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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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besonders in moralischen etc.

Zuweilen giebt die Obrigkeit Gesetze, welche von
vielen übertreten, und, weil sie nur die Staats-
Einkünfte betreffen, durch Geldstrafe in einigem
Ansehen erhalten werden. Die Regel ist diese,
daß man sich auch nach solchen Gesetzen gewissen-
haft richten solle. Aber die Verrähter solcher
Uebertretungen,
wenn sie keine zur Aufsicht dar-
über verordnete Staatsbediente sind, werden so
durchgängig gehaßt und verfolgt, und können bey
der Obrigkeit so wenig Schutz finden, daß es keine
allgemeine Tugendregel seynkann, sich um die Ent-
deckung und Anzeigung solcher Uebertretungen zu
bemühen.

§. 53.

Wenn Familien unter einer Obrigkeit stehen,
so leben sie in dem Stande der bürgerlichen
Vereinigung,
wie in diesen Gegenden alle Men-
schen. Wenn Familien ohne Obrigkeit neben ein-
ander wohnen, so leben sie im Stande der na-
türlichen Freyheit.

Eine Regel, welche die Tugendhaften, selbst
im Stande der natürlichen Freyheit, beobachten
müssen, heißt ein natürliches Gesetz. Die
Sammlung solcher Gesetze, heißt das natürliche
Recht.
Die Verabredung zwischen Obrigkeit und
Unterthanen, nach welcher sich diese den Befehlen
jener mit gewissen Bedingungen unterworfen ha-

ben,
beſonders in moraliſchen ꝛc.

Zuweilen giebt die Obrigkeit Geſetze, welche von
vielen uͤbertreten, und, weil ſie nur die Staats-
Einkuͤnfte betreffen, durch Geldſtrafe in einigem
Anſehen erhalten werden. Die Regel iſt dieſe,
daß man ſich auch nach ſolchen Geſetzen gewiſſen-
haft richten ſolle. Aber die Verrähter ſolcher
Uebertretungen,
wenn ſie keine zur Aufſicht dar-
uͤber verordnete Staatsbediente ſind, werden ſo
durchgaͤngig gehaßt und verfolgt, und koͤnnen bey
der Obrigkeit ſo wenig Schutz finden, daß es keine
allgemeine Tugendregel ſeynkann, ſich um die Ent-
deckung und Anzeigung ſolcher Uebertretungen zu
bemuͤhen.

§. 53.

Wenn Familien unter einer Obrigkeit ſtehen,
ſo leben ſie in dem Stande der bürgerlichen
Vereinigung,
wie in dieſen Gegenden alle Men-
ſchen. Wenn Familien ohne Obrigkeit neben ein-
ander wohnen, ſo leben ſie im Stande der na-
türlichen Freyheit.

Eine Regel, welche die Tugendhaften, ſelbſt
im Stande der natuͤrlichen Freyheit, beobachten
muͤſſen, heißt ein natürliches Geſetz. Die
Sammlung ſolcher Geſetze, heißt das natürliche
Recht.
Die Verabredung zwiſchen Obrigkeit und
Unterthanen, nach welcher ſich dieſe den Befehlen
jener mit gewiſſen Bedingungen unterworfen ha-

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[127/0151] beſonders in moraliſchen ꝛc. Zuweilen giebt die Obrigkeit Geſetze, welche von vielen uͤbertreten, und, weil ſie nur die Staats- Einkuͤnfte betreffen, durch Geldſtrafe in einigem Anſehen erhalten werden. Die Regel iſt dieſe, daß man ſich auch nach ſolchen Geſetzen gewiſſen- haft richten ſolle. Aber die Verrähter ſolcher Uebertretungen, wenn ſie keine zur Aufſicht dar- uͤber verordnete Staatsbediente ſind, werden ſo durchgaͤngig gehaßt und verfolgt, und koͤnnen bey der Obrigkeit ſo wenig Schutz finden, daß es keine allgemeine Tugendregel ſeynkann, ſich um die Ent- deckung und Anzeigung ſolcher Uebertretungen zu bemuͤhen. §. 53. Wenn Familien unter einer Obrigkeit ſtehen, ſo leben ſie in dem Stande der bürgerlichen Vereinigung, wie in dieſen Gegenden alle Men- ſchen. Wenn Familien ohne Obrigkeit neben ein- ander wohnen, ſo leben ſie im Stande der na- türlichen Freyheit. Eine Regel, welche die Tugendhaften, ſelbſt im Stande der natuͤrlichen Freyheit, beobachten muͤſſen, heißt ein natürliches Geſetz. Die Sammlung ſolcher Geſetze, heißt das natürliche Recht. Die Verabredung zwiſchen Obrigkeit und Unterthanen, nach welcher ſich dieſe den Befehlen jener mit gewiſſen Bedingungen unterworfen ha- ben,

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/151>, abgerufen am 24.11.2024.