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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Fünffte Buch.
Todt: vnd in dem er zum offtern vnd ordenlich al-
les erzehlete/ theilete er jhm die Rede ab/ welche er auff
folgenden Tag bey der Versamlung halten wolte.

Es war spath in die Nacht/ als sie von der Tafel
auffgestanden. Deß Morgends so baldt der Tag
anbrach/ kamen alle die sich zu Palermo befunden
nach Hofe mit Zweigen vnd Blumen gekrönet.
Der Eingang war für das Volck zu enge. Ein theil
stieg auff die Mawren/ etliche trugen eine Bühne
zusammen; andere legten Leitern an/ von welchen
hernach der Last wegen nicht wenig zubrachen. Bey
den Hoff Thor wardt ein kleiner Schawplatz in
Menschens höhe auffgerichtet. Auff demselbigen
stunden die Throne der Könige: Zwey vom Orte
gleiche/ darauff Poliarchus vnd Meleander sassen;
vnd zwey etwas weiter hinein auff die Seite/ für den
Archombrotus vnd die Argenis. Nachdem sich die
Könige für dem Volck sehen liessen/ vnd der Herold
das Getümmel gestillet hatte/ hielte Meleander erst-
lich etwas jnnen/ hernach fieng er an also zu reden:
Wann ich/ lieben Gäste vnd Bürger/ was böses zu
sagen hette/ so müßte ich durch Griffe ewere Gemü-
ter zu sänfftigen mich bemühen. Anjetzo aber was
ist es vonnöthen/ daß ich die Geschencke der Götter/
welche sie so hoch gezieret haben/ mit scheinbaren
Worten außstreiche? Ich verkündige euch fröliche
Zeitung/ den Königen vnd Völckern Friede vnd
Bündniß/ den Feinden aber vnsers Names Schre-
cken/ Empörung vnd Vntergang. Ich glaub auch

nicht/
T t t iij

Das Fuͤnffte Buch.
Todt: vnd in dem er zum offtern vnd ordenlich al-
les erzehlete/ theilete er jhm die Rede ab/ welche er auff
folgenden Tag bey der Verſamlung halten wolte.

Es war ſpath in die Nacht/ als ſie von der Tafel
auffgeſtanden. Deß Morgends ſo baldt der Tag
anbrach/ kamen alle die ſich zu Palermo befunden
nach Hofe mit Zweigen vnd Blumen gekroͤnet.
Der Eingang war fuͤr das Volck zu enge. Ein theil
ſtieg auff die Mawren/ etliche trugen eine Buͤhne
zuſammen; andere legten Leitern an/ von welchen
hernach der Laſt wegen nicht wenig zubrachen. Bey
den Hoff Thor wardt ein kleiner Schawplatz in
Menſchens hoͤhe auffgerichtet. Auff demſelbigen
ſtunden die Throne der Koͤnige: Zwey vom Orte
gleiche/ darauff Poliarchus vnd Meleander ſaſſen;
vnd zwey etwas weiter hinein auff die Seite/ fuͤr den
Archombrotus vnd die Argenis. Nachdem ſich die
Koͤnige fuͤr dem Volck ſehen lieſſen/ vnd der Herold
das Getuͤmmel geſtillet hatte/ hielte Meleander erſt-
lich etwas jnnen/ hernach fieng er an alſo zu reden:
Wann ich/ lieben Gaͤſte vnd Buͤrger/ was boͤſes zu
ſagen hette/ ſo muͤßte ich durch Griffe ewere Gemuͤ-
ter zu ſaͤnfftigen mich bemuͤhen. Anjetzo aber was
iſt es vonnoͤthen/ daß ich die Geſchencke der Goͤtter/
welche ſie ſo hoch gezieret haben/ mit ſcheinbaren
Worten außſtreiche? Ich verkuͤndige euch froͤliche
Zeitung/ den Koͤnigen vnd Voͤlckern Friede vnd
Buͤndniß/ den Feinden aber vnſers Names Schre-
cken/ Empoͤrung vnd Vntergang. Ich glaub auch

nicht/
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[1029/1073] Das Fuͤnffte Buch. Todt: vnd in dem er zum offtern vnd ordenlich al- les erzehlete/ theilete er jhm die Rede ab/ welche er auff folgenden Tag bey der Verſamlung halten wolte. Es war ſpath in die Nacht/ als ſie von der Tafel auffgeſtanden. Deß Morgends ſo baldt der Tag anbrach/ kamen alle die ſich zu Palermo befunden nach Hofe mit Zweigen vnd Blumen gekroͤnet. Der Eingang war fuͤr das Volck zu enge. Ein theil ſtieg auff die Mawren/ etliche trugen eine Buͤhne zuſammen; andere legten Leitern an/ von welchen hernach der Laſt wegen nicht wenig zubrachen. Bey den Hoff Thor wardt ein kleiner Schawplatz in Menſchens hoͤhe auffgerichtet. Auff demſelbigen ſtunden die Throne der Koͤnige: Zwey vom Orte gleiche/ darauff Poliarchus vnd Meleander ſaſſen; vnd zwey etwas weiter hinein auff die Seite/ fuͤr den Archombrotus vnd die Argenis. Nachdem ſich die Koͤnige fuͤr dem Volck ſehen lieſſen/ vnd der Herold das Getuͤmmel geſtillet hatte/ hielte Meleander erſt- lich etwas jnnen/ hernach fieng er an alſo zu reden: Wann ich/ lieben Gaͤſte vnd Buͤrger/ was boͤſes zu ſagen hette/ ſo muͤßte ich durch Griffe ewere Gemuͤ- ter zu ſaͤnfftigen mich bemuͤhen. Anjetzo aber was iſt es vonnoͤthen/ daß ich die Geſchencke der Goͤtter/ welche ſie ſo hoch gezieret haben/ mit ſcheinbaren Worten außſtreiche? Ich verkuͤndige euch froͤliche Zeitung/ den Koͤnigen vnd Voͤlckern Friede vnd Buͤndniß/ den Feinden aber vnſers Names Schre- cken/ Empoͤrung vnd Vntergang. Ich glaub auch nicht/ T t t iij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 1029. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1073>, abgerufen am 01.05.2024.