Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ eine Eule standt: vnd wann er opffert/ oder auffBancketen sich erlustigen wil/ so setzt er keinen an- dern Krantz als von Oelzweigen auff. Was auch noch höher zu achten ist/ so hat er seiner Tochter/ biß sie verheyrathet werde/ dem Heyligthumb der Göttin fürzustehen befohlen. Ihr werdet sie auff allen Festtagen in heyliger Tracht vnter den Prie- stern vnd geistlichen Jungfrawen der Göttin ge- wöhnliche Feyerung begehen sehen. Dennoch hat diese grosse Frömmigkeit den Krieg nicht gestillet. Dann auff dieses deß Lycogenes Verbrechen/ wel- ches sich mit keiner Entschuldigung verdecken läst/ ist zwar nicht eine gehlinge/ aber doch eine grosse vnd mit reiffem Rathe erwogene Empörung er- folget. Er wandte zu Behelligung seiner Waffen eyn/ die Beschützung beydes deß gemeinen Wesens/ vnd dann seiner Person selber: klagte bald/ wie jhn der König ohne Schuld vnd Vrsach einer Verrä- therey geziehen/ vnd hinrichten zu lassen gemeynet were: bald fienge er an/ daß er das Vnrecht/ so den Vnterthanen geschehe/ länger nicht anschawen könte/ vnd mit offentlichem Kriege der jenigen Ty- ranney widerstehen müste/ die Meleandern auff so grawsame Rathschläge leitteten. Er hatte viel sei- ner Creaturen vnd andere so jhm anhiengen. Oleo- demus/ Eristhenes/ Menocritus/ welche vber die fürnembsten Prouintzen gesetzt waren/ stimmeten mit jhm vber eyn. Viel auß lauter Leichtfertigkeit wider den Meleander: Es begaben sich auch viel auff
Joh. Barclayens Argenis/ eine Eule ſtandt: vnd wann er opffert/ oder auffBancketen ſich erluſtigen wil/ ſo ſetzt er keinen an- dern Krantz als von Oelzweigen auff. Was auch noch hoͤher zu achten iſt/ ſo hat er ſeiner Tochter/ biß ſie verheyrathet werde/ dem Heyligthumb der Goͤttin fuͤrzuſtehen befohlen. Ihr werdet ſie auff allen Feſttagen in heyliger Tracht vnter den Prie- ſtern vnd geiſtlichen Jungfrawen der Goͤttin ge- woͤhnliche Feyerung begehen ſehen. Dennoch hat dieſe groſſe Froͤmmigkeit den Krieg nicht geſtillet. Dann auff dieſes deß Lycogenes Verbrechen/ wel- ches ſich mit keiner Entſchuldigung verdecken laͤſt/ iſt zwar nicht eine gehlinge/ aber doch eine groſſe vnd mit reiffem Rathe erwogene Empoͤrung er- folget. Er wandte zu Behelligung ſeiner Waffen eyn/ die Beſchuͤtzung beydes deß gemeinen Weſens/ vnd dann ſeiner Perſon ſelber: klagte bald/ wie jhn der Koͤnig ohne Schuld vnd Vrſach einer Verraͤ- therey geziehen/ vnd hinrichten zu laſſen gemeynet were: bald fienge er an/ daß er das Vnrecht/ ſo den Vnterthanen geſchehe/ laͤnger nicht anſchawen koͤnte/ vnd mit offentlichem Kriege der jenigen Ty- ranney widerſtehen muͤſte/ die Meleandern auff ſo grawſame Rathſchlaͤge leitteten. Er hatte viel ſei- ner Creaturen vnd andere ſo jhm anhiengen. Oleo- demus/ Eriſthenes/ Menocritus/ welche vber die fuͤrnembſten Prouintzen geſetzt waren/ ſtimmeten mit jhm vber eyn. Viel auß lauter Leichtfertigkeit wider den Meleander: Es begaben ſich auch viel auff
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Joh. Barclayens Argenis/
eine Eule ſtandt: vnd wann er opffert/ oder auff
Bancketen ſich erluſtigen wil/ ſo ſetzt er keinen an-
dern Krantz als von Oelzweigen auff. Was auch
noch hoͤher zu achten iſt/ ſo hat er ſeiner Tochter/
biß ſie verheyrathet werde/ dem Heyligthumb der
Goͤttin fuͤrzuſtehen befohlen. Ihr werdet ſie auff
allen Feſttagen in heyliger Tracht vnter den Prie-
ſtern vnd geiſtlichen Jungfrawen der Goͤttin ge-
woͤhnliche Feyerung begehen ſehen. Dennoch hat
dieſe groſſe Froͤmmigkeit den Krieg nicht geſtillet.
Dann auff dieſes deß Lycogenes Verbrechen/ wel-
ches ſich mit keiner Entſchuldigung verdecken laͤſt/
iſt zwar nicht eine gehlinge/ aber doch eine groſſe
vnd mit reiffem Rathe erwogene Empoͤrung er-
folget. Er wandte zu Behelligung ſeiner Waffen
eyn/ die Beſchuͤtzung beydes deß gemeinen Weſens/
vnd dann ſeiner Perſon ſelber: klagte bald/ wie jhn
der Koͤnig ohne Schuld vnd Vrſach einer Verraͤ-
therey geziehen/ vnd hinrichten zu laſſen gemeynet
were: bald fienge er an/ daß er das Vnrecht/ ſo den
Vnterthanen geſchehe/ laͤnger nicht anſchawen
koͤnte/ vnd mit offentlichem Kriege der jenigen Ty-
ranney widerſtehen muͤſte/ die Meleandern auff ſo
grawſame Rathſchlaͤge leitteten. Er hatte viel ſei-
ner Creaturen vnd andere ſo jhm anhiengen. Oleo-
demus/ Eriſthenes/ Menocritus/ welche vber die
fuͤrnembſten Prouintzen geſetzt waren/ ſtimmeten
mit jhm vber eyn. Viel auß lauter Leichtfertigkeit
wider den Meleander: Es begaben ſich auch viel
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