Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie Dessau der Ort
Welt vor Augen zu stellen, und alsdann (ohne
mühsame und wiederholte Wortbeweise) die
Möglichkeit, Nützlichkeit und Unentbehrlichkeit
eines solchen Seminars durch die That selbst zu
erweisen. Wie aber meine schriftstellerische Arbeit
vollendet war, vernahm ich durch Correspondenz
und Reisen einen über Vermuthen weit ausgebrei-
teten Wunsch, meine Anschläge wirklich erfüllt,
und mein bereitetes Werkzeug unter meiner Auf-
sicht gebraucht zu sehen. Aber an manchen Orten,
wohin ich kam, sind Wünsche ohne Vermögen und
Entschliessungskraft. Und ich 50jähriger habe
nicht Zeit, auf lange Berathschlagungen zu warten.
Also bedachte ich, daß der Beyfall des Buches
mir selbst ein kleines Vermögen in die Hände ge-
liefert hat, welches zureichend ist, innerhalb drey
Jahre wenigstens an einigen armen Knaben (wenn
das Publicum zur Vervollkommnung der Sache
nicht bewegbar seyn sollte) die Gründlichkeit meines
weitläuftigern Vorhabens dennoch durch die That
zu beweisen. Auch hatte ein liebenswürdiger jun-
ger Fürst in Teutschland (Gott segne den bald er-
folgenden Antritt Seiner Regierung, und belohne
dadurch die treue Mutter und den treuen Rathge-
ber Seiner männlichen Jugend) durch gnädigste
Zusage von einer Beyhülfe es gewiß gemacht, daß
ich nicht vergebens eine Anzahl von der Universität
kommender und sich der Pädagogie widmender Can-
didaten einladen würde, hier bey dem Anblicke der
Ausführung, über die Pädagogie ein oder zwey
Jahre Vorlesungen zu hören.

Es

Wie Deſſau der Ort
Welt vor Augen zu ſtellen, und alsdann (ohne
muͤhſame und wiederholte Wortbeweiſe) die
Moͤglichkeit, Nuͤtzlichkeit und Unentbehrlichkeit
eines ſolchen Seminars durch die That ſelbſt zu
erweiſen. Wie aber meine ſchriftſtelleriſche Arbeit
vollendet war, vernahm ich durch Correſpondenz
und Reiſen einen uͤber Vermuthen weit ausgebrei-
teten Wunſch, meine Anſchlaͤge wirklich erfuͤllt,
und mein bereitetes Werkzeug unter meiner Auf-
ſicht gebraucht zu ſehen. Aber an manchen Orten,
wohin ich kam, ſind Wuͤnſche ohne Vermoͤgen und
Entſchlieſſungskraft. Und ich 50jaͤhriger habe
nicht Zeit, auf lange Berathſchlagungen zu warten.
Alſo bedachte ich, daß der Beyfall des Buches
mir ſelbſt ein kleines Vermoͤgen in die Haͤnde ge-
liefert hat, welches zureichend iſt, innerhalb drey
Jahre wenigſtens an einigen armen Knaben (wenn
das Publicum zur Vervollkommnung der Sache
nicht bewegbar ſeyn ſollte) die Gruͤndlichkeit meines
weitlaͤuftigern Vorhabens dennoch durch die That
zu beweiſen. Auch hatte ein liebenswuͤrdiger jun-
ger Fuͤrſt in Teutſchland (Gott ſegne den bald er-
folgenden Antritt Seiner Regierung, und belohne
dadurch die treue Mutter und den treuen Rathge-
ber Seiner maͤnnlichen Jugend) durch gnaͤdigſte
Zuſage von einer Beyhuͤlfe es gewiß gemacht, daß
ich nicht vergebens eine Anzahl von der Univerſitaͤt
kommender und ſich der Paͤdagogie widmender Can-
didaten einladen wuͤrde, hier bey dem Anblicke der
Ausfuͤhrung, uͤber die Paͤdagogie ein oder zwey
Jahre Vorleſungen zu hoͤren.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0068" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wie De&#x017F;&#x017F;au der Ort</hi></fw><lb/>
Welt vor Augen zu &#x017F;tellen, und alsdann (ohne<lb/>
mu&#x0364;h&#x017F;ame und wiederholte <hi rendition="#fr">Wortbewei&#x017F;e</hi>) die<lb/>
Mo&#x0364;glichkeit, Nu&#x0364;tzlichkeit und Unentbehrlichkeit<lb/>
eines &#x017F;olchen Seminars durch <hi rendition="#fr">die That &#x017F;elb&#x017F;t</hi> zu<lb/>
