern Zanfleisch mangeln / alldiweiln ich daselbs recht den schmertzen fühle. Santscho that die Finger hinein / vnd als er jn befühlt hatte / sprach er: wie viel Backzäne pflegte dann ewr Gestrengigkeit vff dieser seite vor dessen zu haben? Viere / antwortete <hi rendition="#aq">Don Kichote,</hi> den Stock- vnd Hauptzan nit mit eingerechnet / vnd zwar alle viere gantz / feste / frisch vnd gesund. Ewr <choice><sic>Gestrengikeit</sic><corr>Gestrengigkeit</corr></choice> schawen wol zu / was sie reden / antwortete Santscho. Ich sage noch / viere / sprach <hi rendition="#aq">Don Kichote,</hi> wo jhrer anders nit gar fünffe waren. Dann zeit meines Lebens ist mir weder Zan noch Backzan außgebrochen worden / auch nit außgefallen / oder sonsten durch fäule oder flüß im lauff geblieben. Hat doch ewr Gestrengigkeit vff diser seiten am vntern Zanfleisch nit mehr als 2. Backzäne vnd ein halben / sprach Santscho / am obern aber weder ein halben / noch ein gantzen / noch einen einigen / dann diese seite ist so platt vnd gleich / als eine flache hand. Weh mir vnglückseligem / sagte <hi rendition="#aq">Don Kichote,</hi> als er dise trawrige zeitung hörte / so jm sein Waffenträger vorbrachte. Wolte ich doch lieber / daß mir ein Arm wer abgehawen worden / wanns nur der nit were / darin ich den Degen führe. Dann ich mag dir sagen / Santscho / dz ein Maul ohne Zäne / ist gleich wie eine Mühle ohne Mühlstein / vnd ist ein Zahn viel höher zu schetzen als ein Diamant. Aber diesem allem seynd wir vnterworffen / die wir den strengen Orden der Ritterschafft führen. Steig auff / mein Freund / vnd reit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0211] seyen. Dann wo wir derer mehr antreffen / so wil ich vollends sack vnd pack dem Teuffel zum newen Jahr verehren. Du hast Gott wol drumb zu bitten / mein Sohn / sprach Don Kichote: So führ vnd gleite du vns nun / wo du hin wilst. Dann vor dißmal wil ich dir die wahl geben einzukehren vnd zu herbergen / wo dirs gelieben wird. Aber reiche mir doch die Hand her / fühle mit den Fingern / vnd schawe wol zu / wie viel mir doch Backzähne vf dieser rechten seiten an dem obern Zanfleisch mangeln / alldiweiln ich daselbs recht den schmertzen fühle. Santscho that die Finger hinein / vnd als er jn befühlt hatte / sprach er: wie viel Backzäne pflegte dann ewr Gestrengigkeit vff dieser seite vor dessen zu haben? Viere / antwortete Don Kichote, den Stock- vnd Hauptzan nit mit eingerechnet / vnd zwar alle viere gantz / feste / frisch vnd gesund. Ewr Gestrengigkeit schawen wol zu / was sie reden / antwortete Santscho. Ich sage noch / viere / sprach Don Kichote, wo jhrer anders nit gar fünffe waren. Dann zeit meines Lebens ist mir weder Zan noch Backzan außgebrochen worden / auch nit außgefallen / oder sonsten durch fäule oder flüß im lauff geblieben. Hat doch ewr Gestrengigkeit vff diser seiten am vntern Zanfleisch nit mehr als 2. Backzäne vnd ein halben / sprach Santscho / am obern aber weder ein halben / noch ein gantzen / noch einen einigen / dann diese seite ist so platt vnd gleich / als eine flache hand. Weh mir vnglückseligem / sagte Don Kichote, als er dise trawrige zeitung hörte / so jm sein Waffenträger vorbrachte. Wolte ich doch lieber / daß mir ein Arm wer abgehawen worden / wanns nur der nit were / darin ich den Degen führe. Dann ich mag dir sagen / Santscho / dz ein Maul ohne Zäne / ist gleich wie eine Mühle ohne Mühlstein / vnd ist ein Zahn viel höher zu schetzen als ein Diamant. Aber diesem allem seynd wir vnterworffen / die wir den strengen Orden der Ritterschafft führen. Steig auff / mein Freund / vnd reit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-08-21T09:01:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-08-21T09:01:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/211
Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/211>, abgerufen am 22.11.2024.