Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem zweyten Manne
chen sehr erfahren, u. s. w. Denn, wer mich
mehr kennt, als ihn, dem will ich durch mein
wohlüberlegtes Zeugniß dasjenige bestätigen, was
er in folgenden Worten von sich selbst bezeuget:

"Jch würde mich schwerlich überwinden kön-
"nen, folgende Umstände von mir selbst zu erzäh-
"len, wenn die guten Absichten, zu deren Ausfüh-
"rung ich gern mitwirken will, es nicht erfoderten.
"Man wird aus diesen Umständen einigermaßen
"schliessen, was man von mir in Erziehung und
"Unterweisung junger Kinder, und selbst erwachs-
"ner Personen, erwarten dürfe.

"Meine Neigung zu studiren wurde von
"meinen Eltern bis in mein 20stes Jahr gehindert.
"Vom 17ten Jahre an aber lernte ich ohne Leh-
"rer
Zeichnen, etwas Malen, das Radiren, und
"das Kupferdrucken ohne Drucker-Presse (die in
"meiner kleinen Vaterstadt, Jever, nie gewesen
"ist), auch einige Kenntniß der Physik und Ma-
"thematik.

"Erst im 20sten Jahre erhielt ich die längst
"gewünschte Erlaubniß, Latein, Französisch und
"Griechisch zu lernen. Jch trieb das Studiren
"mit solchem Eifer, vornehmlich zu Hause, fast
"nach derselben Methode, die wir nun vorschla-
"gen, und die Kindern ohne Anführung nicht mög-
"lich ist, daß ich am Ende des 5ten halben Jahres,
"zur Gnüge versorgt mit Schulstudien und Spra-
"chen, zu den akademischen Wissenschaften in Göt-
"tingen fortschreiten konnte. Daselbst war ich drey
"Jahre, brauchte die Universitäts-Bibliothek und

hörte

Von dem zweyten Manne
chen ſehr erfahren, u. ſ. w. Denn, wer mich
mehr kennt, als ihn, dem will ich durch mein
wohluͤberlegtes Zeugniß dasjenige beſtaͤtigen, was
er in folgenden Worten von ſich ſelbſt bezeuget:

„Jch wuͤrde mich ſchwerlich uͤberwinden koͤn-
„nen, folgende Umſtaͤnde von mir ſelbſt zu erzaͤh-
„len, wenn die guten Abſichten, zu deren Ausfuͤh-
„rung ich gern mitwirken will, es nicht erfoderten.
„Man wird aus dieſen Umſtaͤnden einigermaßen
„ſchlieſſen, was man von mir in Erziehung und
„Unterweiſung junger Kinder, und ſelbſt erwachs-
„ner Perſonen, erwarten duͤrfe.

„Meine Neigung zu ſtudiren wurde von
„meinen Eltern bis in mein 20ſtes Jahr gehindert.
„Vom 17ten Jahre an aber lernte ich ohne Leh-
„rer
Zeichnen, etwas Malen, das Radiren, und
„das Kupferdrucken ohne Drucker-Preſſe (die in
„meiner kleinen Vaterſtadt, Jever, nie geweſen
„iſt), auch einige Kenntniß der Phyſik und Ma-
„thematik.

„Erſt im 20ſten Jahre erhielt ich die laͤngſt
„gewuͤnſchte Erlaubniß, Latein, Franzoͤſiſch und
„Griechiſch zu lernen. Jch trieb das Studiren
„mit ſolchem Eifer, vornehmlich zu Hauſe, faſt
„nach derſelben Methode, die wir nun vorſchla-
„gen, und die Kindern ohne Anfuͤhrung nicht moͤg-
„lich iſt, daß ich am Ende des 5ten halben Jahres,
„zur Gnuͤge verſorgt mit Schulſtudien und Spra-
„chen, zu den akademiſchen Wiſſenſchaften in Goͤt-
„tingen fortſchreiten konnte. Daſelbſt war ich drey
„Jahre, brauchte die Univerſitaͤts-Bibliothek und

