Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913. Luz (beschämt den Kopf senkend; ganz leise). Nie hab ich stärker gespürt, wie lieb ich dich hab, -- glaub mir doch, Fidl! Fidelis (achselzuckend). Ja, Kind, die Polygamie kön- nen wir aber deinetwegen nicht einführen. Luz (tieftraurig; leise). Nichts als Spott hast du für mich. Fidelis (ernst, fast mitleidig). Nein, Luz, aber -- Luz (leise klagend). Ich hatte gedacht, du würdest mich in deinen starken Arm nehmen und dann wäre alles wie- der gut! Fidelis (in einem gutmütigen Ton, langsam). Du vergißt dabei nur, daß wir ja jetzt -- Kind, wir sind ja jetzt doch ... zu dritt. Luz (aufspringend, wendet sich mit einem Ruck nach ihm um; in höchster Erregung). Du willst doch nicht --? (Stürzt auf ihn zu.) Fidl, versprich mir, daß du nie dar- über mit ihm sprechen wirst! Fidelis (befremdet). Was ist denn? Luz (am ganzen Leibe zitternd). Nie, hörst du? Schwör mir, daß du nie -- Fidelis (nimmt sie besorgt an der Hand). Luz, was --? Luz (entsetzt). Er hat schon einmal einen Menschen getötet! Fidelis (überrascht, aber ganz ruhig). O. Luz (keuchend). Er hat eine Frau verführt und den Mann dann im Duell erschossen. -- Versprich mir, Fidl -- -- Fidelis. Ich verspreche dir, daß er mich nicht er- schießen wird. 4*
Luz (beſchaͤmt den Kopf ſenkend; ganz leiſe). Nie hab ich ſtärker geſpürt, wie lieb ich dich hab, — glaub mir doch, Fidl! Fidelis (achſelzuckend). Ja, Kind, die Polygamie kön- nen wir aber deinetwegen nicht einführen. Luz (tieftraurig; leiſe). Nichts als Spott haſt du für mich. Fidelis (ernſt, faſt mitleidig). Nein, Luz, aber — Luz (leiſe klagend). Ich hatte gedacht, du würdeſt mich in deinen ſtarken Arm nehmen und dann wäre alles wie- der gut! Fidelis (in einem gutmuͤtigen Ton, langſam). Du vergißt dabei nur, daß wir ja jetzt — Kind, wir ſind ja jetzt doch ... zu dritt. Luz (aufſpringend, wendet ſich mit einem Ruck nach ihm um; in hoͤchſter Erregung). Du willſt doch nicht —? (Stuͤrzt auf ihn zu.) Fidl, verſprich mir, daß du nie dar- über mit ihm ſprechen wirſt! Fidelis (befremdet). Was iſt denn? Luz (am ganzen Leibe zitternd). Nie, hörſt du? Schwör mir, daß du nie — Fidelis (nimmt ſie beſorgt an der Hand). Luz, was —? Luz (entſetzt). Er hat ſchon einmal einen Menſchen getötet! Fidelis (uͤberraſcht, aber ganz ruhig). O. Luz (keuchend). Er hat eine Frau verführt und den Mann dann im Duell erſchoſſen. — Verſprich mir, Fidl — — Fidelis. Ich verſpreche dir, daß er mich nicht er- ſchießen wird. 4*
<TEI> <text> <body> <div type="act"> <pb facs="#f0054" n="51"/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(beſchaͤmt den Kopf ſenkend; ganz leiſe).</stage> <p>Nie hab<lb/> ich ſtärker geſpürt, wie lieb ich dich hab, — glaub mir<lb/> doch, Fidl!</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(achſelzuckend).</stage> <p>Ja, Kind, die Polygamie kön-<lb/> nen wir aber deinetwegen nicht einführen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(tieftraurig; leiſe).</stage> <p>Nichts als Spott haſt du für<lb/> mich.</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(ernſt, faſt mitleidig).</stage> <p>Nein, Luz, aber —</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(leiſe klagend).</stage> <p>Ich hatte gedacht, du würdeſt mich<lb/> in deinen ſtarken Arm nehmen und dann wäre alles wie-<lb/> der gut!</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(in einem gutmuͤtigen Ton, langſam).</stage> <p>Du vergißt<lb/> dabei nur, daß wir ja jetzt — Kind, wir ſind ja jetzt<lb/> doch ... zu dritt.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(aufſpringend, wendet ſich mit einem Ruck nach ihm<lb/> um; in hoͤchſter Erregung).</stage> <p>Du willſt doch nicht —?<lb/><stage>(Stuͤrzt auf ihn zu.)</stage> Fidl, verſprich mir, daß du nie dar-<lb/> über mit ihm ſprechen wirſt!</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(befremdet).</stage> <p>Was iſt denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(am ganzen Leibe zitternd).</stage> <p>Nie, hörſt du? Schwör<lb/> mir, daß du nie —</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(nimmt ſie beſorgt an der Hand).</stage> <p>Luz, was —?</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(entſetzt).</stage> <p>Er hat ſchon einmal einen Menſchen<lb/> getötet!</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(uͤberraſcht, aber ganz ruhig).</stage> <p>O.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(keuchend).</stage> <p>Er hat eine Frau verführt und den<lb/> Mann dann im Duell erſchoſſen. — Verſprich mir,<lb/> Fidl — —</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis.</hi> </hi> </speaker> <p>Ich verſpreche dir, daß er mich nicht er-<lb/> ſchießen wird.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">4*</fw> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [51/0054]
Luz (beſchaͤmt den Kopf ſenkend; ganz leiſe). Nie hab
ich ſtärker geſpürt, wie lieb ich dich hab, — glaub mir
doch, Fidl!
Fidelis (achſelzuckend). Ja, Kind, die Polygamie kön-
nen wir aber deinetwegen nicht einführen.
Luz (tieftraurig; leiſe). Nichts als Spott haſt du für
mich.
Fidelis (ernſt, faſt mitleidig). Nein, Luz, aber —
Luz (leiſe klagend). Ich hatte gedacht, du würdeſt mich
in deinen ſtarken Arm nehmen und dann wäre alles wie-
der gut!
Fidelis (in einem gutmuͤtigen Ton, langſam). Du vergißt
dabei nur, daß wir ja jetzt — Kind, wir ſind ja jetzt
doch ... zu dritt.
Luz (aufſpringend, wendet ſich mit einem Ruck nach ihm
um; in hoͤchſter Erregung). Du willſt doch nicht —?
(Stuͤrzt auf ihn zu.) Fidl, verſprich mir, daß du nie dar-
über mit ihm ſprechen wirſt!
Fidelis (befremdet). Was iſt denn?
Luz (am ganzen Leibe zitternd). Nie, hörſt du? Schwör
mir, daß du nie —
Fidelis (nimmt ſie beſorgt an der Hand). Luz, was —?
Luz (entſetzt). Er hat ſchon einmal einen Menſchen
getötet!
Fidelis (uͤberraſcht, aber ganz ruhig). O.
Luz (keuchend). Er hat eine Frau verführt und den
Mann dann im Duell erſchoſſen. — Verſprich mir,
Fidl — —
Fidelis. Ich verſpreche dir, daß er mich nicht er-
ſchießen wird.
4*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |