Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Denn wo ja Insuln mangeln solten / so ist doch das Königreich Dennemarck / oder das von Sobradihs vorhanden / welche dir so wol anstehen / vnd sich schicken werden / als sich ein Ring an den Finger schicket: sonderlich in betrachtung / daß solche vff truckenem Erdreich her ligen / vnd dich derer deßhalben mehr zu frewen wirst haben. Aber diß wollen wir biß zu seiner Zeit lassen anstehen. Jetzo sihe zu, ob du etwas zu essen in deinem BrodCarnier hast: sintemahl wir vff der Fahrt seyn / etwa eine Festung oder Schloß zu suchen / drauff wir vnser Nachtlager halten / vnd den Balsam / dessen ich gegen dich gedacht / zubereiten mögen. Denn ich schwere dir bey dem lebendigen Gott / daß mich das Ohr erbärmlich sehr schmertzet / vnd mir je länger je weher thut.

Ich führe allhier bey mir / antwortet Santzscho / eine Zwibel / ein wenig Käse / vnd nicht weiß ich / wie viel stücken Brods. Aber das seind nicht Speisen vor einen so hertzhafften Ritter / als ewre Veste seynd. Du verstehest dich wenig auff die Sache / sprach Don Kichote. Ich sage dir / daß die reisenden Ritter jhnen vor eine Ehr vnd Ruhm achten / in einem gantzen Monat nit einen bissen zu essen / vnd da sie schon etwz von Speise geniessen / so ists doch nur das erste das beste / so jhnen etwa zuhanden stöst. Vnd dieses würdestu vor gewiß gnugsam halten / wo du der Geschichtbeschreibungen so viel / als ich / gelesen hettest. Denn ob mir derer zwar ein grosser Wust vnd Hauffen bekant seind / hab ich doch in allen denselben nie gefunden / dz einige fahrende Ritter gessen hetten / als nun ohngefehr / vnd etwa zu einer vorstossenden Gelegenheit / oder wann sie etwa prächtige vnd kostbare Pancket zuhalten pflegten. Denn die vbrige Zeit brachten sie nur vnter den Blumen vnd vff den Wiesen zu. Vnd ob sichs wol an sich selbst verstehet / daß sie ohne essen vnd andere natürliche notthürfftige Mittel nit leben

Denn wo ja Insuln mangeln solten / so ist doch das Königreich Dennemarck / oder das von Sobradihs vorhanden / welche dir so wol anstehen / vnd sich schicken werden / als sich ein Ring an den Finger schicket: sonderlich in betrachtung / daß solche vff truckenem Erdreich her ligen / vnd dich derer deßhalben mehr zu frewen wirst haben. Aber diß wollen wir biß zu seiner Zeit lassen anstehen. Jetzo sihe zu, ob du etwas zu essen in deinem BrodCarnier hast: sintemahl wir vff der Fahrt seyn / etwa eine Festung oder Schloß zu suchen / drauff wir vnser Nachtlager halten / vnd den Balsam / dessen ich gegen dich gedacht / zubereiten mögen. Denn ich schwere dir bey dem lebendigen Gott / daß mich das Ohr erbärmlich sehr schmertzet / vnd mir je länger je weher thut.

