Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Von mir selbst,
Einige derselben, die länger hier bleiben, als sie
ihrer selbst wegen bedürften, haben halbe oder ganze
Besoldung nach den Umständen. Nirgend, als
hier, ist also die Aufsicht über Pensionisten
so stark besetzt; nirgend hat die Direction
so viel Wahl zu den Lehrstunden.
Doch
vornehmlich muß ich von denen Educatoren und
Lehrern etwas sagen, die beständig sind, und wor-
auf das ganze Wesen beruht.

Jch selbst, als der erste Fürsorger,
theile meine Zeit und Kräfte zwischen Fürsorge für
das ganze Seminar; zwischen Erfindung und Ver-
besserung der Lehrmittel; zwischen academische Vor-
lesungen zum Besten solcher Candidaten oder Stu-
denten, welche hier die Pädagogie studiren; zwi-
schen den freundschaftlichen Rath an alle Lehrer;
zwischen Lehrstunden der Jugend im Seminar,
und zwischen den Umgang mit den Pensionisten.
Jch bin aber ein sehr bekannter Mann; und man
kann so leicht, wie selten von Jemanden, erfahren,
ob ich ein guter Mann sey. Jch war in der Jugend
Hofmeister, und hatte in diesem Geschäfte Glück.
Jch ward Professor auf der Königlich Däni-
schen Ritteracademie
zu Soroe, und sie blühte,
so lange der selige Professor Sneedorf (der mit
mir zugleich wegberufen wurde) mit andern Män-
nern und mir daselbst arbeitete. Jch ward, weil
ich einem mächtigen Hasser ausweichen wollte, Pro-
fessor an dem (damals) academischen Gymnasium
in Altona, oder vielmehr, ich ward ein aus beson-
derer Gnade besoldeter Schriftsteller, und hatte

aber-

Von mir ſelbſt,
Einige derſelben, die laͤnger hier bleiben, als ſie
ihrer ſelbſt wegen beduͤrften, haben halbe oder ganze
Beſoldung nach den Umſtaͤnden. Nirgend, als
hier, iſt alſo die Aufſicht uͤber Penſioniſten
ſo ſtark beſetzt; nirgend hat die Direction
ſo viel Wahl zu den Lehrſtunden.
Doch
vornehmlich muß ich von denen Educatoren und
Lehrern etwas ſagen, die beſtaͤndig ſind, und wor-
auf das ganze Weſen beruht.

Jch ſelbſt, als der erſte Fuͤrſorger,
theile meine Zeit und Kraͤfte zwiſchen Fuͤrſorge fuͤr
das ganze Seminar; zwiſchen Erfindung und Ver-
beſſerung der Lehrmittel; zwiſchen academiſche Vor-
leſungen zum Beſten ſolcher Candidaten oder Stu-
denten, welche hier die Paͤdagogie ſtudiren; zwi-
ſchen den freundſchaftlichen Rath an alle Lehrer;
zwiſchen Lehrſtunden der Jugend im Seminar,
und zwiſchen den Umgang mit den Penſioniſten.
Jch bin aber ein ſehr bekannter Mann; und man
kann ſo leicht, wie ſelten von Jemanden, erfahren,
ob ich ein guter Mann ſey. Jch war in der Jugend
Hofmeiſter, und hatte in dieſem Geſchaͤfte Gluͤck.
Jch ward Profeſſor auf der Koͤniglich Daͤni-
ſchen Ritteracademie
zu Soroe, und ſie bluͤhte,
ſo lange der ſelige Profeſſor Sneedorf (der mit
mir zugleich wegberufen wurde) mit andern Maͤn-
nern und mir daſelbſt arbeitete. Jch ward, weil
ich einem maͤchtigen Haſſer ausweichen wollte, Pro-
feſſor an dem (damals) academiſchen Gymnaſium
in Altona, oder vielmehr, ich ward ein aus beſon-
derer Gnade beſoldeter Schriftſteller, und hatte

