Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.Franzosen im Ganzen aber schrieb er: "Die Kehrseite der Auch Fichte bemühte sich um die junge französische Wilhelm von Humboldt, gebürtig zu Potsdam, eilte Die deutschen Bearbeitungen Rousseaus sind interessant. 6
Franzosen im Ganzen aber schrieb er: „Die Kehrseite der Auch Fichte bemühte sich um die junge französische Wilhelm von Humboldt, gebürtig zu Potsdam, eilte Die deutschen Bearbeitungen Rousseaus sind interessant. 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0089" n="81"/> Franzosen im Ganzen aber schrieb er: „Die Kehrseite der<lb/> Münze ist die nicht genugsam durch überlegte Grundsätze<lb/> gezügelte Lebhaftigkeit, und bei hellsehender Vernunft ein<lb/> Leichtsinn, gewisse Formen, bloss weil sie alt oder auch nur<lb/> übermässig gepriesen worden, wenn man sich gleich dabei<lb/> wohl befunden hat, nicht lange bestehen zu lassen, und ein<lb/> ansteckender Freiheitsgeist ...“ <note xml:id="id73b" next="id73b73b" place="end" n="73)"/>.</p><lb/> <p>Auch Fichte bemühte sich um die junge französische<lb/> Republik; indem er den Sicherheitsstandpunkt geltend<lb/> machte. „Der Hauptgrundsatz jeder Staatslehre, die sich<lb/> selbst versteht, ist enthalten in folgenden Worten Mac-<lb/> chiavells: Jedweder, der eine Republik (oder überhaupt einen<lb/> Staat) errichtet und demselben Gesetze gibt, muss voraus-<lb/> setzen, dass alle Menschen bösartig sind, und dass ohne<lb/> alle Ausnahme sie alsbald ihre innere Bösartigkeit auslassen<lb/> werden, sobald sie dazu eine sichere Gelegenheit finden“ <note xml:id="id74b" next="id74b74b" place="end" n="74)"/>.<lb/> (Die Professoren also auch?) Was die Freiheit betrifft, so<lb/> findet sie Fichte am besten garantiert „im Gesetz“ und<lb/> „nur von den Deutschen, die seit Jahrtausenden für diesen<lb/> grossen Zweck da sind und ihm langsam entgegenreifen; ..<lb/> ein anderes Element für diese Entwicklung ist in der<lb/> Menschheit nicht da“ <note xml:id="id75b" next="id75b75b" place="end" n="75)"/>.</p><lb/> <p>Wilhelm von Humboldt, gebürtig zu Potsdam, eilte<lb/> auf die Kunde von der französischen Revolution nach Paris.<lb/> In seiner Schrift „Ueber die Grenze der Wirksamkeit des<lb/> Staates“ verarbeitete er in preussischem Sinne den Rousseau-<lb/> schen Satz, dass das demokratische Massenrecht den einzelnen<lb/> Menschen auch „zwingen könne, frei zu sein“ <note xml:id="id76b" next="id76b76b" place="end" n="76)"/>; indem<lb/> er nämlich, wie Herr Moeller van den Bruck mitteilt,<lb/> „die sittliche Freiheit“ heranzog, die er als Kantianer mit-<lb/> brachte, und von der Rousseau gesagt hatte, dass sie<lb/><hi rendition="#i">nicht</hi> zu den Aufgaben seiner Arbeit gehöre <note xml:id="id77b" next="id77b77b" place="end" n="77)"/>.</p><lb/> <p>Die deutschen Bearbeitungen Rousseaus sind interessant.<lb/> Sie lassen die philosophische Mystifikation auf der Tat<lb/> ertappen. Rousseau setzte an den Anfang seines „Contrat<lb/> <fw place="bottom" type="sig">6</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0089]
Franzosen im Ganzen aber schrieb er: „Die Kehrseite der
Münze ist die nicht genugsam durch überlegte Grundsätze
gezügelte Lebhaftigkeit, und bei hellsehender Vernunft ein
Leichtsinn, gewisse Formen, bloss weil sie alt oder auch nur
übermässig gepriesen worden, wenn man sich gleich dabei
wohl befunden hat, nicht lange bestehen zu lassen, und ein
ansteckender Freiheitsgeist ...“
⁷³⁾
.
Auch Fichte bemühte sich um die junge französische
Republik; indem er den Sicherheitsstandpunkt geltend
machte. „Der Hauptgrundsatz jeder Staatslehre, die sich
selbst versteht, ist enthalten in folgenden Worten Mac-
chiavells: Jedweder, der eine Republik (oder überhaupt einen
Staat) errichtet und demselben Gesetze gibt, muss voraus-
setzen, dass alle Menschen bösartig sind, und dass ohne
alle Ausnahme sie alsbald ihre innere Bösartigkeit auslassen
werden, sobald sie dazu eine sichere Gelegenheit finden“
⁷⁴⁾
.
(Die Professoren also auch?) Was die Freiheit betrifft, so
findet sie Fichte am besten garantiert „im Gesetz“ und
„nur von den Deutschen, die seit Jahrtausenden für diesen
grossen Zweck da sind und ihm langsam entgegenreifen; ..
ein anderes Element für diese Entwicklung ist in der
Menschheit nicht da“
⁷⁵⁾
.
Wilhelm von Humboldt, gebürtig zu Potsdam, eilte
auf die Kunde von der französischen Revolution nach Paris.
In seiner Schrift „Ueber die Grenze der Wirksamkeit des
Staates“ verarbeitete er in preussischem Sinne den Rousseau-
schen Satz, dass das demokratische Massenrecht den einzelnen
Menschen auch „zwingen könne, frei zu sein“
⁷⁶⁾
; indem
er nämlich, wie Herr Moeller van den Bruck mitteilt,
„die sittliche Freiheit“ heranzog, die er als Kantianer mit-
brachte, und von der Rousseau gesagt hatte, dass sie
nicht zu den Aufgaben seiner Arbeit gehöre
⁷⁷⁾
.
Die deutschen Bearbeitungen Rousseaus sind interessant.
Sie lassen die philosophische Mystifikation auf der Tat
ertappen. Rousseau setzte an den Anfang seines „Contrat
6
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Schulz, Dienstleister (Muttersprachler): Bereitstellung der Texttranskription nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-02-17T09:20:45Z)
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiebibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-02-17T09:20:45Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |