Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ jhn nicht vergeblich erzogen hette/ so nehmet jhrmir jhn plötzlich auß den Augen. Vnter diesen Wor- ten war er bey sich selber sehr vnwillig/ vnd verhö- nete auch stillschweigend deß Gobrias Vnverstand/ der mit so vielen Worten einen solchen Schawplatz gebawet hette/ vnd hernach nichts darauff sehen lies- se. Gobrias merckte wol/ daß er vbel zu frieden war. Derwegen/ damit er jhn wiederumb lustig machte; wann jhr/ sagte er/ euch bey dem Essen wol seyn las- set/ so wil ich den Knaben nachmals wiederbringen/ vnd jhn vnverletzt seiner Mutter zustellen. Solche Worte befriedigten den Arsidas/ der diesem Wesen einen glücklichen Außgang mit grösserer Hoffnung/ als Gobrias gläubete/ gewündschet hatte. Als man zu Tische solte/ entschüldigte sich Gobrias gegen den Gaste/ daß er den fürnemsten ort einen von den Drui- den liesse; in fürwendung/ der Gallier Religion befie- le diesen Leuten bey Schawspielen vnd Gastgeboten die Stelle zugeben. Arsidas saß neben jhm/ vnd Go- brias vnten an. Vber dem Essen ward viel von den Druiden geredet; daß auch Gobrias zweifelte ob Ar- sidas grössere Lust zulernen/ oder d Druide zu vnter- richten hette. Dieser erzehlte vnter andern daß jhr Orden nit allein vber die Heiligen/ sondern auch vber die Justitzsachen gesetzet were/ die Jugend vnterrich- tete/ vnd sonderlich auff die Poeterey/ als eine gött- liche Wissenschafft/ viel hielte. Vnd solches sagte er mit langsamen vnd prächtigen Worten/ war auch dar- von sehr weitschweiffig/ damit man jhn ersuchte/ et- was
Joh. Barclayens Argenis/ jhn nicht vergeblich erzogen hette/ ſo nehmet jhrmir jhn ploͤtzlich auß den Augẽ. Vnter dieſen Wor- ten war er bey ſich ſelber ſehr vnwillig/ vnd verhoͤ- nete auch ſtillſchweigend deß Gobrias Vnverſtãd/ der mit ſo vielen Worten einen ſolchen Schawplatz gebawet hette/ vñ hernach nichts darauff ſehen lieſ- ſe. Gobrias merckte wol/ daß er vbel zu frieden war. Derwegen/ damit er jhn wiederumb luſtig machte; wann jhr/ ſagte er/ euch bey dem Eſſen wol ſeyn laſ- ſet/ ſo wil ich den Knaben nachmals wiederbringen/ vnd jhn vnverletzt ſeiner Mutter zuſtellen. Solche Worte befriedigten den Arſidas/ der dieſem Weſen einen gluͤcklichẽ Außgang mit groͤſſerer Hoffnũg/ als Gobrias glaͤubete/ gewuͤndſchet hatte. Als man zu Tiſche ſolte/ entſchuͤldigte ſich Gobrias gegen dẽ Gaſte/ daß er den fuͤrnemſtẽ ort einẽ von den Drui- den lieſſe; in fuͤrwendung/ der Gallier Religion befie- le dieſen Leuten bey Schawſpielen vñ Gaſtgeboten die Stelle zugeben. Arſidas ſaß neben jhm/ vñ Go- brias vnten an. Vber dem Eſſen ward viel von den Druidẽ geredet; daß auch Gobrias zweifelte ob Ar- ſidas groͤſſere Luſt zulernẽ/ oder d̕ Druide zu vnter- richten hette. Dieſer erzehlte vnter andern daß jhr Orden nit allein vber die Heiligẽ/ ſondern auch vber die Juſtitzſachẽ geſetzet were/ die Jugend vnterꝛich- tete/ vnd ſonderlich auff die Poeterey/ als eine goͤtt- liche Wiſſenſchafft/ viel hielte. Vñ ſolches ſagte er mit langſamẽ vñ praͤchtigen Wortẽ/ war auch dar- von ſehꝛ weitſchweiffig/ damit man jhn erſuchte/ et- was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0756" n="712"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> jhn nicht vergeblich erzogen hette/ ſo nehmet jhr<lb/> mir jhn ploͤtzlich auß den Augẽ. Vnter dieſen Wor-<lb/> ten war er bey ſich ſelber ſehr vnwillig/ vnd verhoͤ-<lb/> nete auch ſtillſchweigend deß Gobrias Vnverſtãd/<lb/> der mit ſo vielen Worten einen ſolchen Schawplatz<lb/> gebawet hette/ vñ hernach nichts darauff ſehen lieſ-<lb/> ſe. Gobrias merckte wol/ daß er vbel zu frieden war.