erwei&#x017F;en. Wie aber meine &#x017F;chrift&#x017F;telleri&#x017F;che Arbeit<lb/>
vollendet war, vernahm ich durch Corre&#x017F;pondenz<lb/>
und Rei&#x017F;en einen u&#x0364;ber Vermuthen weit ausgebrei-<lb/>
teten Wun&#x017F;ch, meine An&#x017F;chla&#x0364;ge wirklich erfu&#x0364;llt,<lb/>
und mein bereitetes Werkzeug unter meiner Auf-<lb/>
&#x017F;icht gebraucht zu &#x017F;ehen. Aber an manchen Orten,<lb/>
wohin ich kam, &#x017F;ind Wu&#x0364;n&#x017F;che ohne Vermo&#x0364;gen und<lb/>
Ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ungskraft. Und ich 50ja&#x0364;hriger habe<lb/>
nicht Zeit, auf lange Berath&#x017F;chlagungen zu warten.<lb/>
Al&#x017F;o bedachte ich, daß der Beyfall des Buches<lb/>
mir &#x017F;elb&#x017F;t ein kleines Vermo&#x0364;gen in die Ha&#x0364;nde ge-<lb/>
liefert hat, welches zureichend i&#x017F;t, innerhalb drey<lb/>
Jahre wenig&#x017F;tens an einigen armen Knaben (wenn<lb/>
das Publicum zur Vervollkommnung der Sache<lb/>
nicht bewegbar &#x017F;eyn &#x017F;ollte) die Gru&#x0364;ndlichkeit meines<lb/>
weitla&#x0364;uftigern Vorhabens dennoch durch die That<lb/>
zu bewei&#x017F;en. Auch hatte ein liebenswu&#x0364;rdiger jun-<lb/>
ger Fu&#x0364;r&#x017F;t in Teut&#x017F;chland (Gott &#x017F;egne den bald er-<lb/>
folgenden Antritt Seiner Regierung, und belohne<lb/>
dadurch die treue Mutter und den treuen Rathge-<lb/>
ber Seiner ma&#x0364;nnlichen Jugend) durch gna&#x0364;dig&#x017F;te<lb/>
Zu&#x017F;age von einer Beyhu&#x0364;lfe es gewiß gemacht, daß<lb/>
ich nicht vergebens eine Anzahl von der Univer&#x017F;ita&#x0364;t<lb/>
kommender und &#x017F;ich der Pa&#x0364;dagogie widmender Can-<lb/>
didaten einladen wu&#x0364;rde, hier bey dem Anblicke der<lb/>
Ausfu&#x0364;hrung, u&#x0364;ber die Pa&#x0364;dagogie ein oder zwey<lb/>
Jahre Vorle&#x017F;ungen zu ho&#x0364;ren.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0068] Wie Deſſau der Ort Welt vor Augen zu ſtellen, und alsdann (ohne muͤhſame und wiederholte Wortbeweiſe) die Moͤglichkeit, Nuͤtzlichkeit und Unentbehrlichkeit eines ſolchen Seminars durch die That ſelbſt zu erweiſen. Wie aber meine ſchriftſtelleriſche Arbeit vollendet war, vernahm ich durch Correſpondenz und Reiſen einen uͤber Vermuthen weit ausgebrei- teten Wunſch, meine Anſchlaͤge wirklich erfuͤllt, und mein bereitetes Werkzeug unter meiner Auf- ſicht gebraucht zu ſehen. Aber an manchen Orten, wohin ich kam, ſind Wuͤnſche ohne Vermoͤgen und Entſchlieſſungskraft. Und ich 50jaͤhriger habe nicht Zeit, auf lange Berathſchlagungen zu warten. Alſo bedachte ich, daß der Beyfall des Buches mir ſelbſt ein kleines Vermoͤgen in die Haͤnde ge- liefert hat, welches zureichend iſt, innerhalb drey Jahre wenigſtens an einigen armen Knaben (wenn das Publicum zur Vervollkommnung der Sache nicht bewegbar ſeyn ſollte) die Gruͤndlichkeit meines weitlaͤuftigern Vorhabens dennoch durch die That zu beweiſen. Auch hatte ein liebenswuͤrdiger jun- ger Fuͤrſt in Teutſchland (Gott ſegne den bald er- folgenden Antritt Seiner Regierung, und belohne dadurch die treue Mutter und den treuen Rathge- ber Seiner maͤnnlichen Jugend) durch gnaͤdigſte Zuſage von einer Beyhuͤlfe es gewiß gemacht, daß ich nicht vergebens eine Anzahl von der Univerſitaͤt kommender und ſich der Paͤdagogie widmender Can- didaten einladen wuͤrde, hier bey dem Anblicke der Ausfuͤhrung, uͤber die Paͤdagogie ein oder zwey Jahre Vorleſungen zu hoͤren. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/68
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/68>, abgerufen am 29.03.2024.