Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite

Die Sittenlehre
dich allezeit so rein davon, daß ein jeder, der dich
kennt, dich nicht einmal im Berdachte haben könne.

Wer mit Schwüren lügt, und als ein solcher
bekannt wird, dem wird man niemals glauben,
wenn er was sagt, woran ihm gelegen ist.

Viele sagen die Unwahrheit um irgend Etwas
zu reden. Wie leer müssen solche Seelen an
guten und gefälligen Gedanken seyn. Ein ver-
ächtliches Volk!

Wenn deine Schuld dich auch das Liebste kosten
sollte; so wälze sie durch Unwahrheit nicht auf an-
dre. Denn es ist ein allwissender Vergelter des
Guten und des Bösen.

Wenn deine Aussage irgend einem Menschen
Schaden zuziehn oder mißfallen kann; so rede selbst
in deiner Ueberzeugung so, als wenn du noch zwei-
feltest. Alsdann bist du seltner in Gefahr, schäd-
liche Unwahrheit zu sagen

Halte dein Versprechen, besonders wenn sich
der Andre darnach richtet, mit vollkommner Treue
des Worthaltens. Ueberlege also vorher, ob du
könnest, und ob es gemeinnützig sey. Verhüte den
Mißverstand. Bist du selbst Schuld daran, so
trage die Last. Jst es der Andre ohne Betrug,
so theile sie mit ihm aus Gefälligkeit. Versprich
nichts Schweres als gewiß. Sey nachgebend in
Foderungen des Versprochnen.

Ein

Die Sittenlehre
dich allezeit ſo rein davon, daß ein jeder, der dich
kennt, dich nicht einmal im Berdachte haben koͤnne.

Wer mit Schwuͤren luͤgt, und als ein ſolcher
bekannt wird, dem wird man niemals glauben,
wenn er was ſagt, woran ihm gelegen iſt.

Viele ſagen die Unwahrheit um irgend Etwas
zu reden. Wie leer muͤſſen ſolche Seelen an
guten und gefaͤlligen Gedanken ſeyn. Ein ver-
aͤchtliches Volk!

Wenn deine Schuld dich auch das Liebſte koſten
ſollte; ſo waͤlze ſie durch Unwahrheit nicht auf an-
dre. Denn es iſt ein allwiſſender Vergelter des
Guten und des Boͤſen.

Wenn deine Ausſage irgend einem Menſchen
Schaden zuziehn oder mißfallen kann; ſo rede ſelbſt
in deiner Ueberzeugung ſo, als wenn du noch zwei-
felteſt. Alsdann biſt du ſeltner in Gefahr, ſchaͤd-
liche Unwahrheit zu ſagen

Halte dein Verſprechen, beſonders wenn ſich
der Andre darnach richtet, mit vollkommner Treue
des Worthaltens. Ueberlege alſo vorher, ob du
koͤnneſt, und ob es gemeinnuͤtzig ſey. Verhuͤte den
Mißverſtand. Biſt du ſelbſt Schuld daran, ſo
trage die Laſt. Jſt es der Andre ohne Betrug,
ſo theile ſie mit ihm aus Gefaͤlligkeit. Verſprich
nichts Schweres als gewiß. Sey nachgebend in
Foderungen des Verſprochnen.

Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0124" n="100"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Sittenlehre</hi></fw><lb/>
dich allezeit &#x017F;o rein davon, daß ein jeder, der dich<lb/>
kennt, dich nicht einmal im Berdachte haben ko&#x0364;nne.</p><lb/>
          <p>Wer mit Schwu&#x0364;ren lu&#x0364;gt, und als ein &#x017F;olcher<lb/>
bekannt wird, dem wird man niemals glauben,<lb/>
wenn er was &#x017F;agt, woran ihm gelegen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Viele &#x017F;agen die Unwahrheit um irgend Etwas<lb/>
zu reden. Wie leer mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olche Seelen an<lb/>
guten und gefa&#x0364;lligen Gedanken &#x017F;eyn. Ein ver-<lb/>
a&#x0364;chtliches Volk!</p><lb/>
          <p>Wenn deine Schuld dich auch das Lieb&#x017F;te ko&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ollte; &#x017F;o wa&#x0364;lze &#x017F;ie durch Unwahrheit nicht auf an-<lb/>
dre. Denn es i&#x017F;t ein allwi&#x017F;&#x017F;ender Vergelter des<lb/>
Guten und des Bo&#x0364;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Wenn deine Aus&#x017F;age irgend einem Men&#x017F;chen<lb/>
Schaden zuziehn oder mißfallen kann; &#x017F;o rede &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
in deiner Ueberzeugung &#x017F;o, als wenn du noch zwei-<lb/>
felte&#x017F;t. Alsdann bi&#x017F;t du &#x017F;eltner in Gefahr, &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
liche Unwahrheit zu &#x017F;agen</p><lb/>
          <p>Halte dein <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;prechen,</hi> be&#x017F;onders wenn &#x017F;ich<lb/>
der Andre darnach richtet, mit vollkommner <hi rendition="#fr">Treue</hi><lb/>
des <hi rendition="#fr">Worthaltens.</hi> Ueberlege al&#x017F;o vorher, ob du<lb/>
ko&#x0364;nne&#x017F;t, und ob es gemeinnu&#x0364;tzig &#x017F;ey. Verhu&#x0364;te den<lb/>
Mißver&#x017F;tand. Bi&#x017F;t du &#x017F;elb&#x017F;t Schuld daran, &#x017F;o<lb/>
trage die La&#x017F;t. J&#x017F;t es der Andre ohne Betrug,<lb/>
&#x017F;o theile &#x017F;ie mit ihm aus Gefa&#x0364;lligkeit. Ver&#x017F;prich<lb/>
nichts Schweres als gewiß. Sey nachgebend in<lb/>
Foderungen des Ver&#x017F;prochnen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0124] Die Sittenlehre dich allezeit ſo rein davon, daß ein jeder, der dich kennt, dich nicht einmal im Berdachte haben koͤnne. Wer mit Schwuͤren luͤgt, und als ein ſolcher bekannt wird, dem wird man niemals glauben, wenn er was ſagt, woran ihm gelegen iſt. Viele ſagen die Unwahrheit um irgend Etwas zu reden. Wie leer muͤſſen ſolche Seelen an guten und gefaͤlligen Gedanken ſeyn. Ein ver- aͤchtliches Volk! Wenn deine Schuld dich auch das Liebſte koſten ſollte; ſo waͤlze ſie durch Unwahrheit nicht auf an- dre. Denn es iſt ein allwiſſender Vergelter des Guten und des Boͤſen. Wenn deine Ausſage irgend einem Menſchen Schaden zuziehn oder mißfallen kann; ſo rede ſelbſt in deiner Ueberzeugung ſo, als wenn du noch zwei- felteſt. Alsdann biſt du ſeltner in Gefahr, ſchaͤd- liche Unwahrheit zu ſagen Halte dein Verſprechen, beſonders wenn ſich der Andre darnach richtet, mit vollkommner Treue des Worthaltens. Ueberlege alſo vorher, ob du koͤnneſt, und ob es gemeinnuͤtzig ſey. Verhuͤte den Mißverſtand. Biſt du ſelbſt Schuld daran, ſo trage die Laſt. Jſt es der Andre ohne Betrug, ſo theile ſie mit ihm aus Gefaͤlligkeit. Verſprich nichts Schweres als gewiß. Sey nachgebend in Foderungen des Verſprochnen. Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/124
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/124>, abgerufen am 25.11.2024.