Strafe und Belohnung hat allemahl den Zweck, den fernern Gehorsam zu bestärken und zu beför- dern, den fernern Ungehorsam zu schwächen und zu verhindern.
Alle guten Wirkungen der Tugenden in dem Schicksale der Tugendhaften sind Belohnungen; alle üblen Wirkungen der Laster in dem Schicksale der Lasterhaften sind Strafen. Denn wir haben ein göttlich Gesetz für die Tugend, und wider das Laster. Jene gute Folgen der Tugenden verspricht uns Gott, und jene übeln Folgen der Laster drohet er uns durch den bekannten Lauf der Natur, welcher unter seiner Vorsehung stehet.
Die ganz unvermuthlichen Landplagen, Un- glücksfälle und Glücksfälle erinnern uns sehr lebhaft an unsere Abhänglichkeit von der Vorsehung, und an die Macht Gottes, uns glücklich oder unglück- lich zu machen. Dieser Gedanke ist eben sowohl ein Bewegungsgrund, uns zu bessern, als Strafe und Belohnung. Also vertreten Glücksfälle die Stelle der Belohnung; Unglücksfälle aber die Stelle der Strafe.
§. 57.
Der Mensch handelt in manchen Dingen nach dem veränderlichen Zustande seines Willens, das ist, er handelt willkührlich. Diese Willkühr ist
mit
J 4
beſonders in moraliſchen ꝛc.
Strafe und Belohnung hat allemahl den Zweck, den fernern Gehorſam zu beſtaͤrken und zu befoͤr- dern, den fernern Ungehorſam zu ſchwaͤchen und zu verhindern.
Alle guten Wirkungen der Tugenden in dem Schickſale der Tugendhaften ſind Belohnungen; alle uͤblen Wirkungen der Laſter in dem Schickſale der Laſterhaften ſind Strafen. Denn wir haben ein goͤttlich Geſetz fuͤr die Tugend, und wider das Laſter. Jene gute Folgen der Tugenden verſpricht uns Gott, und jene uͤbeln Folgen der Laſter drohet er uns durch den bekannten Lauf der Natur, welcher unter ſeiner Vorſehung ſtehet.
Die ganz unvermuthlichen Landplagen, Un- gluͤcksfaͤlle und Gluͤcksfaͤlle erinnern uns ſehr lebhaft an unſere Abhaͤnglichkeit von der Vorſehung, und an die Macht Gottes, uns gluͤcklich oder ungluͤck- lich zu machen. Dieſer Gedanke iſt eben ſowohl ein Bewegungsgrund, uns zu beſſern, als Strafe und Belohnung. Alſo vertreten Gluͤcksfaͤlle die Stelle der Belohnung; Ungluͤcksfaͤlle aber die Stelle der Strafe.
§. 57.
Der Menſch handelt in manchen Dingen nach dem veraͤnderlichen Zuſtande ſeines Willens, das iſt, er handelt willkührlich. Dieſe Willkuͤhr iſt
mit
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beſonders in moraliſchen ꝛc.
Strafe und Belohnung hat allemahl den Zweck,
den fernern Gehorſam zu beſtaͤrken und zu befoͤr-
dern, den fernern Ungehorſam zu ſchwaͤchen und
zu verhindern.
Alle guten Wirkungen der Tugenden in dem
Schickſale der Tugendhaften ſind Belohnungen;
alle uͤblen Wirkungen der Laſter in dem Schickſale
der Laſterhaften ſind Strafen. Denn wir haben
ein goͤttlich Geſetz fuͤr die Tugend, und wider das
Laſter. Jene gute Folgen der Tugenden verſpricht
uns Gott, und jene uͤbeln Folgen der Laſter drohet
er uns durch den bekannten Lauf der Natur, welcher
unter ſeiner Vorſehung ſtehet.
Die ganz unvermuthlichen Landplagen, Un-
gluͤcksfaͤlle und Gluͤcksfaͤlle erinnern uns ſehr lebhaft
an unſere Abhaͤnglichkeit von der Vorſehung, und
an die Macht Gottes, uns gluͤcklich oder ungluͤck-
lich zu machen. Dieſer Gedanke iſt eben ſowohl
ein Bewegungsgrund, uns zu beſſern, als Strafe
und Belohnung. Alſo vertreten Gluͤcksfaͤlle die
Stelle der Belohnung; Ungluͤcksfaͤlle aber die
Stelle der Strafe.
§. 57.
Der Menſch handelt in manchen Dingen nach
dem veraͤnderlichen Zuſtande ſeines Willens, das
iſt, er handelt willkührlich. Dieſe Willkuͤhr iſt
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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/159>, abgerufen am 22.07.2024.
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