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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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Orientalis (O.T.O.) mitgeteilt und für diese Arbeit zur Verfügung
gestellt.
33) "Die Abhängigkeit der Slavophilen von der deutschen
Philosophie", schreibt Masaryk ("Russland und Europa", Studien
über die geistigen Strömungen in Russland, Bd. I, S. 250/251),
"erscheint immer grösser. Baader hat mit Russland längere Zeit
eine intime Verbindung gehabt; in einer Denkschrift an den
Kaiser Alexander I., an den Kaiser von Oesterreich und den
König von Preussen hat er 1814 die Grundlinien der Heiligen
Allianz vorgearbeitet und wahrscheinlich die Begründung derselben
gefördert. Die Denkschrift ("Ueber das durch die französische
Revolution herbeigeführte Bedürfnis einer neuen und innigeren
Verbindung der Religion mit der Politik") war dem Fürsten Go-
lizyn, dem Freunde Alexanders I. und damaligen Minister für
geistliche Angelegenheiten, gewidmet, und er erhielt längere
Zeit eine ansehnliche monatliche Remuneration dafür (140 Rubel).
Alexander I. beauftragte Baader 1815 ein religiöses Werk für
den russischen Klerus zu verfassen. Baader wollte in Petersburg
eine archäologische Akademie gründen, durch welche er die in-
nigere Verbindung von Religion, Wissenschaft und Kunst und
auch die Aussöhnung der drei Kirchen fördern wollte. Er begab
sich 1822 nach Russland, musste aber vor Riga umkehren, weil
sein enthusiastischer Gönner und Reisebegleiter, Baron Yxküll,
Benjamin Constant besucht hatte und in Ungnade fiel. Diese
Unvorsichtigkeit kostete Baader auch seine Remuneration".
Um Baaders Entwurf für die heilige Allianz nicht mit den reak-
tionären und knebelnden Massnahmen zu verwechseln, die Met-
ternich später praktizierte, muss man den Inhalt dieses Entwurfs
kennen. "Der von den drei Monarchen von Russland, Preussen
und Oesterreich persönlich geschlossene Bund setzt in der Ur-
kunde vom 26. September 1815 fest, dass sich die Monarchen
nur von den Vorschriften der christlichen Religion, nämlich der
Gerechtigkeit, der christlichen Liebe und des Friedens werden
leiten lassen; sie wollen, weil nach der Heiligen Schrift alle
Menschen Brüder sind, künftig als Brüder handeln, ihre Unter-
tanen sollen sich als Glieder einer Nation betrachten: die Mo-
narchen sehen sich nur als Bevollmächtigte der göttlichen Vor-
sehung an, um die drei Zweige derselben Familie zu regieren, und
erkennen keinen anderen Souverän an, als Gott, Christus, das
Lebenswort des Allerhöchsten." ("Russland und Europa", Bd. I.,
S. 80). Barbey d'Aurevilly sympathisierte mit diesem Entwurf
("Les prophetes du Passe", p. 171) und Metternich war es, der
Orientalis (O.T.O.) mitgeteilt und für diese Arbeit zur Verfügung
gestellt.
33) „Die Abhängigkeit der Slavophilen von der deutschen
Philosophie“, schreibt Masaryk („Russland und Europa“, Studien
über die geistigen Strömungen in Russland, Bd. I, S. 250/251),
„erscheint immer grösser. Baader hat mit Russland längere Zeit
eine intime Verbindung gehabt; in einer Denkschrift an den
Kaiser Alexander I., an den Kaiser von Oesterreich und den
König von Preussen hat er 1814 die Grundlinien der Heiligen
Allianz vorgearbeitet und wahrscheinlich die Begründung derselben
gefördert. Die Denkschrift („Ueber das durch die französische
Revolution herbeigeführte Bedürfnis einer neuen und innigeren
Verbindung der Religion mit der Politik“) war dem Fürsten Go-
lizyn, dem Freunde Alexanders I. und damaligen Minister für
geistliche Angelegenheiten, gewidmet, und er erhielt längere
Zeit eine ansehnliche monatliche Remuneration dafür (140 Rubel).
Alexander I. beauftragte Baader 1815 ein religiöses Werk für
den russischen Klerus zu verfassen. Baader wollte in Petersburg
eine archäologische Akademie gründen, durch welche er die in-
nigere Verbindung von Religion, Wissenschaft und Kunst und
auch die Aussöhnung der drei Kirchen fördern wollte. Er begab
sich 1822 nach Russland, musste aber vor Riga umkehren, weil
sein enthusiastischer Gönner und Reisebegleiter, Baron Yxküll,
Benjamin Constant besucht hatte und in Ungnade fiel. Diese
Unvorsichtigkeit kostete Baader auch seine Remuneration“.
