Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

ebenmässig von Sammet. Des Werckeltags trug er ein grawlechtes Kleid vom besten Tuch. In seinem Hauß hielt er eine alte FrawenMagd / so etwas vber viertzig Jahr war / vnd eine junge Base / so noch nicht zwantzig erreicht hatte: wie auch noch einen grossen Jungen / dessen Bestallung nicht weniger war das Pferd zu satteln / als des Schnittelmessers sich zugebrauchen.

Das Alter vnsers Ritters lieff bey nahe an fünfftzig Jahr. Er war harter Art vnnd Eigenschafft / schmächtig vnnd dürr von Fleisch vnd Leibe / hageres Gesichts: stund sehr frühe auff / vnnd war ein Liebhaber der Jagten. Man wil sagen / sein Zunahm sey gewesen Kinnbacken / oder Zwarckfladen (dann dieses falls ist etwas Vngleichheit vnd Vnterschied vnter den Meinungen derer / welche von dieser Sach schreiben) ohngeachtet man durch etliche der Warheit fast ebenmässigr Muthmassungen abzunehmen hat / daß er Raffzahn geheissen habe. Welchs gleichwol vns zu vnserm Fürnehmen wenig zuschaffen gibt / vnnd gnügt vns an dem / daß sonsten im Werck selbs vnnd in folgender Erzehlung nicht im wenigsten vom Pfad der Warheit abgeschritten werde.

So ist nun zuwissen / daß obgedachter Ritter alle mahl / die er müssig war (welchs dann war der gröste Theil des Jahrs) sich begab vff lesung der Ritterbücher mit solcher Begierd vnnd Lust / daß er aller Vbung der Jagt / vnnd noch vber diß der Verwaltung seiner Güter fast gäntzlichen darob vergaß. Vnd schlug seine Begierd vnnd Eiffer / wie auch seine Thorheit vnnd Phantasterey so weit vnd dahin endlichen auß / daß er etliche viel äcker beseehetes Feldes verkauffte / vmb nur Ritterbucher vor solches Geld zukauffen / mit derer lesung er sich belustigen möchte. Derohalben er dann deroselben so viel

ebenmässig von Sammet. Des Werckeltags trug er ein grawlechtes Kleid vom besten Tuch. In seinem Hauß hielt er eine alte FrawenMagd / so etwas vber viertzig Jahr war / vnd eine junge Base / so noch nicht zwantzig erreicht hatte: wie auch noch einen grossen Jungen / dessen Bestallung nicht weniger war das Pferd zu satteln / als des Schnittelmessers sich zugebrauchen.

Das Alter vnsers Ritters lieff bey nahe an fünfftzig Jahr. Er war harter Art vnnd Eigenschafft / schmächtig vnnd dürr von Fleisch vnd Leibe / hageres Gesichts: stund sehr frühe auff / vnnd war ein Liebhaber der Jagten. Man wil sagen / sein Zunahm sey gewesen Kinnbacken / oder Zwarckfladen (dann dieses falls ist etwas Vngleichheit vnd Vnterschied vnter den Meinungen derer / welche von dieser Sach schreiben) ohngeachtet man durch etliche der Warheit fast ebenmässigr Muthmassungen abzunehmen hat / daß er Raffzahn geheissen habe. Welchs gleichwol vns zu vnserm Fürnehmen wenig zuschaffen gibt / vnnd gnügt vns an dem / daß sonsten im Werck selbs vnnd in folgender Erzehlung nicht im wenigsten vom Pfad der Warheit abgeschritten werde.