hoͤrte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0078" n="42"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem zweyten Manne</hi></fw><lb/>
chen &#x017F;ehr erfahren, u. &#x017F;. w. Denn, wer mich<lb/>
mehr kennt, als ihn, dem will ich durch mein<lb/>
wohlu&#x0364;berlegtes Zeugniß dasjenige be&#x017F;ta&#x0364;tigen, was<lb/>
er in folgenden Worten von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t bezeuget:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch wu&#x0364;rde mich &#x017F;chwerlich u&#x0364;berwinden ko&#x0364;n-<lb/>
&#x201E;nen, folgende Um&#x017F;ta&#x0364;nde von mir &#x017F;elb&#x017F;t zu erza&#x0364;h-<lb/>
&#x201E;len, wenn die guten Ab&#x017F;ichten, zu deren Ausfu&#x0364;h-<lb/>
&#x201E;rung ich gern mitwirken will, es nicht erfoderten.<lb/>
&#x201E;Man wird aus die&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden einigermaßen<lb/>
&#x201E;&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, was man von mir in Erziehung und<lb/>
&#x201E;Unterwei&#x017F;ung junger Kinder, und &#x017F;elb&#x017F;t erwachs-<lb/>
&#x201E;ner Per&#x017F;onen, erwarten du&#x0364;rfe.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Meine Neigung zu &#x017F;tudiren wurde von<lb/>
&#x201E;meinen Eltern bis in mein 20&#x017F;tes Jahr gehindert.<lb/>
&#x201E;Vom 17ten Jahre an aber lernte ich <hi rendition="#fr">ohne Leh-<lb/>
&#x201E;rer</hi> Zeichnen, etwas Malen, das Radiren, und<lb/>
&#x201E;das Kupferdrucken ohne Drucker-Pre&#x017F;&#x017F;e (die in<lb/>
&#x201E;meiner kleinen Vater&#x017F;tadt, <hi rendition="#fr">Jever,</hi> nie gewe&#x017F;en<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t), auch einige Kenntniß der Phy&#x017F;ik und Ma-<lb/>
&#x201E;thematik.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Er&#x017F;t im 20&#x017F;ten Jahre erhielt ich die la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
&#x201E;gewu&#x0364;n&#x017F;chte Erlaubniß, Latein, Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch und<lb/>
&#x201E;Griechi&#x017F;ch zu lernen. Jch trieb das Studiren<lb/>
&#x201E;mit &#x017F;olchem Eifer, vornehmlich zu Hau&#x017F;e, fa&#x017F;t<lb/>
&#x201E;nach der&#x017F;elben Methode, die wir nun vor&#x017F;chla-<lb/>
&#x201E;gen, und die Kindern ohne Anfu&#x0364;hrung nicht mo&#x0364;g-<lb/>
&#x201E;lich i&#x017F;t, daß ich am Ende des 5ten halben Jahres,<lb/>
&#x201E;zur Gnu&#x0364;ge ver&#x017F;orgt mit Schul&#x017F;tudien und Spra-<lb/>
&#x201E;chen, zu den akademi&#x017F;chen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften in Go&#x0364;t-<lb/>
&#x201E;tingen fort&#x017F;chreiten konnte. Da&#x017F;elb&#x017F;t war ich drey<lb/>
&#x201E;Jahre, brauchte die Univer&#x017F;ita&#x0364;ts-Bibliothek und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ho&#x0364;rte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0078] Von dem zweyten Manne chen ſehr erfahren, u. ſ. w. Denn, wer mich mehr kennt, als ihn, dem will ich durch mein wohluͤberlegtes Zeugniß dasjenige beſtaͤtigen, was er in folgenden Worten von ſich ſelbſt bezeuget: „Jch wuͤrde mich ſchwerlich uͤberwinden koͤn- „nen, folgende Umſtaͤnde von mir ſelbſt zu erzaͤh- „len, wenn die guten Abſichten, zu deren Ausfuͤh- „rung ich gern mitwirken will, es nicht erfoderten. „Man wird aus dieſen Umſtaͤnden einigermaßen „ſchlieſſen, was man von mir in Erziehung und „Unterweiſung junger Kinder, und ſelbſt erwachs- „ner Perſonen, erwarten duͤrfe. „Meine Neigung zu ſtudiren wurde von „meinen Eltern bis in mein 20ſtes Jahr gehindert. „Vom 17ten Jahre an aber lernte ich ohne Leh- „rer Zeichnen, etwas Malen, das Radiren, und „das Kupferdrucken ohne Drucker-Preſſe (die in „meiner kleinen Vaterſtadt, Jever, nie geweſen „iſt), auch einige Kenntniß der Phyſik und Ma- „thematik. „Erſt im 20ſten Jahre erhielt ich die laͤngſt „gewuͤnſchte Erlaubniß, Latein, Franzoͤſiſch und „Griechiſch zu lernen. Jch trieb das Studiren „mit ſolchem Eifer, vornehmlich zu Hauſe, faſt „nach derſelben Methode, die wir nun vorſchla- „gen, und die Kindern ohne Anfuͤhrung nicht moͤg- „lich iſt, daß ich am Ende des 5ten halben Jahres, „zur Gnuͤge verſorgt mit Schulſtudien und Spra- „chen, zu den akademiſchen Wiſſenſchaften in Goͤt- „tingen fortſchreiten konnte. Daſelbſt war ich drey „Jahre, brauchte die Univerſitaͤts-Bibliothek und hoͤrte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/78
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/78>, abgerufen am 22.11.2024.