Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.
sein -- (Zieht ein kleines, wohlgeordnetes Konvolut von Briefen aus dem Fach.) Hier sind die Briefe der gnädigen Frau und Abschriften meiner Antworten. (Legt das Konvolut auf den Tisch.) Fidelis (trocken). Sie führen Buch. Kuno. Wollen Sie bitte lesen und sich überzeugen. (Tritt vom Tische zurück.) Fidelis (blickt auf das Konvolut; nach einer kleinen Pause, mit einer leicht abwehrenden Handbewegung, kurz). Ich danke. (Steht noch eine Weile, bald auf Kuno, bald wieder auf das Konvolut blickend, und geht dann langsam nach rechts, bis an den kleinen niederen Stuhl rechts, an dem er stehen bleibt, mit dem Rücken zu Kuno.) Kuno (blickt erst Fidelis nach, tritt dann an den Tisch, ver- sperrt das Konvolut und steckt den Schlüssel wieder zu sich; nach einer sehr langen Pause). Ich überlegte damals gleich, ob ich Sie nicht eigentlich davon verständigen müßte. Nun waren Sie doch aber verreist, und brieflich -- Fidelis (wendet sich rasch nach ihm um; mit heiserer Stim- me dazwischen sprechend). Herr! Sie -- Kuno (weitersprechend). Meine Situation war ja -- Fidelis (heiser schreiend, höhnisch). Ihre Situation -- was geht mich Ihre Situation --? Kuno (rasch einfallend; in einem erstaunten Ton). Ich will Ihnen ja bloß erklären -- Fidelis (brüllend, indem er auf ihn losgeht). Erklären Sie mir nicht --! (Bleibt stehen, höhnisch, laut auflachend.) Er- klären! -- (Heiser, an den Worten würgend.) Meine Frau, eine Frau wie Luz -- es widerfährt Ihnen das unsinnige Glück, daß sich eine Frau wie Luz an Sie weg, weg-
ſein — (Zieht ein kleines, wohlgeordnetes Konvolut von Briefen aus dem Fach.) Hier ſind die Briefe der gnädigen Frau und Abſchriften meiner Antworten. (Legt das Konvolut auf den Tiſch.) Fidelis (trocken). Sie führen Buch. Kuno. Wollen Sie bitte leſen und ſich überzeugen. (Tritt vom Tiſche zuruͤck.) Fidelis (blickt auf das Konvolut; nach einer kleinen Pauſe, mit einer leicht abwehrenden Handbewegung, kurz). Ich danke. (Steht noch eine Weile, bald auf Kuno, bald wieder auf das Konvolut blickend, und geht dann langſam nach rechts, bis an den kleinen niederen Stuhl rechts, an dem er ſtehen bleibt, mit dem Ruͤcken zu Kuno.) Kuno (blickt erſt Fidelis nach, tritt dann an den Tiſch, ver- ſperrt das Konvolut und ſteckt den Schluͤſſel wieder zu ſich; nach einer ſehr langen Pauſe). Ich überlegte damals gleich, ob ich Sie nicht eigentlich davon verſtändigen müßte. Nun waren Sie doch aber verreiſt, und brieflich — Fidelis (wendet ſich raſch nach ihm um; mit heiſerer Stim- me dazwiſchen ſprechend). Herr! Sie — Kuno (weiterſprechend). Meine Situation war ja — Fidelis (heiſer ſchreiend, hoͤhniſch). Ihre Situation — was geht mich Ihre Situation —? Kuno (raſch einfallend; in einem erſtaunten Ton). Ich will Ihnen ja bloß erklären — Fidelis (bruͤllend, indem er auf ihn losgeht). Erklären Sie mir nicht —! (Bleibt ſtehen, hoͤhniſch, laut auflachend.) Er- klären! — (Heiſer, an den Worten wuͤrgend.) Meine Frau, eine Frau wie Luz — es widerfährt Ihnen das unſinnige Glück, daß ſich eine Frau wie Luz an Sie weg, weg- <TEI> <text> <body> <div type="act"> <sp who="#KUN"> <p><pb facs="#f0093" n="87"/> ſein — <stage>(Zieht ein kleines, wohlgeordnetes Konvolut von Briefen<lb/> aus dem Fach.)</stage> Hier ſind die Briefe der gnädigen Frau<lb/> und Abſchriften meiner Antworten. <stage>(Legt das Konvolut<lb/> auf den Tiſch.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(trocken).</stage> <p>Sie führen Buch.</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Kuno.</hi> </hi> </speaker> <p>Wollen Sie bitte leſen und ſich überzeugen.