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Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

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zu pädagogischen Vorlesungen.
Rathe auch Bücher lesen, damit sie sich üben, das-
jenige mit guter Wahl auszusuchen, was zum Un-
terrichte der Jugend brauchbar ist. Kurz, sie sol-
len mit Sachen, die zu ihrer künftigen Absicht ge-
hören, entweder in ihrer ganzen Zeit, oder so viel
beschäftigt seyn, als sie wollen. Für meine eigne
Lehrstunden bedarf ich nichts zu nehmen, so lange
ich meine bisherigen Besoldungen habe. Jch
werde sie aber allesammt in der lateinischen Sprache
halten, welche auch die üblichste in unserem Um-
gange und zufälligen Gesprächen seyn wird. Für
ihren Unterhalt können sie auf beliebige Art sorgen,
als wozu hier in der Stadt Gelegenheit ist. Nebst
der Vermehrung ihrer Wissenschaften und Uebun-
gen werden die Candidaten höchst wahrscheinlich
auch diesen Vortheil haben, daß sie auf Empfeh-
lung des Philanthropinums, wenn ihre Tugend
und Geschicklichkeit hier bekannt geworden ist, den
Zugang zu den ansehnlichsten Hofmeisterstellen und
Schulämtern finden. Diese Hoffnung wird schon
eine Ersetzung des mässigen Aufwandes seyn,
welchen sie hier ein oder zwey Jahr machen
müssen.

Viele werden gar keiner fremden Hülfe dazu be-
dürfen. Diese müssen dieselbe auch nicht suchen, um
den wirklich Bedürfenden nicht vorzugreifen. Wer
aber auf eigne Unkosten die Studienjahre nicht ver-
längern kann, findet auf Ersuchen vielleicht Hülfe
bey einem begüterten Gönner, der den Werth un-
fers Vorhabens einsieht, oder bey derjenigen Fa-

milie

zu paͤdagogiſchen Vorleſungen.
Rathe auch Buͤcher leſen, damit ſie ſich uͤben, das-
jenige mit guter Wahl auszuſuchen, was zum Un-
terrichte der Jugend brauchbar iſt. Kurz, ſie ſol-
len mit Sachen, die zu ihrer kuͤnftigen Abſicht ge-
hoͤren, entweder in ihrer ganzen Zeit, oder ſo viel
beſchaͤftigt ſeyn, als ſie wollen. Fuͤr meine eigne
Lehrſtunden bedarf ich nichts zu nehmen, ſo lange
ich meine bisherigen Beſoldungen habe. Jch
werde ſie aber alleſammt in der lateiniſchen Sprache
halten, welche auch die uͤblichſte in unſerem Um-
gange und zufaͤlligen Geſpraͤchen ſeyn wird. Fuͤr
ihren Unterhalt koͤnnen ſie auf beliebige Art ſorgen,
als wozu hier in der Stadt Gelegenheit iſt. Nebſt
der Vermehrung ihrer Wiſſenſchaften und Uebun-
gen werden die Candidaten hoͤchſt wahrſcheinlich
auch dieſen Vortheil haben, daß ſie auf Empfeh-
lung des Philanthropinums, wenn ihre Tugend
und Geſchicklichkeit hier bekannt geworden iſt, den
Zugang zu den anſehnlichſten Hofmeiſterſtellen und
Schulaͤmtern finden. Dieſe Hoffnung wird ſchon
eine Erſetzung des maͤſſigen Aufwandes ſeyn,
welchen ſie hier ein oder zwey Jahr machen
muͤſſen.

Viele werden gar keiner fremden Huͤlfe dazu be-
duͤrfen. Dieſe muͤſſen dieſelbe auch nicht ſuchen, um
den wirklich Beduͤrfenden nicht vorzugreifen. Wer
aber auf eigne Unkoſten die Studienjahre nicht ver-
laͤngern kann, findet auf Erſuchen vielleicht Huͤlfe
bey einem beguͤterten Goͤnner, der den Werth un-
fers Vorhabens einſieht, oder bey derjenigen Fa-

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[75/0111] zu paͤdagogiſchen Vorleſungen. Rathe auch Buͤcher leſen, damit ſie ſich uͤben, das- jenige mit guter Wahl auszuſuchen, was zum Un- terrichte der Jugend brauchbar iſt. Kurz, ſie ſol- len mit Sachen, die zu ihrer kuͤnftigen Abſicht ge- hoͤren, entweder in ihrer ganzen Zeit, oder ſo viel beſchaͤftigt ſeyn, als ſie wollen. Fuͤr meine eigne Lehrſtunden bedarf ich nichts zu nehmen, ſo lange ich meine bisherigen Beſoldungen habe. Jch werde ſie aber alleſammt in der lateiniſchen Sprache halten, welche auch die uͤblichſte in unſerem Um- gange und zufaͤlligen Geſpraͤchen ſeyn wird. Fuͤr ihren Unterhalt koͤnnen ſie auf beliebige Art ſorgen, als wozu hier in der Stadt Gelegenheit iſt. Nebſt der Vermehrung ihrer Wiſſenſchaften und Uebun- gen werden die Candidaten hoͤchſt wahrſcheinlich auch dieſen Vortheil haben, daß ſie auf Empfeh- lung des Philanthropinums, wenn ihre Tugend und Geſchicklichkeit hier bekannt geworden iſt, den Zugang zu den anſehnlichſten Hofmeiſterſtellen und Schulaͤmtern finden. Dieſe Hoffnung wird ſchon eine Erſetzung des maͤſſigen Aufwandes ſeyn, welchen ſie hier ein oder zwey Jahr machen muͤſſen. Viele werden gar keiner fremden Huͤlfe dazu be- duͤrfen. Dieſe muͤſſen dieſelbe auch nicht ſuchen, um den wirklich Beduͤrfenden nicht vorzugreifen. Wer aber auf eigne Unkoſten die Studienjahre nicht ver- laͤngern kann, findet auf Erſuchen vielleicht Huͤlfe bey einem beguͤterten Goͤnner, der den Werth un- fers Vorhabens einſieht, oder bey derjenigen Fa- milie

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/111>, abgerufen am 28.03.2024.