Um Baaders Entwurf für die heilige Allianz nicht mit den reak-
tionären und knebelnden Massnahmen zu verwechseln, die Met-
ternich später praktizierte, muss man den Inhalt dieses Entwurfs
kennen. „Der von den drei Monarchen von Russland, Preussen
und Oesterreich persönlich geschlossene Bund setzt in der Ur-
kunde vom 26. September 1815 fest, dass sich die Monarchen
nur von den Vorschriften der christlichen Religion, nämlich der
Gerechtigkeit, der christlichen Liebe und des Friedens werden
leiten lassen; sie wollen, weil nach der Heiligen Schrift alle
Menschen Brüder sind, künftig als Brüder handeln, ihre Unter-
tanen sollen sich als Glieder einer Nation betrachten: die Mo-
narchen sehen sich nur als Bevollmächtigte der göttlichen Vor-
sehung an, um die drei Zweige derselben Familie zu regieren, und
erkennen keinen anderen Souverän an, als Gott, Christus, das
Lebenswort des Allerhöchsten.“ („Russland und Europa“, Bd. I.,
S. 80). Barbey d'Aurevilly sympathisierte mit diesem Entwurf
(„Les prophètes du Passé“, p. 171) und Metternich war es, der
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[277/0285] ³²⁾ Orientalis (O.T.O.) mitgeteilt und für diese Arbeit zur Verfügung gestellt. ³³⁾ „Die Abhängigkeit der Slavophilen von der deutschen Philosophie“, schreibt Masaryk („Russland und Europa“, Studien über die geistigen Strömungen in Russland, Bd. I, S. 250/251), „erscheint immer grösser. Baader hat mit Russland längere Zeit eine intime Verbindung gehabt; in einer Denkschrift an den Kaiser Alexander I., an den Kaiser von Oesterreich und den König von Preussen hat er 1814 die Grundlinien der Heiligen Allianz vorgearbeitet und wahrscheinlich die Begründung derselben gefördert. Die Denkschrift („Ueber das durch die französische Revolution herbeigeführte Bedürfnis einer neuen und innigeren Verbindung der Religion mit der Politik“) war dem Fürsten Go- lizyn, dem Freunde Alexanders I. und damaligen Minister für geistliche Angelegenheiten, gewidmet, und er erhielt längere Zeit eine ansehnliche monatliche Remuneration dafür (140 Rubel). Alexander I. beauftragte Baader 1815 ein religiöses Werk für den russischen Klerus zu verfassen. Baader wollte in Petersburg eine archäologische Akademie gründen, durch welche er die in- nigere Verbindung von Religion, Wissenschaft und Kunst und auch die Aussöhnung der drei Kirchen fördern wollte. Er begab sich 1822 nach Russland, musste aber vor Riga umkehren, weil sein enthusiastischer Gönner und Reisebegleiter, Baron Yxküll, Benjamin Constant besucht hatte und in Ungnade fiel. Diese Unvorsichtigkeit kostete Baader auch seine Remuneration“. Um Baaders Entwurf für die heilige Allianz nicht mit den reak- tionären und knebelnden Massnahmen zu verwechseln, die Met- ternich später praktizierte, muss man den Inhalt dieses Entwurfs kennen. „Der von den drei Monarchen von Russland, Preussen und Oesterreich persönlich geschlossene Bund setzt in der Ur- kunde vom 26. September 1815 fest, dass sich die Monarchen nur von den Vorschriften der christlichen Religion, nämlich der Gerechtigkeit, der christlichen Liebe und des Friedens werden leiten lassen; sie wollen, weil nach der Heiligen Schrift alle Menschen Brüder sind, künftig als Brüder handeln, ihre Unter- tanen sollen sich als Glieder einer Nation betrachten: die Mo- narchen sehen sich nur als Bevollmächtigte der göttlichen Vor- sehung an, um die drei Zweige derselben Familie zu regieren, und erkennen keinen anderen Souverän an, als Gott, Christus, das Lebenswort des Allerhöchsten.“ („Russland und Europa“, Bd. I., S. 80). Barbey d'Aurevilly sympathisierte mit diesem Entwurf („Les prophètes du Passé“, p. 171) und Metternich war es, der

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/285>, abgerufen am 21.11.2024.