<lb/> Derwegen/ damit er jhn wiederumb luſtig machte;<lb/> wann jhr/ ſagte er/ euch bey dem Eſſen wol ſeyn laſ-<lb/> ſet/ ſo wil ich den Knaben nachmals wiederbringen/<lb/> vnd jhn vnverletzt ſeiner Mutter zuſtellen. Solche<lb/> Worte befriedigten den Arſidas/ der dieſem Weſen<lb/> einen gluͤcklichẽ Außgang mit groͤſſerer Hoffnũg/<lb/> als Gobrias glaͤubete/ gewuͤndſchet hatte. Als man<lb/> zu Tiſche ſolte/ entſchuͤldigte ſich Gobrias gegen dẽ<lb/> Gaſte/ daß er den fuͤrnemſtẽ ort einẽ von den Drui-<lb/> den lieſſe; in fuͤrwendung/ <choice><abbr>d̕</abbr><expan>der</expan></choice> Gallier Religion befie-<lb/> le dieſen Leuten bey Schawſpielen vñ Gaſtgeboten<lb/> die Stelle zugeben. Arſidas ſaß neben jhm/ vñ Go-<lb/> brias vnten an. Vber dem Eſſen ward viel von den<lb/> Druidẽ geredet; daß auch Gobrias zweifelte ob Ar-<lb/> ſidas groͤſſere Luſt zulernẽ/ oder d̕ Druide zu vnter-<lb/> richten hette. Dieſer erzehlte vnter andern daß jhr<lb/> Orden nit allein vber die Heiligẽ/ ſondern auch vber<lb/> die Juſtitzſachẽ geſetzet were/ die Jugend vnterꝛich-<lb/> tete/ vnd ſonderlich auff die Poeterey/ als eine goͤtt-<lb/> liche Wiſſenſchafft/ viel hielte. Vñ ſolches ſagte er<lb/> mit langſamẽ vñ praͤchtigen Wortẽ/ war auch dar-<lb/> von ſehꝛ weitſchweiffig/ damit man jhn erſuchte/ et-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">was</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [712/0756]
Joh. Barclayens Argenis/
jhn nicht vergeblich erzogen hette/ ſo nehmet jhr
mir jhn ploͤtzlich auß den Augẽ. Vnter dieſen Wor-
ten war er bey ſich ſelber ſehr vnwillig/ vnd verhoͤ-
nete auch ſtillſchweigend deß Gobrias Vnverſtãd/
der mit ſo vielen Worten einen ſolchen Schawplatz
gebawet hette/ vñ hernach nichts darauff ſehen lieſ-
ſe. Gobrias merckte wol/ daß er vbel zu frieden war.
Derwegen/ damit er jhn wiederumb luſtig machte;
wann jhr/ ſagte er/ euch bey dem Eſſen wol ſeyn laſ-
ſet/ ſo wil ich den Knaben nachmals wiederbringen/
vnd jhn vnverletzt ſeiner Mutter zuſtellen. Solche
Worte befriedigten den Arſidas/ der dieſem Weſen
einen gluͤcklichẽ Außgang mit groͤſſerer Hoffnũg/
als Gobrias glaͤubete/ gewuͤndſchet hatte. Als man
zu Tiſche ſolte/ entſchuͤldigte ſich Gobrias gegen dẽ
Gaſte/ daß er den fuͤrnemſtẽ ort einẽ von den Drui-
den lieſſe; in fuͤrwendung/ d̕ Gallier Religion befie-
le dieſen Leuten bey Schawſpielen vñ Gaſtgeboten
die Stelle zugeben. Arſidas ſaß neben jhm/ vñ Go-
brias vnten an. Vber dem Eſſen ward viel von den
Druidẽ geredet; daß auch Gobrias zweifelte ob Ar-
ſidas groͤſſere Luſt zulernẽ/ oder d̕ Druide zu vnter-
richten hette. Dieſer erzehlte vnter andern daß jhr
Orden nit allein vber die Heiligẽ/ ſondern auch vber
die Juſtitzſachẽ geſetzet were/ die Jugend vnterꝛich-
tete/ vnd ſonderlich auff die Poeterey/ als eine goͤtt-
liche Wiſſenſchafft/ viel hielte. Vñ ſolches ſagte er
mit langſamẽ vñ praͤchtigen Wortẽ/ war auch dar-
von ſehꝛ weitſchweiffig/ damit man jhn erſuchte/ et-
was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |