Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Rußland wie es wirklich ist! Mannheim, 1848.Meine Herren! Der gegenwärtige Augenblick ist für mich ein höchst feierlicher. Ich bin Russe, und ich trete mitten unter diese zahlreiche Versammlung, die sich vereinigt hat, um den Jahrestag der polnischen Revolution zu feiern, und deren bloße Anwesenheit hier schon gewissermaßen eine Herausforderung, eine Drohung und ein Fluch gegen die Unterdrücker Polens ist; - ich trete unter Sie, meine Herren, getrieben von einer tiefwurzelnden Liebe und einer unwandelbaren Achtung für mein Vaterland. Ich weiß es wohl, wie unbeliebt Rußland bei den Völkern Europa's ist. Die Polen halten es, und vielleicht nicht ohne Grund, für eine der Hauptursachen alles ihres Unglücks. Die unabhängigen Männer der andern Nationen sehen in der reißend schnellen Entwicklung seiner Macht eine von Tage zu Tage wachsende Gefahr für die Freiheit der Völker. Ueberall erscheint der Name Russe gleichbedeutend mit brutaler Unterdrückung und schimpflicher Sklaverei. Ein Russe ist in der Meinung Europa's nichts Anderes, als ein feiles Werkzeug in den Händen des verhaßtesten und gefährlichsten Despotismus. Meine Herren! Nicht um Rußland wegen der Verbrechen zu rechtfertigen, deren man es anklagt, nicht um die Wahrheit zu verläugnen, habe ich diese Tribüne bestiegen. Ich will nicht das Unmögliche versuchen. Die Wahrheit thut mehr als je meinem Vaterlande Noth. Meine Herren! Der gegenwärtige Augenblick ist für mich ein höchst feierlicher. Ich bin Russe, und ich trete mitten unter diese zahlreiche Versammlung, die sich vereinigt hat, um den Jahrestag der polnischen Revolution zu feiern, und deren bloße Anwesenheit hier schon gewissermaßen eine Herausforderung, eine Drohung und ein Fluch gegen die Unterdrücker Polens ist; – ich trete unter Sie, meine Herren, getrieben von einer tiefwurzelnden Liebe und einer unwandelbaren Achtung für mein Vaterland. Ich weiß es wohl, wie unbeliebt Rußland bei den Völkern Europa’s ist. Die Polen halten es, und vielleicht nicht ohne Grund, für eine der Hauptursachen alles ihres Unglücks. Die unabhängigen Männer der andern Nationen sehen in der reißend schnellen Entwicklung seiner Macht eine von Tage zu Tage wachsende Gefahr für die Freiheit der Völker. Ueberall erscheint der Name Russe gleichbedeutend mit brutaler Unterdrückung und schimpflicher Sklaverei. Ein Russe ist in der Meinung Europa’s nichts Anderes, als ein feiles Werkzeug in den Händen des verhaßtesten und gefährlichsten Despotismus. Meine Herren! Nicht um Rußland wegen der Verbrechen zu rechtfertigen, deren man es anklagt, nicht um die Wahrheit zu verläugnen, habe ich diese Tribüne bestiegen. Ich will nicht das Unmögliche versuchen. Die Wahrheit thut mehr als je meinem Vaterlande Noth. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0004" n="3"/> <div n="1"> <head>Meine Herren!<lb/></head> <p><hi rendition="#in">D</hi>er gegenwärtige Augenblick ist für mich ein höchst feierlicher. Ich bin Russe, und ich trete mitten unter diese zahlreiche Versammlung, die sich vereinigt hat, um den Jahrestag der polnischen Revolution zu feiern, und deren bloße Anwesenheit hier schon gewissermaßen eine Herausforderung, eine Drohung und ein Fluch gegen die Unterdrücker Polens ist; – ich trete unter Sie, meine Herren, getrieben von einer tiefwurzelnden Liebe und einer unwandelbaren Achtung für mein Vaterland.</p> <p>Ich weiß es wohl, wie unbeliebt Rußland bei den Völkern Europa’s ist. Die Polen halten es, und vielleicht nicht ohne Grund, für eine der Hauptursachen alles ihres Unglücks. Die unabhängigen Männer der andern Nationen sehen in der reißend schnellen Entwicklung seiner Macht eine von Tage zu Tage wachsende Gefahr für die Freiheit der Völker. Ueberall erscheint der Name <hi rendition="#g">Russe</hi> gleichbedeutend mit brutaler Unterdrückung und schimpflicher Sklaverei. Ein Russe ist in der Meinung Europa’s nichts Anderes, als ein feiles Werkzeug in den Händen des verhaßtesten und gefährlichsten Despotismus.</p> <p>Meine Herren! Nicht um Rußland wegen der Verbrechen zu rechtfertigen, deren man es anklagt, nicht um die Wahrheit zu verläugnen, habe ich diese Tribüne bestiegen. Ich will nicht das Unmögliche versuchen. Die Wahrheit thut mehr als je meinem Vaterlande Noth.</p> </div> </body> </text> </TEI> [3/0004]
Meine Herren!
Der gegenwärtige Augenblick ist für mich ein höchst feierlicher. Ich bin Russe, und ich trete mitten unter diese zahlreiche Versammlung, die sich vereinigt hat, um den Jahrestag der polnischen Revolution zu feiern, und deren bloße Anwesenheit hier schon gewissermaßen eine Herausforderung, eine Drohung und ein Fluch gegen die Unterdrücker Polens ist; – ich trete unter Sie, meine Herren, getrieben von einer tiefwurzelnden Liebe und einer unwandelbaren Achtung für mein Vaterland.
Ich weiß es wohl, wie unbeliebt Rußland bei den Völkern Europa’s ist. Die Polen halten es, und vielleicht nicht ohne Grund, für eine der Hauptursachen alles ihres Unglücks. Die unabhängigen Männer der andern Nationen sehen in der reißend schnellen Entwicklung seiner Macht eine von Tage zu Tage wachsende Gefahr für die Freiheit der Völker. Ueberall erscheint der Name Russe gleichbedeutend mit brutaler Unterdrückung und schimpflicher Sklaverei. Ein Russe ist in der Meinung Europa’s nichts Anderes, als ein feiles Werkzeug in den Händen des verhaßtesten und gefährlichsten Despotismus.
Meine Herren! Nicht um Rußland wegen der Verbrechen zu rechtfertigen, deren man es anklagt, nicht um die Wahrheit zu verläugnen, habe ich diese Tribüne bestiegen. Ich will nicht das Unmögliche versuchen. Die Wahrheit thut mehr als je meinem Vaterlande Noth.
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