Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch.
seyn; es were sonst einer als Poliarchus. Eine von
den Jungfrawen sagte hergegen/ daß diß was man
jetzt erst ankündigte weit ein anders were/ als sie
zwar glaubete. Sie hetten alle miteinander gute
Wissenschafft/ daß der junge Außländer den die
Bawren gebracht Poliarchus nit were. Aber man
erführe jetzundt durch gewissere Zeitung/ Poliar-
chus sey auß einer höle/ darinnen er mit veränderter
Kleydung gelegen von anderen Bawren herfür ge-
zogen worden/ die jhn dann jetzt zum Könige füh-
reten. Argenis erschrocken von diesem Donner-
schlage/ stund doch nicht mehr in zittern vnd forchte
als Arsidas oder Selenisse. Vnd zwar diese sagte
kein Wort darzu. Arsidas aber neigete sich zu der
Argenis Ohre; vnd/ die boßheit deß Glücks/ sagte
er/ hat all vnsere Künste vbertroffen. Es ist vmb jhn
geschehen/ gnädigste Princessin/ wo jhr euch seiner
nicht offentlich annemmet. Nachdem ich von der
Höle/ vnd der verwechselten Tracht gehört habe/ so
zweiffele ich nicht/ daß dieser Vnfall nicht solle war
seyn. Aber Argenis/ gleich ob sie in dem eussersten
Vbel welches sie reitzete behertzter würde/ fieng an:
Wie man mir sagte daß Poliarchus todt were/ kam
es mir für/ daß ich so wenig Trost als Hoffnung
finden köndte. Ich kundte nichts anders als klagen
wegen eines so kläglichen Zustandes. Jetzundt aber
nun er noch leben kan/ vnd man sich zuförchten hat
daß er nicht sterbe/ so wil ich nicht glauben daß ich

genug-
H v

Das Erſte Buch.
ſeyn; es were ſonſt einer als Poliarchus. Eine von
den Jungfrawen ſagte hergegen/ daß diß was man
jetzt erſt ankuͤndigte weit ein anders were/ als ſie
zwar glaubete. Sie hetten alle miteinander gute
Wiſſenſchafft/ daß der junge Außlaͤnder den die
Bawren gebracht Poliarchus nit were. Aber man
erfuͤhre jetzundt durch gewiſſere Zeitung/ Poliar-
chus ſey auß einer hoͤle/ darinnen er mit veraͤnderter
Kleydung gelegen von anderen Bawren herfuͤr ge-
zogen worden/ die jhn dann jetzt zum Koͤnige fuͤh-
reten. Argenis erſchrocken von dieſem Donner-
ſchlage/ ſtund doch nicht mehr in zittern vnd forchte
als Arſidas oder Seleniſſe. Vnd zwar dieſe ſagte
kein Wort darzu. Arſidas aber neigete ſich zu der
Argenis Ohre; vnd/ die boßheit deß Gluͤcks/ ſagte
er/ hat all vnſere Kuͤnſte vbertroffen. Es iſt vmb jhn
geſchehen/ gnaͤdigſte Princeſſin/ wo jhr euch ſeiner
nicht offentlich annemmet. Nachdem ich von der
Hoͤle/ vnd der verwechſelten Tracht gehoͤrt habe/ ſo
zweiffele ich nicht/ daß dieſer Vnfall nicht ſolle war
ſeyn. Aber Argenis/ gleich ob ſie in dem euſſerſten
Vbel welches ſie reitzete behertzter wuͤrde/ fieng an:
Wie man mir ſagte daß Poliarchus todt were/ kam
es mir fuͤr/ daß ich ſo wenig Troſt als Hoffnung
finden koͤndte. Ich kundte nichts anders als klagen
wegen eines ſo klaͤglichen Zuſtandes. Jetzundt aber
nun er noch leben kan/ vnd man ſich zufoͤrchten hat
daß er nicht ſterbe/ ſo wil ich nicht glauben daß ich