<lb/><stage>(Tritt vom Tiſche zuruͤck.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(blickt auf das Konvolut; nach einer kleinen Pauſe,<lb/> mit einer leicht abwehrenden Handbewegung, kurz).</stage> <p>Ich danke.<lb/><stage>(Steht noch eine Weile, bald auf Kuno, bald wieder auf das<lb/> Konvolut blickend, und geht dann langſam nach rechts, bis an<lb/> den kleinen niederen Stuhl rechts, an dem er ſtehen bleibt, mit<lb/> dem Ruͤcken zu Kuno.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Kuno</hi> </hi> </speaker> <stage>(blickt erſt Fidelis nach, tritt dann an den Tiſch, ver-<lb/> ſperrt das Konvolut und ſteckt den Schluͤſſel wieder zu ſich;<lb/> nach einer ſehr langen Pauſe).</stage> <p>Ich überlegte damals gleich,<lb/> ob ich Sie nicht eigentlich davon verſtändigen müßte.<lb/> Nun waren Sie doch aber verreiſt, und brieflich —</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(wendet ſich raſch nach ihm um; mit heiſerer Stim-<lb/> me dazwiſchen ſprechend).</stage> <p>Herr! Sie —</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Kuno</hi> </hi> </speaker> <stage>(weiterſprechend).</stage> <p>Meine Situation war ja —</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(heiſer ſchreiend, hoͤhniſch).</stage> <p>Ihre Situation —<lb/> was geht mich Ihre Situation —?</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Kuno</hi> </hi> </speaker> <stage>(raſch einfallend; in einem erſtaunten Ton).</stage> <p>Ich<lb/> will Ihnen ja bloß erklären —</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(bruͤllend, indem er auf ihn losgeht).</stage> <p>Erklären Sie<lb/> mir nicht —! <stage>(Bleibt ſtehen, hoͤhniſch, laut auflachend.)</stage> Er-<lb/> klären! — <stage>(Heiſer, an den Worten wuͤrgend.)</stage> Meine Frau,<lb/> eine Frau wie Luz — es widerfährt Ihnen das unſinnige<lb/> Glück, daß ſich eine Frau wie Luz an Sie weg, weg-<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [87/0093]
ſein — (Zieht ein kleines, wohlgeordnetes Konvolut von Briefen
aus dem Fach.) Hier ſind die Briefe der gnädigen Frau
und Abſchriften meiner Antworten. (Legt das Konvolut
auf den Tiſch.)
Fidelis (trocken). Sie führen Buch.
Kuno. Wollen Sie bitte leſen und ſich überzeugen.
(Tritt vom Tiſche zuruͤck.)
Fidelis (blickt auf das Konvolut; nach einer kleinen Pauſe,
mit einer leicht abwehrenden Handbewegung, kurz). Ich danke.
(Steht noch eine Weile, bald auf Kuno, bald wieder auf das
Konvolut blickend, und geht dann langſam nach rechts, bis an
den kleinen niederen Stuhl rechts, an dem er ſtehen bleibt, mit
dem Ruͤcken zu Kuno.)
Kuno (blickt erſt Fidelis nach, tritt dann an den Tiſch, ver-
ſperrt das Konvolut und ſteckt den Schluͤſſel wieder zu ſich;
nach einer ſehr langen Pauſe). Ich überlegte damals gleich,
ob ich Sie nicht eigentlich davon verſtändigen müßte.
Nun waren Sie doch aber verreiſt, und brieflich —
Fidelis (wendet ſich raſch nach ihm um; mit heiſerer Stim-
me dazwiſchen ſprechend). Herr! Sie —
Kuno (weiterſprechend). Meine Situation war ja —
Fidelis (heiſer ſchreiend, hoͤhniſch). Ihre Situation —
was geht mich Ihre Situation —?
Kuno (raſch einfallend; in einem erſtaunten Ton). Ich
will Ihnen ja bloß erklären —
Fidelis (bruͤllend, indem er auf ihn losgeht). Erklären Sie
mir nicht —! (Bleibt ſtehen, hoͤhniſch, laut auflachend.) Er-
klären! — (Heiſer, an den Worten wuͤrgend.) Meine Frau,
eine Frau wie Luz — es widerfährt Ihnen das unſinnige
Glück, daß ſich eine Frau wie Luz an Sie weg, weg-
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Zitationshilfe: | Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/93>, abgerufen am 16.02.2025. |