So ist nun zuwissen / daß obgedachter Ritter alle mahl / die er müssig war (welchs dann war der gröste Theil des Jahrs) sich begab vff lesung der Ritterbücher mit solcher Begierd vnnd Lust / daß er aller Vbung der Jagt / vnnd noch vber diß der Verwaltung seiner Güter fast gäntzlichen darob vergaß. Vnd schlug seine Begierd vnnd Eiffer / wie auch seine Thorheit vnnd Phantasterey so weit vnd dahin endlichen auß / daß er etliche viel äcker beseehetes Feldes verkauffte / vmb nur Ritterbucher vor solches Geld zukauffen / mit derer lesung er sich belustigen möchte. Derohalben er dann deroselben so viel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014" n="14"/>
ebenmässig von Sammet. Des Werckeltags trug er ein grawlechtes Kleid vom besten Tuch. In seinem Hauß hielt er eine alte FrawenMagd / so etwas vber viertzig Jahr war / vnd eine junge Base / so noch nicht zwantzig erreicht hatte: wie auch noch einen grossen Jungen / dessen Bestallung nicht weniger war das Pferd zu satteln / als des Schnittelmessers sich zugebrauchen.</p>
        <p>Das Alter vnsers Ritters lieff bey nahe an fünfftzig Jahr. Er war harter Art vnnd Eigenschafft / schmächtig vnnd dürr von Fleisch vnd Leibe / hageres Gesichts: stund sehr frühe auff / vnnd war ein Liebhaber der Jagten. Man wil sagen / sein Zunahm sey gewesen Kinnbacken / oder Zwarckfladen (dann dieses falls ist etwas Vngleichheit vnd Vnterschied vnter den Meinungen derer / welche von dieser Sach schreiben) ohngeachtet man durch etliche der Warheit fast ebenmässigr Muthmassungen abzunehmen hat / daß er Raffzahn geheissen habe. Welchs gleichwol vns zu vnserm Fürnehmen wenig zuschaffen gibt / vnnd gnügt vns an dem / daß sonsten im Werck selbs vnnd in folgender Erzehlung nicht im wenigsten vom Pfad der Warheit abgeschritten werde.</p>
        <p>So ist nun zuwissen / daß obgedachter Ritter alle mahl / die er müssig war (welchs dann war der gröste Theil des Jahrs) sich begab vff lesung der Ritterbücher mit solcher Begierd vnnd Lust / daß er aller Vbung der Jagt / vnnd noch vber diß der Verwaltung seiner Güter fast gäntzlichen darob vergaß. Vnd schlug seine Begierd vnnd Eiffer / wie auch seine Thorheit vnnd Phantasterey so weit vnd dahin endlichen auß / daß er etliche viel äcker beseehetes Feldes verkauffte / vmb nur Ritterbucher vor solches Geld zukauffen / mit derer lesung er sich belustigen möchte. Derohalben er dann deroselben so viel
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0014] ebenmässig von Sammet. Des Werckeltags trug er ein grawlechtes Kleid vom besten Tuch. In seinem Hauß hielt er eine alte FrawenMagd / so etwas vber viertzig Jahr war / vnd eine junge Base / so noch nicht zwantzig erreicht hatte: wie auch noch einen grossen Jungen / dessen Bestallung nicht weniger war das Pferd zu satteln / als des Schnittelmessers sich zugebrauchen. Das Alter vnsers Ritters lieff bey nahe an fünfftzig Jahr. Er war harter Art vnnd Eigenschafft / schmächtig vnnd dürr von Fleisch vnd Leibe / hageres Gesichts: stund sehr frühe auff / vnnd war ein Liebhaber der Jagten. Man wil sagen / sein Zunahm sey gewesen Kinnbacken / oder Zwarckfladen (dann dieses falls ist etwas Vngleichheit vnd Vnterschied vnter den Meinungen derer / welche von dieser Sach schreiben) ohngeachtet man durch etliche der Warheit fast ebenmässigr Muthmassungen abzunehmen hat / daß er Raffzahn geheissen habe. Welchs gleichwol vns zu vnserm Fürnehmen wenig zuschaffen gibt / vnnd gnügt vns an dem / daß sonsten im Werck selbs vnnd in folgender Erzehlung nicht im wenigsten vom Pfad der Warheit abgeschritten werde. So ist nun zuwissen / daß obgedachter Ritter alle mahl / die er müssig war (welchs dann war der gröste Theil des Jahrs) sich begab vff lesung der Ritterbücher mit solcher Begierd vnnd Lust / daß er aller Vbung der Jagt / vnnd noch vber diß der Verwaltung seiner Güter fast gäntzlichen darob vergaß. Vnd schlug seine Begierd vnnd Eiffer / wie auch seine Thorheit vnnd Phantasterey so weit vnd dahin endlichen auß / daß er etliche viel äcker beseehetes Feldes verkauffte / vmb nur Ritterbucher vor solches Geld zukauffen / mit derer lesung er sich belustigen möchte. Derohalben er dann deroselben so viel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-08-21T09:01:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-08-21T09:01:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/14
Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/14>, abgerufen am 22.11.2024.