genug-
H v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0165" n="121"/><fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch.</fw><lb/>
&#x017F;eyn; es were &#x017F;on&#x017F;t einer als Poliarchus. Eine von<lb/>
den Jungfrawen &#x017F;agte hergegen/ daß diß was man<lb/>
jetzt er&#x017F;t anku&#x0364;ndigte weit ein anders were/ als &#x017F;ie<lb/>
zwar glaubete. Sie hetten alle miteinander gute<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ daß der junge Außla&#x0364;nder den die<lb/>
Bawren gebracht Poliarchus nit were. Aber man<lb/>
erfu&#x0364;hre jetzundt durch gewi&#x017F;&#x017F;ere Zeitung/ Poliar-<lb/>
chus &#x017F;ey auß einer ho&#x0364;le/ darinnen er mit vera&#x0364;nderter<lb/>
Kleydung gelegen von anderen Bawren herfu&#x0364;r ge-<lb/>
zogen worden/ die jhn dann jetzt zum Ko&#x0364;nige fu&#x0364;h-<lb/>
reten. Argenis er&#x017F;chrocken von die&#x017F;em Donner-<lb/>
&#x017F;chlage/ &#x017F;tund doch nicht mehr in zittern vnd forchte<lb/>
als Ar&#x017F;idas oder Seleni&#x017F;&#x017F;e. Vnd zwar die&#x017F;e &#x017F;agte<lb/>
kein Wort darzu. Ar&#x017F;idas aber neigete &#x017F;ich zu der<lb/>
Argenis Ohre; vnd/ die boßheit deß Glu&#x0364;cks/ &#x017F;agte<lb/>
er/ hat all vn&#x017F;ere Ku&#x0364;n&#x017F;te vbertroffen. Es i&#x017F;t vmb jhn<lb/>
ge&#x017F;chehen/ gna&#x0364;dig&#x017F;te Prince&#x017F;&#x017F;in/ wo jhr euch &#x017F;einer<lb/>
nicht offentlich annemmet. Nachdem ich von der<lb/>
Ho&#x0364;le/ vnd der verwech&#x017F;elten Tracht geho&#x0364;rt habe/ &#x017F;o<lb/>
zweiffele ich nicht/ daß die&#x017F;er Vnfall nicht &#x017F;olle war<lb/>
&#x017F;eyn. Aber Argenis/ gleich ob &#x017F;ie in dem eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten<lb/>
Vbel welches &#x017F;ie reitzete behertzter wu&#x0364;rde/ fieng an:<lb/>
Wie man mir &#x017F;agte daß Poliarchus todt were/ kam<lb/>
es mir fu&#x0364;r/ daß ich &#x017F;o wenig Tro&#x017F;t als Hoffnung<lb/>
finden ko&#x0364;ndte. Ich kundte nichts anders als klagen<lb/>
wegen eines &#x017F;o kla&#x0364;glichen Zu&#x017F;tandes. Jetzundt aber<lb/>
nun er noch leben kan/ vnd man &#x017F;ich zufo&#x0364;rchten hat<lb/>
daß er nicht &#x017F;terbe/ &#x017F;o wil ich nicht glauben daß ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H v</fw><fw place="bottom" type="catch">genug-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0165] Das Erſte Buch. ſeyn; es were ſonſt einer als Poliarchus. Eine von den Jungfrawen ſagte hergegen/ daß diß was man jetzt erſt ankuͤndigte weit ein anders were/ als ſie zwar glaubete. Sie hetten alle miteinander gute Wiſſenſchafft/ daß der junge Außlaͤnder den die Bawren gebracht Poliarchus nit were. Aber man erfuͤhre jetzundt durch gewiſſere Zeitung/ Poliar- chus ſey auß einer hoͤle/ darinnen er mit veraͤnderter Kleydung gelegen von anderen Bawren herfuͤr ge- zogen worden/ die jhn dann jetzt zum Koͤnige fuͤh- reten. Argenis erſchrocken von dieſem Donner- ſchlage/ ſtund doch nicht mehr in zittern vnd forchte als Arſidas oder Seleniſſe. Vnd zwar dieſe ſagte kein Wort darzu. Arſidas aber neigete ſich zu der Argenis Ohre; vnd/ die boßheit deß Gluͤcks/ ſagte er/ hat all vnſere Kuͤnſte vbertroffen. Es iſt vmb jhn geſchehen/ gnaͤdigſte Princeſſin/ wo jhr euch ſeiner nicht offentlich annemmet. Nachdem ich von der Hoͤle/ vnd der verwechſelten Tracht gehoͤrt habe/ ſo zweiffele ich nicht/ daß dieſer Vnfall nicht ſolle war ſeyn. Aber Argenis/ gleich ob ſie in dem euſſerſten Vbel welches ſie reitzete behertzter wuͤrde/ fieng an: Wie man mir ſagte daß Poliarchus todt were/ kam es mir fuͤr/ daß ich ſo wenig Troſt als Hoffnung finden koͤndte. Ich kundte nichts anders als klagen wegen eines ſo klaͤglichen Zuſtandes. Jetzundt aber nun er noch leben kan/ vnd man ſich zufoͤrchten hat daß er nicht ſterbe/ ſo wil ich nicht glauben daß ich genug- H v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/165
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/165>, abgerufen am 23.11.2024.