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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Erste Buch.
ich in jhr Begehren willigte; damit ich sie nicht/
wann sie eine Fehlbitte thäten/ etwan bewegete sich
eigenmächtig an jhm zu rechen. Im fall aber Po-
liarchus vnvorletzet fürgestellet würde/ so könte viel
darzwischen kommen jhrem Wüten zu entgehen.
Derentwegen hat man folgende Nacht die Fewer
auff den Warten deß Poliarchus halben angesteckt.
Mein bester Trost aber in diesem Vnglück ist gewe-
sen/ daß die gemeine Soldaten solche seine Gefahr
mit Vnwillen vernommen. In dem ich nun alles
guten gewärtig war/ kompt Timonides auff den
Morgen mit trawriger Zeitung zu mir/ vnd ver-
meldet/ daß Poliarchus todt sey. Argenis kundte jh-
rem Schmertzen länger nit gebieten/ sondern wardt
durch einen tieffen Seufftzer vberwunden/ fiel erst-
lich auff die Knie/ vnd sanck hernach/ gleichsam als
verschiedte sie/ gäntzlich darnider. Meleander hub
an zuschreyen/ vnd als die nechstbeywesenden herzu
gelauffen/ wurde sie von dem Frawenzimmer auff
das Betth gelegt. Sie begossen jhr Antlitz mit fri-
schem Wasser/ vnd rissen jhr die Kleider auff/ so daß
durch jhr Athemholen der schweiß vertrieben wardt.
Meleander fragte Selenissen/ was es für eine Art
von Kranckheit were? wie lang sie darmit behafftet
gewesen? er hette vnter jhrer beyden Gespräche wol
gespüret/ daß sie nicht müste wol auff seyn/ weil die
Augen so vnstete vmbgeschweiffet/ vnd hin vnd wi-
der gelauffen; die Stirne auch etzlich mal die Farb
verändert hette. Selenisse verbarg es artlich/ vnd

gab

Das Erſte Buch.
ich in jhr Begehren willigte; damit ich ſie nicht/
wann ſie eine Fehlbitte thaͤten/ etwan bewegete ſich
eigenmaͤchtig an jhm zu rechen. Im fall aber Po-
liarchus vnvorletzet fuͤrgeſtellet wuͤrde/ ſo koͤnte viel
darzwiſchen kommen jhrem Wuͤten zu entgehen.
Derentwegen hat man folgende Nacht die Fewer
auff den Warten deß Poliarchus halben angeſteckt.
Mein beſter Troſt aber in dieſem Vngluͤck iſt gewe-
ſen/ daß die gemeine Soldaten ſolche ſeine Gefahr
mit Vnwillen vernommen. In dem ich nun alles
guten gewaͤrtig war/ kompt Timonides auff den
Morgen mit trawriger Zeitung zu mir/ vnd ver-
meldet/ daß Poliarchus todt ſey. Argenis kundte jh-
rem Schmertzen laͤnger nit gebieten/ ſondern wardt
durch einen tieffen Seufftzer vberwunden/ fiel erſt-
lich auff die Knie/ vnd ſanck hernach/ gleichſam als
verſchiedte ſie/ gaͤntzlich darnider. Meleander hub
an zuſchreyen/ vnd als die nechſtbeyweſenden herzu
gelauffen/ wurde ſie von dem Frawenzimmer auff
das Betth gelegt. Sie begoſſen jhr Antlitz mit fri-
ſchem Waſſer/ vnd riſſen jhr die Kleider auff/ ſo daß
durch jhr Athemholen der ſchweiß vertrieben wardt.
Meleander fragte Seleniſſen/ was es fuͤr eine Art
von Kranckheit were? wie lang ſie darmit behafftet
geweſen? er hette vnter jhrer beyden Geſpraͤche wol
geſpuͤret/ daß ſie nicht muͤſte wol auff ſeyn/ weil die
Augen ſo vnſtete vmbgeſchweiffet/ vnd hin vnd wi-
der gelauffen; die Stirne auch etzlich mal die Farb
veraͤndert hette. Seleniſſe verbarg es artlich/ vnd

gab
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[77/0121] Das Erſte Buch. ich in jhr Begehren willigte; damit ich ſie nicht/ wann ſie eine Fehlbitte thaͤten/ etwan bewegete ſich eigenmaͤchtig an jhm zu rechen. Im fall aber Po- liarchus vnvorletzet fuͤrgeſtellet wuͤrde/ ſo koͤnte viel darzwiſchen kommen jhrem Wuͤten zu entgehen. Derentwegen hat man folgende Nacht die Fewer auff den Warten deß Poliarchus halben angeſteckt. Mein beſter Troſt aber in dieſem Vngluͤck iſt gewe- ſen/ daß die gemeine Soldaten ſolche ſeine Gefahr mit Vnwillen vernommen. In dem ich nun alles guten gewaͤrtig war/ kompt Timonides auff den Morgen mit trawriger Zeitung zu mir/ vnd ver- meldet/ daß Poliarchus todt ſey. Argenis kundte jh- rem Schmertzen laͤnger nit gebieten/ ſondern wardt durch einen tieffen Seufftzer vberwunden/ fiel erſt- lich auff die Knie/ vnd ſanck hernach/ gleichſam als verſchiedte ſie/ gaͤntzlich darnider. Meleander hub an zuſchreyen/ vnd als die nechſtbeyweſenden herzu gelauffen/ wurde ſie von dem Frawenzimmer auff das Betth gelegt. Sie begoſſen jhr Antlitz mit fri- ſchem Waſſer/ vnd riſſen jhr die Kleider auff/ ſo daß durch jhr Athemholen der ſchweiß vertrieben wardt. Meleander fragte Seleniſſen/ was es fuͤr eine Art von Kranckheit were? wie lang ſie darmit behafftet geweſen? er hette vnter jhrer beyden Geſpraͤche wol geſpuͤret/ daß ſie nicht muͤſte wol auff ſeyn/ weil die Augen ſo vnſtete vmbgeſchweiffet/ vnd hin vnd wi- der gelauffen; die Stirne auch etzlich mal die Farb veraͤndert hette. Seleniſſe verbarg es artlich/ vnd gab

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/121>, abgerufen am 24.11.2024.