III. Die Sittenlehre aus natürlicher Erkenntniß Gottes und der Welt
§. 16.
Die Pflichten, die wir darum zu beobachten haben, weil ein solcher Gott ist, sind erstlich ein vollkommner Gehorsam bey allen Beleh- rungen, die wir als göttlich anzusehn haben, und zweytens, eine vollkommne Liebe zu Gott, welche besteht theils in einer Freude über das Da- seyn eines solchen Gottes, und über alle seine Eigenschaften, als über die Quelle unsrer höchst- möglichen Glückseligkeit; theils in dem Verlangen, durch Nachahmung seiner Weisheit und Güte ihm ähnlicher, und seines Wohlgefallens gewürdiget zu werden.
Aus dem Gehorsam und der Liebe folgt erst- lich, daß wir um Gotteswillen in allen unsern Ge- danken, Worten und Werken weise und gemein- nützig handeln, oder, daß wir um Gotteswillen tugendhaft seyn müssen; zweytens, daß wir die wahre Erkenntniß von Gott bey uns und andern zu erhalten, zu bestärken, zu vermehren, und
lebendig
III. Die Sittenlehre aus natuͤrlicher Erkenntniß Gottes und der Welt
§. 16.
Die Pflichten, die wir darum zu beobachten haben, weil ein ſolcher Gott iſt, ſind erſtlich ein vollkommner Gehorſam bey allen Beleh- rungen, die wir als goͤttlich anzuſehn haben, und zweytens, eine vollkommne Liebe zu Gott, welche beſteht theils in einer Freude uͤber das Da- ſeyn eines ſolchen Gottes, und uͤber alle ſeine Eigenſchaften, als uͤber die Quelle unſrer hoͤchſt- moͤglichen Gluͤckſeligkeit; theils in dem Verlangen, durch Nachahmung ſeiner Weisheit und Guͤte ihm aͤhnlicher, und ſeines Wohlgefallens gewuͤrdiget zu werden.
Aus dem Gehorſam und der Liebe folgt erſt- lich, daß wir um Gotteswillen in allen unſern Ge- danken, Worten und Werken weiſe und gemein- nuͤtzig handeln, oder, daß wir um Gotteswillen tugendhaft ſeyn muͤſſen; zweytens, daß wir die wahre Erkenntniß von Gott bey uns und andern zu erhalten, zu beſtaͤrken, zu vermehren, und
lebendig
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III.
Die Sittenlehre aus natuͤrlicher
Erkenntniß Gottes und
der Welt
§. 16.
Die Pflichten, die wir darum zu beobachten
haben, weil ein ſolcher Gott iſt, ſind erſtlich
ein vollkommner Gehorſam bey allen Beleh-
rungen, die wir als goͤttlich anzuſehn haben, und
zweytens, eine vollkommne Liebe zu Gott,
welche beſteht theils in einer Freude uͤber das Da-
ſeyn eines ſolchen Gottes, und uͤber alle ſeine
Eigenſchaften, als uͤber die Quelle unſrer hoͤchſt-
moͤglichen Gluͤckſeligkeit; theils in dem Verlangen,
durch Nachahmung ſeiner Weisheit und Guͤte ihm
aͤhnlicher, und ſeines Wohlgefallens gewuͤrdiget
zu werden.
Aus dem Gehorſam und der Liebe folgt erſt-
lich, daß wir um Gotteswillen in allen unſern Ge-
danken, Worten und Werken weiſe und gemein-
nuͤtzig handeln, oder, daß wir um Gotteswillen
tugendhaft ſeyn muͤſſen; zweytens, daß wir die
wahre Erkenntniß von Gott bey uns und andern
zu erhalten, zu beſtaͤrken, zu vermehren, und
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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/46>, abgerufen am 05.07.2024.
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