Ich führe allhier bey mir / antwortet Santzscho / eine Zwibel / ein wenig Käse / vnd nicht weiß ich / wie viel stücken Brods. Aber das seind nicht Speisen vor einen so hertzhafften Ritter / als ewre Veste seynd. Du verstehest dich wenig auff die Sache / sprach Don Kichote. Ich sage dir / daß die reisenden Ritter jhnen vor eine Ehr vnd Ruhm achten / in einem gantzen Monat nit einen bissen zu essen / vnd da sie schon etwz von Speise geniessen / so ists doch nur das erste das beste / so jhnen etwa zuhanden stöst. Vnd dieses würdestu vor gewiß gnugsam halten / wo du der Geschichtbeschreibungen so viel / als ich / gelesen hettest. Denn ob mir derer zwar ein grosser Wust vnd Hauffen bekant seind / hab ich doch in allen denselben nie gefunden / dz einige fahrende Ritter gessen hetten / als nun ohngefehr / vnd etwa zu einer vorstossenden Gelegenheit / oder wann sie etwa prächtige vnd kostbare Pancket zuhalten pflegten. Denn die vbrige Zeit brachten sie nur vnter den Blumen vnd vff den Wiesen zu. Vnd ob sichs wol an sich selbst verstehet / daß sie ohne essen vnd andere natürliche notthürfftige Mittel nit leben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0119" n="119"/>
Denn wo ja Insuln mangeln solten / so ist doch das Königreich Dennemarck / oder das von Sobradihs vorhanden / welche dir so wol anstehen / vnd sich schicken werden / als sich ein Ring an den Finger schicket: sonderlich in betrachtung / daß solche vff truckenem Erdreich her ligen / vnd dich derer deßhalben mehr zu frewen wirst haben. Aber diß wollen wir biß zu seiner Zeit lassen anstehen. Jetzo sihe zu, ob du etwas zu essen in deinem BrodCarnier hast: sintemahl wir vff der Fahrt seyn / etwa eine Festung oder Schloß zu suchen / drauff wir vnser Nachtlager halten / vnd den Balsam / dessen ich gegen dich gedacht / zubereiten mögen. Denn ich schwere dir bey dem lebendigen Gott / daß mich das Ohr erbärmlich sehr schmertzet / vnd mir je länger je weher thut.</p>
        <p>Ich führe allhier bey mir / antwortet Santzscho / eine Zwibel / ein wenig Käse / vnd nicht weiß ich / wie viel stücken Brods. Aber das seind nicht Speisen vor einen so hertzhafften Ritter / als ewre Veste seynd. Du verstehest dich wenig auff die Sache / sprach <hi rendition="#aq">Don Kichote.</hi> Ich sage dir / daß die reisenden Ritter jhnen vor eine Ehr vnd Ruhm achten / in einem gantzen Monat nit einen bissen zu essen / vnd da sie schon etwz von Speise geniessen / so ists doch nur das erste das beste / so jhnen etwa zuhanden stöst. Vnd dieses würdestu vor gewiß gnugsam halten / wo du der Geschichtbeschreibungen so viel / als ich / gelesen hettest. Denn ob mir derer zwar ein grosser Wust vnd Hauffen bekant seind / hab ich doch in allen denselben nie gefunden / dz einige fahrende Ritter gessen hetten / als nun ohngefehr / vnd etwa zu einer vorstossenden Gelegenheit / oder wann sie etwa prächtige vnd kostbare Pancket zuhalten pflegten. Denn die vbrige Zeit brachten sie nur vnter den Blumen vnd vff den Wiesen zu. Vnd ob sichs wol an sich selbst verstehet / daß sie ohne essen vnd andere natürliche notthürfftige Mittel nit leben
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0119] Denn wo ja Insuln mangeln solten / so ist doch das Königreich Dennemarck / oder das von Sobradihs vorhanden / welche dir so wol anstehen / vnd sich schicken werden / als sich ein Ring an den Finger schicket: sonderlich in betrachtung / daß solche vff truckenem Erdreich her ligen / vnd dich derer deßhalben mehr zu frewen wirst haben. Aber diß wollen wir biß zu seiner Zeit lassen anstehen. Jetzo sihe zu, ob du etwas zu essen in deinem BrodCarnier hast: sintemahl wir vff der Fahrt seyn / etwa eine Festung oder Schloß zu suchen / drauff wir vnser Nachtlager halten / vnd den Balsam / dessen ich gegen dich gedacht / zubereiten mögen. Denn ich schwere dir bey dem lebendigen Gott / daß mich das Ohr erbärmlich sehr schmertzet / vnd mir je länger je weher thut. Ich führe allhier bey mir / antwortet Santzscho / eine Zwibel / ein wenig Käse / vnd nicht weiß ich / wie viel stücken Brods. Aber das seind nicht Speisen vor einen so hertzhafften Ritter / als ewre Veste seynd. Du verstehest dich wenig auff die Sache / sprach Don Kichote. Ich sage dir / daß die reisenden Ritter jhnen vor eine Ehr vnd Ruhm achten / in einem gantzen Monat nit einen bissen zu essen / vnd da sie schon etwz von Speise geniessen / so ists doch nur das erste das beste / so jhnen etwa zuhanden stöst. Vnd dieses würdestu vor gewiß gnugsam halten / wo du der Geschichtbeschreibungen so viel / als ich / gelesen hettest. Denn ob mir derer zwar ein grosser Wust vnd Hauffen bekant seind / hab ich doch in allen denselben nie gefunden / dz einige fahrende Ritter gessen hetten / als nun ohngefehr / vnd etwa zu einer vorstossenden Gelegenheit / oder wann sie etwa prächtige vnd kostbare Pancket zuhalten pflegten. Denn die vbrige Zeit brachten sie nur vnter den Blumen vnd vff den Wiesen zu. Vnd ob sichs wol an sich selbst verstehet / daß sie ohne essen vnd andere natürliche notthürfftige Mittel nit leben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-08-21T09:01:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-08-21T09:01:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/119
Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/119>, abgerufen am 28.04.2024.