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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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Vertreter von ungleich tieferer, grundsätzlicher Bedeutung.
Fast hat es den Anschein, als sei das Judentum in der Figur
Marxens aufgehoben. Das ist jedoch nur eine Täuschung.

Marx begann als Student der Rechtswissenschaften und
der Philosophie. 1842 trug er sich noch mit der Absicht,
sich als Dozent für Philosophie zu habilitieren. Als seinem
Freunde und Studiengenossen, dem Theologen Bruno Bauer
die venia legendi entzogen wird, geht Marx 24jährig als
Redaktor der "Rheinischen Zeitung" in den Journalismus
über. Damit beginnt seine Laufbahn als Gelehrter und
Revolutionär, als Jude und Preusse, als Pamphletist und
Organisator.

Das jüdische Problem tritt bei Marx nicht nur tiefer
und energischer, sondern auch differenzierter und in grösse-
rem Umriss zutage als bei Lassalle. Es darf nicht nach
seinen einzelnen Aeusserungen und Werken beurteilt wer-
den, es ergibt sich nur aus dem Zusammenhang seiner
Persönlichkeit mit der geistigen und politischen Situation
seiner Zeit, ja seines Jahrhunderts. Die Sympathien und
Antipathien Marxens entscheiden dabei oft mehr als sein
persönliches Geständnis, und man würde das Werk dieses
Mannes, der einer der verantwortlichsten Führer der Nation
wurde, sehr unterschätzen, wenn man seine Prätention mehr
im Auge behielte, als den politischen Umkreis, in den er
sich stellte.

Mit ungestümem Temperament tritt Marx zur Zeit
Jungdeutschlands auf. Erst völlig im Banne der Hegel-
schen Doktrinen, deren talmudistische Dialektik, deren theo-
logischen Autoritätsglauben und abstrakte Subordinations-
methode er nie bezweifelte, ist er bemüht, unter Bauers
und Feuerbachs Einfluss mit Hegel'schem Werkzeug eine
realistische Antithese gegen die Hegel'sche Philosophie auf-
zustellen: eine Welt schonungsloser Verneinung sowohl auf
politischem, wie auf ökonomischem und religiösem Gebiet;
eine Welt der Materialität gegen die theologisch-idealistische

Vertreter von ungleich tieferer, grundsätzlicher Bedeutung.
Fast hat es den Anschein, als sei das Judentum in der Figur
Marxens aufgehoben. Das ist jedoch nur eine Täuschung.

Marx begann als Student der Rechtswissenschaften und
der Philosophie. 1842 trug er sich noch mit der Absicht,
sich als Dozent für Philosophie zu habilitieren. Als seinem
Freunde und Studiengenossen, dem Theologen Bruno Bauer
die venia legendi entzogen wird, geht Marx 24jährig als
Redaktor der „Rheinischen Zeitung“ in den Journalismus
über. Damit beginnt seine Laufbahn als Gelehrter und
Revolutionär, als Jude und Preusse, als Pamphletist und
Organisator.

Das jüdische Problem tritt bei Marx nicht nur tiefer
und energischer, sondern auch differenzierter und in grösse-
rem Umriss zutage als bei Lassalle. Es darf nicht nach
seinen einzelnen Aeusserungen und Werken beurteilt wer-
den, es ergibt sich nur aus dem Zusammenhang seiner
Persönlichkeit mit der geistigen und politischen Situation
seiner Zeit, ja seines Jahrhunderts. Die Sympathien und
Antipathien Marxens entscheiden dabei oft mehr als sein
persönliches Geständnis, und man würde das Werk dieses
Mannes, der einer der verantwortlichsten Führer der Nation
wurde, sehr unterschätzen, wenn man seine Prätention mehr
im Auge behielte, als den politischen Umkreis, in den er
sich stellte.

Mit ungestümem Temperament tritt Marx zur Zeit
Jungdeutschlands auf. Erst völlig im Banne der Hegel-
schen Doktrinen, deren talmudistische Dialektik, deren theo-
logischen Autoritätsglauben und abstrakte Subordinations-
methode er nie bezweifelte, ist er bemüht, unter Bauers
und Feuerbachs Einfluss mit Hegel'schem Werkzeug eine
realistische Antithese gegen die Hegel'sche Philosophie auf-
zustellen: eine Welt schonungsloser Verneinung sowohl auf
politischem, wie auf ökonomischem und religiösem Gebiet;
eine Welt der Materialität gegen die theologisch-idealistische

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[179/0187] Vertreter von ungleich tieferer, grundsätzlicher Bedeutung. Fast hat es den Anschein, als sei das Judentum in der Figur Marxens aufgehoben. Das ist jedoch nur eine Täuschung. Marx begann als Student der Rechtswissenschaften und der Philosophie. 1842 trug er sich noch mit der Absicht, sich als Dozent für Philosophie zu habilitieren. Als seinem Freunde und Studiengenossen, dem Theologen Bruno Bauer die venia legendi entzogen wird, geht Marx 24jährig als Redaktor der „Rheinischen Zeitung“ in den Journalismus über. Damit beginnt seine Laufbahn als Gelehrter und Revolutionär, als Jude und Preusse, als Pamphletist und Organisator. Das jüdische Problem tritt bei Marx nicht nur tiefer und energischer, sondern auch differenzierter und in grösse- rem Umriss zutage als bei Lassalle. Es darf nicht nach seinen einzelnen Aeusserungen und Werken beurteilt wer- den, es ergibt sich nur aus dem Zusammenhang seiner Persönlichkeit mit der geistigen und politischen Situation seiner Zeit, ja seines Jahrhunderts. Die Sympathien und Antipathien Marxens entscheiden dabei oft mehr als sein persönliches Geständnis, und man würde das Werk dieses Mannes, der einer der verantwortlichsten Führer der Nation wurde, sehr unterschätzen, wenn man seine Prätention mehr im Auge behielte, als den politischen Umkreis, in den er sich stellte. Mit ungestümem Temperament tritt Marx zur Zeit Jungdeutschlands auf. Erst völlig im Banne der Hegel- schen Doktrinen, deren talmudistische Dialektik, deren theo- logischen Autoritätsglauben und abstrakte Subordinations- methode er nie bezweifelte, ist er bemüht, unter Bauers und Feuerbachs Einfluss mit Hegel'schem Werkzeug eine realistische Antithese gegen die Hegel'sche Philosophie auf- zustellen: eine Welt schonungsloser Verneinung sowohl auf politischem, wie auf ökonomischem und religiösem Gebiet; eine Welt der Materialität gegen die theologisch-idealistische

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/187>, abgerufen am 21.11.2024.