aber-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von mir &#x017F;elb&#x017F;t,</hi></fw><lb/>
Einige der&#x017F;elben, die la&#x0364;nger hier bleiben, als &#x017F;ie<lb/>
ihrer &#x017F;elb&#x017F;t wegen bedu&#x0364;rften, haben halbe oder ganze<lb/>
Be&#x017F;oldung nach den Um&#x017F;ta&#x0364;nden. <hi rendition="#fr">Nirgend, als<lb/>
hier, i&#x017F;t al&#x017F;o die Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber Pen&#x017F;ioni&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;o &#x017F;tark be&#x017F;etzt; nirgend hat die Direction<lb/>
&#x017F;o viel Wahl zu den Lehr&#x017F;tunden.</hi> Doch<lb/>
vornehmlich muß ich von denen Educatoren und<lb/>
Lehrern etwas &#x017F;agen, die be&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;ind, und wor-<lb/>
auf das ganze We&#x017F;en beruht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Jch &#x017F;elb&#x017F;t, als der er&#x017F;te Fu&#x0364;r&#x017F;orger,</hi><lb/>
theile meine Zeit und Kra&#x0364;fte zwi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;orge fu&#x0364;r<lb/>
das ganze Seminar; zwi&#x017F;chen Erfindung und Ver-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erung der Lehrmittel; zwi&#x017F;chen academi&#x017F;che Vor-<lb/>
le&#x017F;ungen zum Be&#x017F;ten &#x017F;olcher Candidaten oder Stu-<lb/>
denten, welche hier die Pa&#x0364;dagogie &#x017F;tudiren; zwi-<lb/>
&#x017F;chen den freund&#x017F;chaftlichen Rath an alle Lehrer;<lb/>
zwi&#x017F;chen Lehr&#x017F;tunden der Jugend im Seminar,<lb/>
und zwi&#x017F;chen den Umgang mit den Pen&#x017F;ioni&#x017F;ten.<lb/>
Jch bin aber ein &#x017F;ehr bekannter Mann; und man<lb/>
kann &#x017F;o leicht, wie &#x017F;elten von Jemanden, erfahren,<lb/>
ob ich ein guter Mann &#x017F;ey. Jch war in der Jugend<lb/>
Hofmei&#x017F;ter, und hatte in die&#x017F;em Ge&#x017F;cha&#x0364;fte Glu&#x0364;ck.<lb/>
Jch ward Profe&#x017F;&#x017F;or auf der <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;niglich Da&#x0364;ni-<lb/>
&#x017F;chen Ritteracademie</hi> zu Soroe, und &#x017F;ie blu&#x0364;hte,<lb/>
&#x017F;o lange der &#x017F;elige Profe&#x017F;&#x017F;or Sneedorf (der mit<lb/>
mir zugleich wegberufen wurde) mit andern Ma&#x0364;n-<lb/>
nern und mir da&#x017F;elb&#x017F;t arbeitete. Jch ward, weil<lb/>
ich einem ma&#x0364;chtigen Ha&#x017F;&#x017F;er ausweichen wollte, Pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;or an dem (damals) academi&#x017F;chen Gymna&#x017F;ium<lb/>
in Altona, oder vielmehr, ich ward ein aus be&#x017F;on-<lb/>
derer Gnade be&#x017F;oldeter Schrift&#x017F;teller, und hatte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0060] Von mir ſelbſt, Einige derſelben, die laͤnger hier bleiben, als ſie ihrer ſelbſt wegen beduͤrften, haben halbe oder ganze Beſoldung nach den Umſtaͤnden. Nirgend, als hier, iſt alſo die Aufſicht uͤber Penſioniſten ſo ſtark beſetzt; nirgend hat die Direction ſo viel Wahl zu den Lehrſtunden. Doch vornehmlich muß ich von denen Educatoren und Lehrern etwas ſagen, die beſtaͤndig ſind, und wor- auf das ganze Weſen beruht. Jch ſelbſt, als der erſte Fuͤrſorger, theile meine Zeit und Kraͤfte zwiſchen Fuͤrſorge fuͤr das ganze Seminar; zwiſchen Erfindung und Ver- beſſerung der Lehrmittel; zwiſchen academiſche Vor- leſungen zum Beſten ſolcher Candidaten oder Stu- denten, welche hier die Paͤdagogie ſtudiren; zwi- ſchen den freundſchaftlichen Rath an alle Lehrer; zwiſchen Lehrſtunden der Jugend im Seminar, und zwiſchen den Umgang mit den Penſioniſten. Jch bin aber ein ſehr bekannter Mann; und man kann ſo leicht, wie ſelten von Jemanden, erfahren, ob ich ein guter Mann ſey. Jch war in der Jugend Hofmeiſter, und hatte in dieſem Geſchaͤfte Gluͤck. Jch ward Profeſſor auf der Koͤniglich Daͤni- ſchen Ritteracademie zu Soroe, und ſie bluͤhte, ſo lange der ſelige Profeſſor Sneedorf (der mit mir zugleich wegberufen wurde) mit andern Maͤn- nern und mir daſelbſt arbeitete. Jch ward, weil ich einem maͤchtigen Haſſer ausweichen wollte, Pro- feſſor an dem (damals) academiſchen Gymnaſium in Altona, oder vielmehr, ich ward ein aus beſon- derer Gnade beſoldeter Schriftſteller, und hatte aber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/60
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/60>, abgerufen am 25.11.2024.